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Das Auto mit den Rallye-Genen für den Alltag

Mit dem Ascona schloss Opel die Lücke zwischen Kadett und Rekord. Die Modellvariante 19 SR konkurrenzierte mit Sportlimousinen von etwa BMW.

Heute Redaktion
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Eigentlich war der Ascona ja als neuer Kadett C geplant gewesen, doch die Konkurrenz zwang Opel zur Einführung einer neuen Modellreihe zwischen Kadett und Rekord. Die Bezeichnung "Ascona" übernahm man im Prinzip aus der Schweiz.

Vorgestellt wurde die neue Limousine zum Turiner Autosalon im Oktober 1970, zwei Monate nach der Einführung des auf derselben Technik basierenden Coupés Manta. Während das Coupé vom Design her modern und frisch wirkte, hielten sich die Opel-Stylisten bei Ascona etwas zurück.

Solide und zurückhaltend

Technisch zeigten sich Manta und Ascona fast wie Zwillinge, aber auch vom Kadett B stammte noch einiges, so etwa ein Teil der Motoren und die starre Hinterachse (mit zwei Längslenkern und Panhardstab). Die Vorderachse allerdings war mit oberen Dreiecksquerlenkern und unteren Querlenkern sowie Schraubenfedern neu und zeigte zwecks guter Seitenführung einen relativ starken negativen Sturz.

Als Motoren kamen die bekannten 1,6-Liter mit CIH-Prinzip (Nockenwelle im Zylinderkopf, aber neben den hängenden Ventilen) zum Einsatz, die 68 und 80 DIN-PS leisteten. Geschaltet wurde von Hand via Vierganggetriebe oder mit einer Dreigangautomatik. Für die Verzögerung sorgte eine gemischte Bremsanlage mit Scheiben vorne und Trommeln hinten mit Servounterstützung.

Von Anfang an wurden drei Karosserievarianten mit zwei, vier oder drei Türen (Kombiversion Ascona Voyage) angeboten.

Leistungsspritze

Ab März 1971 bot Opel den Ascona auch mit dem 90 PS starken 1,9-Liter an, der mit den 980 kg natürlich noch deutlich besser zurechtkam als der kleinere 1,6-Liter-Vierzylinder. 12,4 Sekunden vergingen, bis der sportliche Ascona aus dem Stand 100 km/h erreicht hatte.

Den 1,9-Liter-Motor gab es nur in Kombination mit der SR-Ausstattung, das "R" stand dabei für "Rallye". Dieses Paket beinhaltete breite Räder (185/70 SR 13) auf attraktiveren Stahlfelgen, ein Lederlenkrad, Drehzahlmesser und Zusatzinstrumente (Uhr, Ampère-Meter, Öldruck) und einen Seitenstreifen. Am Fahrwerk wurden nur geringe Modifikationen vorgenommen.

Angeboten wurde der 19 SR bis zum Schluss der Produktion des Ascona A im Jahr 1975. Über 600.000 Mal wurde die erste Serie gebaut, der Nachfolger Ascona B schaffte dann sogar die Million. Im Alltag waren die frühen Ascona-Varianten noch bis in die 1990er-Jahre häufig zu sehen, heute gehören sie zu den Raritäten.

Fast wie damals

Auch 45 Jahre später fühlt sich ein Opel Ascona 19 SR agil und behände an. Natürlich sorgen die geräuscharmen 90 PS nicht für Schwindelanfälle, aber sie schaffen es, die Limousine einfach durch den Verkehr zu schieben. Kurven werden problemlos gemeistert, die Bedienung gelingt auf Anhieb, Bremsmanöver sind stressfrei. Wie man es von einem alten Kumpel erwartet.

Der grüne Ascona aus dem Jahr 1974 wäre eigentlich als Billigauto im Export gelandet, hätte ihn der Besitzer nicht vor vielen Jahren gerettet und bis heute originalgetreu erhalten. Mit seinem eleganten Vinyldach und der grünen Metallic-Lackierung lässt er die 1970er-Jahre aufleben und zaubert manchem Betrachter am Straßenrand, der sich noch gut an diese Zeit erinnert, ein Lächeln auf die Lippen.

Weitere Informationen, viele Fotos und ein Geräuschmuster zum Opel Ascona 19 SR gibt es auf www.zwischengas.com.