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Darum spuckt Google sexistische Übersetzungen aus

Der Online-Übersetzer von Google liefert massenhaft Übersetzungen, die Klischees reproduzieren. Warum das so ist und was man dagegen tun könnte.

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Google Translate übersetzt so, dass Geschlechter-Klischees zementiert werden.
Google Translate übersetzt so, dass Geschlechter-Klischees zementiert werden.
Jamie McGregor

Wenn man ins englische Übersetzungsfeld von Google Translate den englischen Begriff "nurse" eintippt, so übersetzt Google auf Deutsch: "die Krankenschwester". "Nurse" kann aber auf Englisch auch einen männlichen Angestellten im Gesundheitsbereich bezeichnen.

Ähnlich im umgekehrten Fall mit Französisch. Tippt man auf Deutsch das Wort "Krankenpfleger" ein, übersetzt Google Translate auf Französisch: "l’infirmière". Das aber bezeichnet eine Krankenschwester. Die Übersetzung ist falsch – und zementiert alte Geschlechterbilder. Wer sich um Kranke kümmert, ist eine Frau – diese Deutung schwingt in der Übersetzung mit.

Ungenaue finnische Übersetzungen

Besonders deutlich wird das anhand finnischer Übersetzungen, wie das Online-Magazin "Republik" schreibt. Finnisch unterscheidet bei Sätzen in der 3. Person Einzahl nicht zwischen Geschlechtern. Das Personalpronomen "hän" kann sowohl mit "sie" als auch mit "er" übersetzt werden.

Ein Beispiel: "Hän on opettaja" kann man übersetzen mit "Er ist Lehrer". Oder auch mit: "Sie ist Lehrerin". Beides ist korrekt. Trotzdem entscheidet sich Google Translate in jedem Fall für eine Variante. Die "Republik" fütterte Google Translate mit den finnischen Sätzen der 100 gängigsten Berufsbezeichnungen und schaute, wie der Übersetzer sie ins Deutsche übertrug.

Resultat: In 80 von 100 Fällen wählte der Übersetzer die männliche Form. Das liegt am Algorithmus hinter Google Translate. Er wird mit tausenden von Texten trainiert. Je nachdem, wie oft darin ein Wort – zum Beispiel die Berufsbezeichnung "Lehrer" – in Zusammenhang mit Personen weiblichen oder männlichen Geschlechts auftreten, desto eher übersetzt der Algorithmus später auch mit "sie" respektive "er".

Zahlreiche Geschlechter-Klischees

Anders ausgedrückt: Bei Berufen, die in den Texten als klassisch männlich gelten, wählt Google Translate später auch die männliche Übersetzung. Bei klassisch weiblich konnotierten Berufen wählt Google Translate hingegen die weibliche Übersetzung. Darum übersetzt der Dienst entsprechende finnische Sätze mit "Er ist Programmierer" und "Sie ist Kindergärtnerin". Solche Resultate bezeichnet man als "Gender Bias".

Gender Bias wegtrainieren

Was lässt sich dagegen tun? Es gibt durchaus statistische Möglichkeiten, den "Gender Bias" loszuwerden. In solchen Fällen werden die Wortfelder und Wortkombinationen, die stereotyp auftreten – zum Beispiel "Frau" und "Kindergarten" – maschinell entfernt.

Mit einem anderen Verfahren prüft ein Algorithmus, ob neben der Standard-Übersetzung, die möglicherweise sexistisch ist, eine genderneutrale existiert. Falls ja, wird diese parallel übersetzt. Das Experiment der "Republik" zeigt aber: Beide Techniken funktionieren noch nicht wunschgemäß.

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