Beim Fiat 128 war alles anders als bei seinem Vorgänger Fiat 1100 R mit Motor vorne, Antriebsrädern hinten. Der beim Fiat 128 quer eingebaute und um 20 Grad geneigte Motor trieb die Vorderräder an. Beim Motor handelte es sich um einen überaus modernen Wurf: kurzhubig mit obenliegender Nockenwelle.
Franz war mächtig stolz. Er hatte sich gerade einen neuen VW-Porsche zugelegt und erzählte seinen Kollegen beim Treffen nach Arbeitsende stolz von seinem Kauf. Peter zeigte sich wenig beeindruckt und meinte, dass er gegen ihn keine Chance habe in einem Ampelduell. Franz nahm die Herausforderung an. Vor Peters eckigem Fiat 128 brauchte er sich mit seinem Sportwagen sicher nicht zu verstecken!
Und so sahen sich die beiden kurz darauf bei der nächsten Ampel Seite ein Seite in die Augen. Als die Ampel auf Grün schaltete, ließ Franz die Kupplung los und sein Wagen hechtete nach vorn. Schon bald hatte er einige Meter Vorsprung, dann schaltete er in den zweiten Gang. In diesem Moment schob sich der Fiat nach vorne und erreichte die nächste Ampel vor ihm.
Franz hatte verloren, gegen einen Fiat 128! Er konnte es kaum glauben, doch es gab eine einfache Erklärung. Peter verzichtete auf ein Schaltmanöver zwischen den beiden Ampeln, trieb den Motor im ersten Gang auf rund 8000 Umdrehungen. Das sparte wertvolle Sekundenbruchteile. Dass dies aber überhaupt möglich war, verdankte der Fiat seiner modernen Konstruktion.
Die Abkehr von der Standard-Bauweise
Über die moderne Technik setzte man eine außerordentlich schlichte, aber überaus zweckmäßige Karosserie. Gerade Linien, wenig Rundungen, große Fensterflächen und ein klassischer dreivolumiger Aufbau ergaben einen zwar gefälligen, aber wenig extravaganten Aufbau. Der Innenraum mit viel Kunststoff und zeitgemäßer passiver Sicherheit passte dazu.
Am Genfer Autosalon im März 1971 wurde dann die nächste Leistungsstufe gezündet und der Fiat 128 Rally vorgestellt. Der Hubraum war auf 1290 cm3 gewachsen, die Leistung auf 67 PS bei 6400 Umdrehungen. Den verbesserten Fahrleistungen wurde die Bremsanlage – nun mit Unterdruck-Bremsverstärker – angepasst und als Reifen wurden 145 HR 13 montiert. Auch die Übersetzungsverhältnisse wurden geändert, schließlich traute das Werk dem 820 kg schweren Fiat 150 km/h zu.
Kompakt und spritzig
Er scheint heute noch viel kompakter, als er sich damals im Konkurrenzvergleich präsentierte. 3,86 Meter Länge gibt es heute ja bereits bei einem Mini der neuesten Generation. Mit 1,59 Meter Breite lässt es sich auch in den schmalsten Parkhausnischen noch komfortabel aussteigen. Dabei fühlt sich der "Kleine" gar nicht so eng an, wenn man drin sitzt.
Leichtfüssig setzt sich der Wagen in Bewegung, die Lenkung wirkt direkt, die Straße ist gut fühlbar. Die Gangstufen sind relativ kurz übersetzt, darauf ausgerichtet, den Motor drehen zu lassen. Und wie er drehen kann! Von Anstrengung keine Spur, nur der Geräuschpegel steigt im Einklang mit der Drehzahl an. Auch die Bremsen geben zu keinen Sorgen Anlass und für den nächsten Tankstopp muss das Sparschwein nicht zerschlagen werden. Wer über acht bis neun Liter pro 100 km verbraucht, ist schon arg flott unterwegs.
Schade nur, dass man sie so selten sieht, die kleinen flotten Fiat-Limousinen. Vor gut 30 Jahren noch waren sie allgegenwärtig im Straßenbild. Heute entdeckt man sie nur noch an besonderen Oldtimer-Treffen – erstaunlich eigentlich bei über 2,77 Millionen gebauten Exemplaren.
Weitere Informationen zum Fiat 128, viele Bilder und ein Tonmuster gibt es auf www.zwischengas.com.
B.v.Rotz