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Dank Schröcksnadel hat Jukic wieder alle lieb

Heute Redaktion
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Die Unstimmigkeiten zwischen dem österreichischen Schwimmverband (OSV) und Dinko Jukic sind nach mehr als einem Jahr ausgeräumt. In einem Treffen des Olympia-Vierten mit OSV-Sprecherin Birgit Fürnkranz-Maglock und Vermittler Peter Schröcksnadel wurden alle Streitpunkte zwischen den beiden Parteien ad acta gelegt. Als Folge dessen sind laut einer OSV-Aussendung auch die laufenden Klagen auf ewig ruhend gestellt.

Die sind nach mehr als einem Jahr ausgeräumt. In einem Treffen des Olympia-Vierten mit OSV-Sprecherin Birgit Fürnkranz-Maglock und Vermittler Peter Schröcksnadel wurden alle Streitpunkte zwischen den beiden Parteien ad acta gelegt. Als Folge dessen sind laut einer OSV-Aussendung auch die laufenden Klagen auf ewig ruhend gestellt.

"Ich bin sehr froh, dass wir einen Schlussstrich gezogen haben und jetzt nur mehr nach vorne schauen", wurde Jukic zitiert. "Es geht um den Sport, mein Training und meine Leistungen." Der 24-Jährige wie auch Fürnkranz-Maglock hoben die Mediator-Tätigkeit Schröcksnadels hervor. "Ohne ihn gäbe es diese Lösung nicht", erklärte die interimistische Geschäftsführerin des OSV-Präsidiums.

"Vergangenheit ist passé"

"Wir reden nur noch über die Zukunft, die Vergangenheit ist passe", sagte Schröcksnadel. "Dinko will schwimmen und das auch für Österreich. Das freut mich, der Verband braucht einen guten Athleten." Jukic hatte sein bisher letztes Rennen bei einer vom OSV beschickten Veranstaltung am 27. Mai 2012 bei den Debrecen-Titelkämpfen bestritten. Danach war er im Sommer 2012 für das ÖOC bei Olympia in London am Start und hat seither lediglich Mitte März für seinen zu diesem Zeitpunkt vom OSV schon ausgeschlossen gewesenen Club SC Austria Wien einen Wettkampf bestritten. Nun sind die Weichen für einen sportlichen Neuanfang gestellt.

Dass der erfolgreichste der derzeit aktiven OSV-Athleten auch wieder sportlich für Schlagzeilen sorgen will, nachdem er in seiner schwimmerischen Schaffenspause mit Paul Schauer und Christian Meidlinger mehr oder weniger zwei OSV-Präsidenten zu Fall gebracht hat, freut nicht zuletzt Fürnkranz-Maglock. "Ich freue mich sehr, dass das erste Treffen zwischen Dinko Jukic und mir so positiv verlaufen ist", ließ die Niederösterreicherin wissen.

"Weichen für Olympia gestellt"

"Damit sind die Weichen für die Olympischen Spiele 2016 in Rio gestellt. Der Österreichische Schwimmverband hat damit den derzeit besten österreichischen Schwimmer wieder an Bord", sagte die interimistische OSV- Geschäftsführerin. Es ist zu erwarten, dass Jukic am Donnerstag jetzt auch bei der Bekanntgabe des vorläufigen Rio-Kaders genannt wird. Das deutete Schröcksnadel schon an: "Wichtig war, dass die Entscheidung noch vor der Bekanntgabe des Rio-Kaders gefallen ist. Der Gordische Knoten ist gelöst."

Österreichs oberster Ski-Boss hat die Vermittlerrolle auf Initiative von Gerald Klug übernommen. "Ich möchte mich bei Peter Schröcksnadel ganz herzlich für seinen Einsatz bedanken", sagte der Sportminister. "Dinko Jukic war der erfolgreichste Sportler bei Olympia in London und ist eine große Hoffnung für Rio 2016. Ich bin zuversichtlich, dass für ihn nun wieder der Sport im Vordergrund steht. Das Projekt Rio wird ihn unterstützen."

