Coronavirus

Anschober: "Noch ist keine Trendwende in Sicht"

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Gesundheitsminister Anschober und Innenminister Nehammer informierten bei einer gemeinsamen Pressekonferenz über die neuesten Entwicklungen der Corona-Pandemie in Österreich.

Nach dem überraschenden TV-Auftritt von Bundeskanzler Sebastian Kurz ("Bin auch auf viel Widerstand gestoßen") Dienstagmittag, traten nun am Nachmittag auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) gemeinsam vor die Presse, um über die weiteren Entwicklungen der Corona-Pandemie in Österreich zu informieren.



"Wir erleben die schwerste Gesundheitskrise seit Jahrzehnten", begann Anschober, der den Anfang machte. Die Befürchtung sei eingetreten, aus der Epidemie wurde eine Pandemie, mit einem Epizentrum mitten in Europa. "Noch gibt es keine Trendwende", so der Gesundheitsminister. Er spricht von einer "alarmierenden Entwicklung in Italien" und fügt hinzu: "Österreich ist bekanntlich kein Land, wo ein Glassturz drüber steht. Auch hier steigen die Fälle."

Mit Stand 15 Uhr wurden heute, Dienstag, hierzulande 1.332 bestätigte Covid-19-Fälle gezählt. Zur selben Zeit am Montag waren es noch 1.016 Infizierte. Aktuell wird mit einer Verdopplung der Fallzahlen alle drei Tage gerechnet. Das Ziel sei es, den Anstieg der Infektionen auf unter 20 Prozent zu bringen, damit die Kurve möglichst flach gehalten werden kann, so Anschober.

(Noch) keine Pläne für Verschärfung

Die Situation in Österreich sei aber derzeit glücklicherweise noch eine andere, erklärt der Gesundheitsminister. Anhand einiger Grafiken führt er aus, dass in Österreich aktuell die meisten Sars-CoV-2-Fälle in die Altersgruppe der 35- bis 55-Jährigen fallen. Bei diesen würde die Krankheit meist milde verlaufen. In unserem Nachbarland Italien, wo die Todeszahlen rapide steigen, liege das Durchschnittsalter der Infizierten bei 81 Jahren – also direkt in der Hochrisikogruppe der Über-65-Jährigen.

Weitere umfassende Maßnahmen seien derzeit keine geplant, versichert Anschober. "Wir haben ein sehr, sehr, sehr offensives Paket auf den Weg gebracht. Wir sind damit in Sicherheit in Europa die Nummer eins". Entscheidend sei, dass nicht nachgelassen wird. "Derzeit sind aber keine Pläne in Vorbereitung für eine umfassende Verschärfung", so der Minister. Bis sich die bisher gesetzten Maßnahmen der Bundesregierung sich aber in den Statistiken widerspiegeln, dauere es rund acht bis zehn Tage.

Hotline 1450: "Bleiben Sie dran"

Innenminister Karl Nehammer schilderte im Anschluss die aktuelle Lage aus Sicht der Exekutive. Seitens der Polizei habe es "ganz wenige Einsätze" wegen des aktuellen Versammlungsverbotes gegeben. Aktuell werden auch 1.200 Polizeischüler im dritten und vierten Semester ihrer Ausbildung als Verstärkung in die Polizeiinspektionen geschickt. Polizeischüler im ersten Jahr würden unter besonderen Vorkehrungsmaßnahmen weiter unterrichtet.

Man versuche auch mehr Personal für die Corona-Hotline 1450 zur Verfügung zu stellen. Die teilweise stundenlangen Wartezeiten kommentierte Nehammer mit den Worten: "Diese Telefonnummer erfordert Geduld. Bleiben Sie dran."

Humanitärer Korridor durch Ungarn

Am Flughafen Wien-Schwechat komme der Flugverkehr auch langsam zum Erliegen, so der Innenminister. Sämtliche Flüge aus Spanien, Frankreich und Schweiz seien in der Nacht eingestellt worden. Die letzten Flieger aus der Ukraine, Großbritannien und den Niederlanden werden in der Nacht auf Mittwoch landen. Bei allen Passagieren würden Gesundheitschecks durchgeführt.

Auf dem Boden kam es heute zu einer massiven Einschränkung des Verkehrs in Richtung Ungarn. Die dortige Regierung hat die Grenzübergänge für alle, außer den eigenen Staatsbürgern und den Güterverkehr geschlossen. Am Grenzübergang Nickelsdorf kam es in Folge dessen und einer Sitzblockade durch erboste Autofahrer zu rund 30 Kilometer Stau auf der Ostautobahn. In Abstimmung mit seinem Amtskollegen soll von Dienstagabend 21 Uhr bis Mittwoch 6 Uhr früh ein "humanitärer Korridor" für heimreisende Rumänen durch Ungarn geöffnet werden. Auch Bulgaren sollen bis Mitternacht passieren dürfen.

Alle Artikel und Entwicklungen zum Coronavirus auf einen Blick >