Wien

Darum schaltete Corona-Ampel in Wien auf Gelb

Die Corona-Ampel startete in Wien mit gelbem Licht. Das sind die Kriterien, anhand derer diese Entscheidung gefällt wurde.

Roman Palman
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Corona-Ampel steht in Wien auf Gelb.
Corona-Ampel steht in Wien auf Gelb.
iStock / Unsplash / Heute

Seit Freitag wird die Corona-Pandemie in Österreich anhand einer Ampel bemessen. Ein 19-köpfiges Expertengremium soll das Risiko in jedem einzelnen Bezirk und jeder einzlenen Stadt Woche für Woche einschätzen und festlegen. Neben Graz, Linz und dem Bezirk Kufstein, startete auch die Bundeshauptstadt Wien gleich mit gelbem Ampellicht ("mittleres Risiko"). Doch wie die Experten zu ihrer Einschätzung kamen, das zeigen sie in ihrem Bericht:

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Das steht im Bericht der Experten

Die Entwicklung der kumulativen 7-Tages-Inzidenz zeigt sich in Wien mit einer leichten Reduktion von rund 50 auf rund 43 pro 100.000 Einwohner. Der Österreichschnitt liegt demnach im selben Zeitraum bei 20 pro 100.000 Einwohner. Bis zum Berichtstag am 3. September konnte bei 62 Prozent der neu identifizierten Fälle der beobachteten Kalenderwoche 35 (24. bis 30. August) der Ursprung der Infektion zurückverfolgt werden. In KW 34 gelang dies noch bei 66 Prozent der Fälle.

Rund 22 Prozent der neu identifizierten Fälle in Wien sind mit Auslandsaufenthalten assoziiert, während rund ein Drittel der Fälle Teil eines lokalen Clusters waren. Die auslandsbezogenen Infektionen teilen sich auf "sporadisch importierte" (7 Prozent) und "reiseassoziierte" Fälle (15 Prozent) auf. Weitere 7 Prozent der Corona-Fälle konnten in der Bundeshauptstadt durch Screening-Aktivität identifiziert werden.

Bettenauslastung gering

"Normalbetten und Intensivbetten sind nur sehr gering belegt, die Auslastung der Intensivstationen beträgt derzeit 2,3 Prozent", heißt es in dem Bericht weiter. Österreichweit ist die Auslastung der Intensivbetten mit 1,2 Prozent sogar noch geringer.

Die Testaktivität ist zwar im Wochenvergleich stark gestiegen, während die Positivrate von 5,3 Prozent in der KW 34 auf 2,5 Prozent (Österreichschnitt: 2 Prozent) in der KW 35 gesunken ist. Der Anteil an asymptomatischen Fällen lag in der KW 35 bei rund 48 Prozent.

Hauptsächlich Junge infiziert

Die meisten der neu positiv Getesteten waren mehrheitlich 20-59 Jahre alt. Davon war 15,5 Prozent unter 20 Jahren, 74,6 Prozent zwischen 20 und 59, 6 Prozent zwischen 60 und 74, sowie nur 4,0 Prozent älter als 75. "Im Bereich der stationären Pflege und Betreuung gibt es kaum neue Fälle", so die Kommission abschließend.

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So wird ausgewertet

Die oben gelisteten Daten werden für die Gesamt-Risikoeinschätzung anhand der folgenden vier Kriterien gemessen, um eine Einschätzung des Verbreitungsrisikos (Gefährdung der öffentlichen Gesundheit) und des Systemrisikos (Gefahr der Überlastung des Gesundheitsversorgungssystems) zu erhalten: 

➤ Übertragbarkeit: Die "7-Tages-Fallzahl" (neue aufgetretene Fälle der letzten 7 vergangenen Tage), "7-Tages-Inzidenz" (neue aufgetretene Fälle der vergangenen 7 Tage pro 100.000 Einwohnerinnen/Einwohner), "Anzahl von neuen Clustern innerhalb einer Kalenderwoche", "Anzahl der Bezirke mit neuen Clusterfällen innerhalb einer Kalenderwoche" und "Anzahl der Clusterfall-freien Bezirke innerhalb einer Kalenderwoche" sollen dazu beitragen, die epidemiologische Entwicklung der SARS-CoV2-Verbreitung einzuschätzen.

➤ Quellensuche: Der Indikator "Fälle mit geklärter Quelle" zeigt die Rückverfolgbarkeit der Übertragungskette (Transmission) als Ergebnis von Case & Contact Tracing auf. Hierbei wird die Infektionsquelle differenziert und aufgezeigt, ob es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Übertragung im Ausland (Reise-assoziierte Übertragung) handelte oder ob sich die Infektionsquelle im Inland befand (lokale Übertragungskette).

➤ Ressourcen: Hier kommen Indikatoren zum Einsatz, die vorhandene und benötigte Versorgungskapazitäten abbilden. Sie beinhalten die aktuelle Belegung auf Normal- und Intensivstationen sowie die aktuelle Auslastung der vorhandenen Spitalskapazitäten.

 Tests: Die Indikatoren "Tests je 100.000 EinwohnerInnen", Tests der vergangenen 7 Tage und die Positivrate (Anteil der positiven Tests an allen Tests je Region) erlauben Aussagen über die Testaktivität und geben Hinweise auf das Übertragungsgeschehen in der jeweiligen Region. Auch werden die neu aufgetretenen Fälle hinsichtlich ihrer klinischen Manifestation der Sars-CoV2-Infektion (symptomatisch/asymptomatisch) beurteilt.

Uneinigkeit in Ampel-Kommission

Die Empfehlung der 19-köpfigen Ampel-Kommission, Wien auf "mittleres Risiko" einzustufen, wurde offenbar trotz Gegenstimmen mehrheitlich angenommen. Offenbar herrschte auch bei den anderen Städten keine Einigkeit unter den Vertretern der Politik und den Experten. Jedes Mal wenn eine Stadt auf Gelb geschaltet werden sollte, war es ein Mehrheitsentscheid, wie aus dem Bericht der Ampel-Kommission hervorgeht. Alle "Grün"-Einschätzungen wurden hingegen unisono bestätigt.