Klagen wurden fallen gelassen

Die von Fürnkranz-Maglock geforderte Jukic-Entschuldigung hat es beim entscheidenden Treffen laut Schröcksnadel nicht gegeben, der Athlet verzichtet mit ruhend Stellung der Klage aber auf schon geäußerte, sich aus der Sperre ergebende Schadenersatzforderungen. Denn nachdem Jukic in erster Instanz recht bekommen hatte, war davon auszugehen, dass der OSV auch mit der schon eingebrachten Berufung abgeblitzt wäre.

Jukic hat seinen Anwalt Thomas Krankl beauftragt, die Klage gegen den OSV fallen zu lassen. Der Jurist hatte seinen (OSV)-Widerpart Anton Ehm aber vorerst noch nicht erreicht. Krankl hat jedoch am Mittwoch die OSV-Berufung im Gerichtsfall des Ausschlusses des Salzburger Landesverbands zugestellt bekommen. Auch hier hat der OSV in erster Instanz verloren, hinsichtlich des Ausschlusses von acht Salzburger Vereinen ist das sogar schon rechtskräftig.

Die Chronologie des Streits auf Seite 2!

Chronologie des Disputs zwischen dem OSV und Dinko Jukic:

27. Mai 2012: Langbahn-EM in Debrecen - Am Schlusstag der Titelkämpfe kritisiert Jukic OSV-Vizepräsident und -Delegationsleiter Helmut Tröbitsch, OSV-Schwimmwart Moschos Tavlas sowie OSV-Vorstandsmitglied und Kampfrichter Herbert Schurm mit heftiger Wortwahl, u.a. da er mit der vorverlegten Abreise des OSV-Teams nicht einverstanden war. Auch hatte er aus seiner Sicht eine Einzel-Finalchance geopfert, um in der Staffel zu schwimmen. Diese schied aber im Vorlauf aus.

Anfang Juli 2012: Als Reaktion auf Jukic' Verhalten leitet der OSV ein Disziplinarverfahren gegen ihn ein. Jukic will wegen der Olympia-Vorbereitung erst nach den Spielen vor dem zuständigen, dreiköpfigen OSV-Schiedsgericht aussagen. Das wird genehmigt.

30. Juli 2012: Jukic gibt nach seinem Olympia-Vorlaufsieg über 200 m Delfin bekannt, auf ein Antreten bei vom OSV ausgerichteten Wettkämpfen solange verzichten zu wollen, bis in den OSV-Funktionärsreihen die nach seinem Gesichtspunkt notwendigen Änderungen durchgeführt werden. Daher nimmt der Wiener auch nicht an den in der Woche nach Olympia in Innsbruck abgehaltenen Staatsmeisterschaften teil.

31. Juli 2012: Die OSV-Herren-Staffel über 4 x 200 m Kraul kommt in den Londoner Olympia-Vorläufen nur auf den 16. und letzten Platz, nachdem Jukic sich gegen ein Antreten in diesem Bewerb entschlossen hat.

1. August 2012: Jukic fordert bei Olympia unmittelbar nach seinem vierten Platz über 200 m Delfin, dass beim Linzer Verbandstag am 15. September 2012 eine auf seinen Vorstellungen basierende Zusammensetzung des OSV-Präsidiums erfolgen sollte.

2. August 2012: Jukic bestreitet bei Olympia als Semifinal-Neunter über 100 m Delfin sein bis heute letztes Rennen "für Österreich".

29. August 2012: Das OSV-Verbandsgericht gibt die Sperre von Jukic auf zehn Monate unbedingt und zwei Monate auf Bewährung bekannt. Die entsprechende Sitzung hat sechs Tage zuvor stattgefunden, Jukic war weder erschienen noch hatte er sich schriftlich zu den Vorwürfen geäußert. Für den Fall der Sperre hatte er bei den Sommerspielen angekündigt, seine Karriere beenden zu wollen. Jukic verpasst in Folge Ende 2012 die Kurzbahn-EM in Chartres, die Kurzbahn-WM in Istanbul sowie - nach Ablauf der Sperre - im Sommer 2013 die Langbahn-WM in Barcelona.

