Nordkoreas langjähriges zeremonielles Staatsoberhaupt Kim Yong-nam ist tot. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA starb der ehemalige Präsident des Präsidiums der Obersten Volksversammlung – eines Gremiums ohne tatsächliche Entscheidungsbefugnis – am Montag im Alter von 97 Jahren an Organversagen. Machthaber Kim Jong-un erwies ihm am Dienstag an seinem Sarg die letzte Ehre. Die Trauerfeier ist für Donnerstag geplant.
Kim Yong-nam war nicht mit Kim Jong-un verwandt, diente der Kim-Dynastie aber über Jahrzehnte loyal als zeremonielles Staatsoberhaupt. Von 1998 bis 2019 stand er der Obersten Volksversammlung vor. Das Amt repräsentiert formell das Staatsoberhaupt, auch wenn die Macht stets bei der Kim-Familie lag, die das Land seit seiner Gründung 1948 anführt.
Bekannt war Kim Yong-nam für propagandistische Reden mit tiefer, dröhnender Stimme. Personen, die ihm begegneten, beschrieben ihn als höflich und zurückhaltend, aber unbeirrbar in seinen Überzeugungen. In Staatsmedien empfing er oft ausländische Gäste im Namen von Kim Jong-un und dessen inzwischen gestorbenem Vater Kim Jong-il. Im April 2019 wurde er von Choe Ryong-hae abgelöst – ein enger Vertrauter Kim Jong-uns und früherer Politoffizier der Armee. Kim Yong-nams Karriere war beispielhaft für die Laufbahn eines erfolgreichen nordkoreanischen Bürokraten. Nach dem Koreakrieg trat er der Arbeiterpartei bei, überstand politische Säuberungen und diente ab 1983 fünfzehn Jahre lang als Außenminister. In seine Amtszeit fielen der Fall der Berliner Mauer und der Zerfall der Sowjetunion, der Nordkorea zunehmend isolierte.