2019 drang eines Nachts das Navy-Seal-Team 6 in Nordkorea ein. Dabei wurden sie an der Küste von einem zivilen Schiff entdeckt. Die Seals sahen sich gezwungen, die Mission abzubrechen – nachdem sie die Zivilisten getötet hatten.
Die Mission wurde von Donald Trump während seiner ersten Amtszeit freigegeben. Sie wurde bis jetzt geheim gehalten. Die "New York Times" veröffentlichte am Freitag zum ersten Mal Details darüber, die sie aufgrund von Interviews mit Beteiligten erfahren hat.
Jahrelang war es für die US-Geheimdienste nahezu unmöglich, in Nordkoreas autoritärem Inselstaat Personen zu rekrutieren. So blieb die Kommunikation in Nordkorea vor den US-Geheimdiensten verborgen. 2018 stellten sie dem Weißen Haus eine Lösung vor: ein elektronisches Abhörgerät. Es müsste jedoch in Nordkorea an der geeigneten Stelle angebracht werden.
Der Auftrag dafür wurde 2018 an das Seal-Team 6 vergeben, wie Militärbeamte der "New York Times" mitteilten. 2005 hat das Team bereits eine ähnliche Mission in Nordkorea durchgeführt – auch davon war bisher nichts bekannt.
Der Plan sah vor, dass die Marine ein nuklear angetriebenes U-Boot unbemerkt in die Gewässer vor Nordkorea manövriert. Von dort aus sollten zwei Mini-U-Boote lautlos näher an die Küste fahren.
Bei der Landung der Mini-U-Boote kam es zu einer ersten Abweichung vom Plan. Das zweite U-Boot verpasste die Markierung und musste eine Kehrtwende machen. Um Zeit zu sparen, wendete es nur um 180 Grad, sodass es verkehrt herum zum Liegen kam. Die Crew plante, das U-Boot nach dem Herauslassen der Seals nochmals zu wenden.
Auf dem Weg zum Ufer blickten die Seals alle paar Meter aus dem Wasser hervor, um ihre Umgebung zu beobachten. Unglücklicherweise übersahen die Seals aber ein Boot, das vor der Küste im Wasser war. Sie erreichten das Ufer und begannen, ihre Tauchausrüstung auszuziehen.
Derweil machte sich das falsch geparkte Mini-U-Boot daran, umzudrehen. Aus den späteren Debriefings geht hervor, dass einige der Seals vermuten, dass das Auftönen des Motors von der Crew auf dem nordkoreanischen Boot bemerkt worden war.
Das Boot bewegte sich auf die Mini-U-Boote zu. Die Nordkoreaner leuchteten mit Taschenlampen. In den Debriefings widersprechen sich U-Boot-Crew und Seals. Erstere waren der Meinung, das nordkoreanische Boot sei in sicherer Distanz und sie seien nicht entdeckt worden.
Für die Seals an der Küste sah es anders aus. Ein Mann vom nordkoreanischen Boot sprang ins Wasser. Die Seals mussten eine Entscheidung treffen. Kommunikation mit höheren Offizieren war nicht möglich. Der ranghöchste Soldat am Ufer zielte auf den Mann im Wasser und drückte ab. Seine Kameraden kümmerten sich um den oder die anderen Zivilisten. Debriefings erwähnen zwei oder drei Tote.
Die Seals schwammen zum koreanischen Boot, um die Leichen ins Wasser zu ziehen. Dann gingen sie zurück zu den Mini-U-Booten und sendeten ein Notsignal. Das große nuklear angetriebene U-Boot kam näher an die Küste heran, um sie aufzunehmen. Das Abhörgerät wurde nicht positioniert.
Unmittelbar danach entdeckten US-Spionagesatelliten nach Angaben von US-Beamten einen Anstieg nordkoreanischer Militäraktivitäten in dem Gebiet. Nordkorea hat sich nicht öffentlich zu den Todesfällen geäußert.
US-Beamte sagten gegenüber der "New York Times", es sei unklar, ob die Nordkoreaner jemals herausgefunden hätten, was passiert war und wer dafür verantwortlich war. Trump traf im selben Jahr Kim Jong-un zweimal für Verhandlungen. Diese verliefen aber im Sande.