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Das hat Corona mit früheren Seuchen gemeinsam

Die Corona-Pandemie weist erstaunliche Parallelen zu früheren Seuchen auf.

Heute Redaktion
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Vor 100 Jahren wütete die Spanische Grippe.
Vor 100 Jahren wütete die Spanische Grippe.
picturedesk.com

Die Grenzen sind dicht, Schulen wurden geschlossen, Menschen isoliert: Was die meisten in Zeiten von Corona als Ausnahmesituation betiteln, ist in der Geschichte der Menschheit tatsächlich nicht zum ersten Mal aufgetreten.

Wie der deutsche Gesundheitshistoriker Wolfgang Eckart gegenüber dem "Business Insider" erklärte, gab es auch schon bei früheren Pandemien und Epidemien politische Maßnahmen, die das öffentliche Leben einschränkten.

Erste Präventivmaßnahmen bei der Pest

So wurde etwa bei der Pest im 19. Jahrhundert die ersten Präventivmaßnahmen gesetzt. 1370 gab es die ersten Quarantäne-Anstalten in Italien. Damals bekamen die Menschen plötzlichschwarzblaue Beulen an ihrem Körper, dazu hohes Fieber. Schätzungen zufolge sind zwischen den Jahren 1347 und 1353 etwa ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung an den Folgen der Pest gestorben.

Damals wurde ein Zusammenhang zwischen dem Schiffsverkehr und dem "Schwarzen Tod" vermutet. Deshalb mussten sich Reisende aus verseuchten Gebieten für 40 Tage in Isolation begeben. Daher stammt auch der Begriff "Quarantäne".

Auch jetzt während der Corona-Krise haben sich viele Urlauber im Ausland mit dem Virus angesteckt. "Die Pest ist in Europa der Ausgangspunkt für die ersten Präventivmaßnahmen", betont Eckart.

Im 19. Jahrhundert begannen die Menschen zum Schutz vor Seuchen, wie der Pest oder der Cholera, ganze Gebiete abzuriegeln. Wer die über die Grenze wollte, musste sein Gepäck durchsuchen lassen. "Das erinnert schon sehr stark daran, was wir heute tun", so der Historiker.

Theater wegen Spanischer Grippe geschlossen

Die Spanische Grippe forderte im 20. Jahrhundert zwischen 30 und 60 Millionen Todesopfer. Die Pandemie war neben den beiden Weltkriegen eine der verheerendsten Katastrophen in dieser Zeit.

Es gab ebenfalls noch keinen Impfstoff. Man suchte auch nicht danach, weil noch nicht einmal der Erreger identifiziert war. "Deshalb konnte sich die Spanische Grippe explosionsartig und ungebremst global ausbreiten", erklärt der Medizinhistoriker.

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    Vor 100 Jahren wütete die Spanische Grippe.
    Vor 100 Jahren wütete die Spanische Grippe.
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    Auch damals wurden Theater geschlossen oder Gottesdienste verboten. Eine Maskenpflicht wurde eingeführt. Und wie hat die Bevölerkung auf diese Einschränkungen reagiert. "Angesichts des Todes akzeptiert man viel", sagt Eckart. Denn wenn eine Krankheit so bedrohlich ist, unterwirft man sich zunächst vielen Maßnahmen. Sobald sich die Bevölkerung an eine Situation gewöhnt, schwindet allerdings die Disziplin. Das war auch bei der Cholera und der Spanischen Grippe zu beobachten.

    Globaler Personenverkehr begünstigt Krankheiten

    Der Dichter Heinrich Heine schrieb in seinen Gedichten über eine rauschende Faschingsgesellschaft in Paris unmittelbar im Zusammenhang mit der Cholera. "Alle wussten, dass die Krankheit kommt und sind trotzdem auf die Bälle gegangen. Einige sind dann schon auf dem Heimweg von den Feierlichkeiten tot umgefallen", erklärt der Historiker.

    Früher haben vor allem Kriege und Hungersnöte Seuchen begünstigt. Heute ist es der globale Personenverkehr. Durch Flugreisen können hochinfektiöse Krankheiten sich innerhalb weniger Stunden weltweit verbreiten. "Bei der Cholera hat es noch viele Wochen gedauert bis sie von Indien in Mitteleuropa angekommen ist. Heute geht alles viel schneller."