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Darum geht es im Kampf "Fortnite" gegen Apple wirklich

Apple hat "Fortnite" aus dem App-Store verbannt. Dahinter steckt aber noch viel mehr – und wurde von Epic Games auf lange Sicht orchestriert.

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    Als "Fortnite" sein Bezahlsystem in der Game-App geändert hat, gefiel dies Apple gar nicht.
    Als "Fortnite" sein Bezahlsystem in der Game-App geändert hat, gefiel dies Apple gar nicht.
    Epic Games

    Wie am Donnerstag bekannt wurde, hat Apple das erfolgreiche Spiel "Fortnite" aus dem App-Store verbannt. Grund dafür ist, dass Epic Games, das Unternehmen hinter "Fortnite", ein neues Bezahlsystem im Spiel eingeführt hat, mit welchem die In-Game-Gebühren von Apple umgangen werden können. Dies verstößt aber gegen die Richtlinien des App-Store, weshalb Apple umgehend mit einer Sperre für "Fortnite" reagierte.

    Auf den ersten Blick sieht es wie ein verheerender Schlag gegen "Fortnite" aus. Schließlich sind iPhones zwar nicht die größte Plattform, auf welcher das Game gespielt wird, die App generiert aber dennoch jeden Monat mehrere Millionen Dollar Einnahmen für Epic Games, wie BBC berichtet. Für die Entwickler des Spiels bedeutet dies also einen deutlichen Einbruch an Einnahmen.

    Schaut man allerdings etwas genauer hin, erkennt man einige Anzeichen dafür, dass es sich beim Apple-Verbot nicht etwa um eine folgenschwere Strafe für "Fortnite" handelt, sondern viel eher um einen kalkulierten Angriff von Epic Games gegen Apple.

    Mehrere Hinweise

    Ein erster Hinweis darauf ist, dass die Klage, die Epic Games gegen die Sperre von Apple eingereicht hat, beinahe zeitgleich mit der Meldung der Sperre veröffentlicht wurde. Es handelt sich dabei um mehrere Dokumente, die laut CNN jeweils 60 Seiten umfassen und bis ins Detail darlegen, weshalb Epic Games mit der Entscheidung von Apple nicht einverstanden ist. Außerdem hat Epic Games die Anwältin Christine Varney an Bord geholt, die unter der Obama-Administration das Justizdepartement leitete. Es scheint also, als sei Epic Games gut vorbereitet.

    Ein zweiter Hinweis darauf, dass es sich um eine im Voraus geplante Strategie handelt, ist ein Video, das Epic Games nur kurz nach der Apple-Sperre veröffentlicht hat. Dieses trägt den Titel "1984", was eine Anspielung auf den gleichnamigen dystopischen Roman von George Orwell ist. Er handelt von einer Gesellschaft, die von ihren Anführern in allen Lebenssituationen kontrolliert und überwacht wird und keinen Widerspruch duldet.

    "Diese Macht ist die unsrige und die unsrige allein"

    Im Video ist eine Masse von "Fortnite"-Charakteren zu sehen, die alle einer Rede lauschen, die ein angebissener Apfel – eine deutlichen Anspielung auf das Logo von Apple – auf einem großen Bildschirm hält. Sie beginnt mit den Worten. "Heute feiern wir den Jahrestag der Vereinbarung zur Vereinigung aller Plattformen. Über Jahre hinweg haben sie uns ihre Söhne, ihre Arbeit und ihre Träume dargeboten." Im Austausch dafür habe man Anerkennung erhalten, Profit geschlagen und Kontrolle gewonnen. "Diese Macht ist die unsrige und die unsrige allein", sagt der Apfel weiter.

    Der Clip endet mit der eingeblendeten Botschaft: "Epic Games hat den Monopolen des App-Store getrotzt. Im Gegenzug hat Apple 'Fortnite' für Milliarden von Geräten blockiert. Trete dem Kampf bei, damit aus 2020 nicht '1984' wird."

    Taktisches Manöver

    Vor diesem Hintergrund gibt Piers Harding-Rolls, Direktor von Games Research bei Ampere Analysis, gegenüber der BBC die Einschätzung ab, dass Epic Games das neue Update eingeführt hat, um Apple dazu zu bringen, ihre App aus dem App-Store zu entfernen.

    Zwar werde Epic Games den Einnahmeverlust zu spüren bekommen, das Unternehmen sei aber so oder so unglaublich profitabel und verfüge über die nötigen Mittel, um einen Rechtsstreit gegen Apple aufzugleisen. Die Tatsache, dass Epic Games ihre beinahe 80 Millionen Gamer direkt mit in diesen Streit einbezieht, ist daher deutlich als taktisches Manöver zu verstehen. Denn das Letzte, was Apple derzeit brauchen kann, ist ein weiterer öffentlicher Skandal, nachdem die EU und der US-Kongress bereits jetzt daran sind, Apples Unternehmenspraxis unter die Lupe zu nehmen.

    Keine finanzielle Kompensation

    Tatsächlich geht aus der Klage von Epic Games hervor, dass keine finanzielle Kompensation angestrebt wird. Vielmehr wolle das Unternehmen eine Unterlassung erzwingen, die einen fairen Wettbewerb zwischen der Gaming-Industrie und den großen Tech-Unternehmen zulässt.

    Tatsächlich wird in der Dokumentation der Klage der Vorschlag eingebracht, dass Epic Games einen eigenen, mit Apple in Konkurrenz stehenden App-Store schaffen könnte. Denn das Grundproblem liegt laut Epic Games darin, dass Apple 30 Prozent der Einnahmen aus dem App-Store selbst einsackt. Diese Prozentzahl ist laut Epic-CEO Tim Sweeney viel zu hoch.

    Apple wehrt sich

    Auch Apple hat erkannt, dass hinter dem neuesten "Fortnite"-Update mehr steckt, als auf Anhieb ersichtlich ist. "Epic Games hat bereits seit zehn Jahren Apps im Apple-Store angeboten", heißt es vonseiten des Tech-Giganten. "Sie haben vom App-Store-Ökosystem profitiert. Das neue Update wurde eindeutig mit der Absicht veröffentlicht, gesperrt zu werden."

    Die Tatsache, dass ihre Geschäftsinteressen sie nun dazu führten, eine besondere Vereinbarung verlangen zu wollen, ändere nichts daran, dass Apples Richtlinien dazu da seien, ein ebenerdiges Spielfeld für alle Entwickler zu schaffen. Außerdem garantiere die Gebühr, die Apple für Verkäufe im App-Store verlange, dass der Store weiterhin sicher für alle User operieren könne. Epic Games dürfe daher keine Spezialbehandlung erwarten.

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