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Der Aston Martin des kleinen Mannes?

Ein Sechszylinder-Coupé zu einem Preis, für den andere Anbieter nur vier Zylinder und weniger Hubraum bieten? Der MGC GT bot genau das.

Heute Redaktion
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Es dauerte einige Zeit, bis die British Motor Company (BMC) dem 1962 vorgestellten MGB eine Variante mit sechs Zylindern nachschob. Im Oktober 1967 war es so weit, von außen war allerdings kaum etwas zu erkennen, sah man einmal vom Buckel auf der Haube ab.

Der MGB hatte sich gemacht. Vorerst als Cabriolet mit selbsttragender Karosserie präsentiert, erhielt er im Oktober 1965 eine geschlossene Schwester, deren Formanpassungen bei Pininfarina in Italien vorgenommen wurden.

Mit zwei Kindersitzen, Heckklappe und großem Kofferraum war der MGB GT ein richtig praktischer Sportwagen, der nicht alle Welt kostete.

Abschied vom Austin-Healey

Als schnellen Sportwagen hatte die BMC bis 1967 den Austin-Healey 3000 im Programm. Doch immer schärfere Abgas- und Sicherheitsvorschriften machten dem klassischen Roadster vor allem in den USA das Leben schwer. So entschied man sich, dem MGB einen Sechszylinder zu verpassen, um einen Nachfolger präsentieren zu können.

Anlässlich der London Motorshow im Oktober 1967 lancierte die BMC den MGC mit Sechszylindermotor. Unter der Motorhaube sass nun ein 3-Liter-Reihensechszylinder, wie er ähnlich auch im Austin 3-Litre zu finden war. 150 PS bei 5.250 Umdrehungen bedeuteten eine Leistungssteigerung um über 50 Prozent gegenüber dem MGB.

Deutlich schwerer

Der Sechszylindermotor bewirkte, dass der MGC deutlich schwerer (plus etwa 140 kg) und kopflastiger wurde als sein vierzylindriger Bruder.

Wegen der indirekteren Lenkung wurde der MGC in damaligen Testberichten als unhandlicher empfunden, zumal die Lenkkräfte hoch geblieben waren. Die realisierbaren Fahrleistungen konnten nicht ganz mit der Leistungssteigerung mithalten, von 0 bis 100 km/h nahm der C dem B eine bis zwei Sekunden ab.

Dafür war der MGC preiswert. Im Herbst 1968 kostete ein MGC GT rund 150.000 Schilling. Ein Porsche 912 mit nur vier Zylindern war mehr als die Hälfte teurer, selbst das Volvo P 1800 S Coupé stand mit über 200.000 Schilling in der Preisliste.

Fahren wie im Aston

Wenn man den MGC GT startet, hört man sofort, dass nun ein ganz anderes Herz in seinem Bug schlägt. Die sechs Zylinder sind zusammen für die ihnen typische Klangkulisse besorgt. Der Wagen zieht deutlich behänder vom Start los als sein kleinerer Bruder, es gibt kaum Gründe die unteren Drehzahlen zu verlassen und den Motor auszudrehen. Dort fühlt sich der Sechszylinder auch spürbar unwohler und dank meist vorhandenem Overdrive sind selbst bei hohen Geschwindigkeiten keine hohen Drehzahlen nötig.

Man fühlt sich ein wenig wie in einem kleinen Aston Martin, was vielleicht auch der Grund war, dass sich Prinz Charles einen MGC GT für seinen Fuhrpark beschaffte und diesen 30 Jahre später an seinen Sohn William weitergab.

Bezüglich Praxisnutzen stand der C dem B kaum nach, wenn man einmal von einem etwas höheren Durst (rund 13 Liter laufen bei beherzter Fahrweise durch die beiden SU-Vergaser) absieht. Schließlich war er mit 3,89 Metern Länge und 1,52 Metern Breite kompakt geblieben.

Auch an der Handlichkeit gab es mit Ausnahme der angestiegenen Lenkkräfte nichts zu bemängeln, ein Wendekreis von 10,8 Meter kann sich sehen lassen.

Im Verkauf erfüllte der MGC die Hoffnungen nicht, die man ihn ihn gesetzt hatte. So wurde die Produktion des MGC bereits 1969 eingestellt.

Weitere Informationen und viele Bilder sowie ein Tonmuster gibt es auf www.zwischengas.com.

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