2. September 2012: Jukic und sein Anwalt Thomas Krankl kündigen an, den OSV mit Klagen einzudecken. Einen Nationenwechsel schließt Jukic aus. "Eher höre ich auf."

13. September 2012: Paul Schauer tritt zwei Tage vor seiner möglichen Wiederwahl nach mehr als achtjähriger Amtsperiode als OSV-Präsident zurück. Der damals 65-Jährige war von Jukic zum Feindbild erkoren worden.

15. September 2012: Die Berufung auf OSV-internem Weg von Jukic gegen die Sperre wird beim Verbandstag von den Funktionären der österreichischen Schwimmvereine bei 20 Enthaltungen mit 101:10 Stimmen abgelehnt.

30. November 2012: Die Sperre von Jukic wird vorläufig per Einstweiliger Verfügung des Wiener Landesgerichts für Zivilrechtssachen aufgehoben, der Athlet ist damit wieder startberechtigt.

24. Jänner 2013: Ein geplantes Schlichtungsgespräch zwischen Meidlinger und Jukic mit Anwälten kommt nicht zustande.

25. Jänner 2013: Der OSV schließt den Jukic-Club SC Austria Wien wegen ausständiger Mitgliedsgebühren aus.

12. Februar 2013: Zur ersten Gerichtsverhandlung aufgrund der Jukic-Klage gegen die Sperre kommt außer Anwalt Anton Ehm kein OSV-Vertreter, Vergleichsbemühungen scheitern. Von der Richterin wird ein Urteil angekündigt.

25. Februar 2013: Meidlinger erklärt, im Fall eines Gerichtsurteils pro Jukic nicht berufen zu wollen.

4. März 2013: Der OSV erklärt, dass Jukic bei den Staatsmeisterschaften in Graz aufgrund des Ausschlusses von Austria Wien mit Sonderstartrecht für den OSV schwimmen werde. Jukic lehnt drei Tage danach ab, er wolle nur für seinen Club schwimmen.

13. März 2013: Die Sperre von Jukic wird vom Gericht in erster Instanz aufgehoben. Das Verbandsgericht habe keine Disziplinargewalt gehabt, ein solches Urteil zu fällen.

16./17. März 2013: Jukic tritt bei einem Kurzbahn-Meeting in Trnava/Slowakei erstmals seit Olympia und bis heute letztmals bei einem Wettkampf an - für den ausgeschlossenen Club Austria Wien. Ein Vorgehen dagegen wird vom OSV in Folge geprüft.

25. März 2013: Die Berufung gegen den Ausschluss von Austria Wien wurde vom OSV-Verbandsgericht abgelehnt. Krankl kündigt das Beschreiten des Klagwegs an.

28. März 2013: Der OSV kündigt an, im Gerichtsstreit mit Jukic gegen das Urteil erster Instanz zu berufen.

28. Mai 2013: Jukic gibt bekannt, bei der Barcelona-WM - trotz Ablauf der Sperre - nicht antreten zu wollen. Zuerst müsse alles mit dem Verband ausgefochten sein. Meidlinger bedauert.

31. Juli 2013: Nach medialen Angriffen während der WM von Jukic legt Meidlinger dem 24-Jährigen den Verbandsaustritt nahe.

4. August 2013: Meidlinger gibt seinen Rücktritt bekannt, ebenso wie seine - ebenso von Jukic kritisierte - als Vereinsfunktionärin tätig gewesene Ehefrau.

5. August 2013: OSV-Vizepräsidentin Birgit Fürnkranz-Maglock wird in Meidlinger-Nachfolge zur interimistischen OSV-Präsidiumssprecherin ernannt.

15. August 2013: Der Jukic-Club Austria Wien reicht wegen seines Ausschlusses Klage gegen den OSV ein.

17. September 2013: Bei einem Gespräch von Jukic, Fürnkranz-Maglock und Vermittler bzw. Mediator Peter Schröcksnadel werden Unstimmigkeiten zwischen Jukic und OSV ausgeräumt. Jukic soll wieder für den OSV schwimmen, beide Seiten stellen ihre Klagen auf ewig ruhend.