Auch drei Tage nach dem offiziellen Aus der Regierungsgespräche zwischen ÖVP und SPÖ (einen Tag davor sind die NEOS abgesprungen) herrscht in der Sozialdemokratie weiter Chaos. Parteichef Andreas Babler schiebt die Schuld am Ampel-Aus auf die Pinken ("Parteitaktik vor die Interessen des Staates") bzw. die Türkisen ("Flügel der FPÖ-Sympathisanten hat sich durchgesetzt").
Aus Sicht von NEOS und ÖVP sei allerdings Babler selbst Schuld. "Andreas Babler war nicht bereit, Kompromisse einzugehen. Er war nicht immer einfach nachvollziehbar in dem, was er wollte", verriet Noch-Bundeskanzler Karl Nehammer in der letzten Folge seines Podcasts – "Heute" berichtete.
Die Pinken gingen sogar noch weiter: Auf ihrer Homepage veröffentlichten sie einen umfassenden Artikel, in dem sie eine Tirade gegen den SPÖ-Chef abfeuern. Die Verantwortung der gescheiterten Regierungsverhandlungen liege "in erster Linie beim Vorsitzenden der SPÖ, Andreas Babler." So habe er notwendige Maßnahmen blockiert, Pensionsreformen abgelehnt und sich "destruktiv und cholerisch" gezeigt, behaupten die NEOS.
Am Dienstag meldete sich der Parteivorsitzende der SPÖ Niederösterreich, Sven Hergovich, in einer Stellungnahme auf X zu Wort. Das Scheitern der Koalitionsgespräche mit ÖVP und NEOS sei "bitter und enttäuschend", die ergebnislosen Gespräche seien für alle Beteiligten, aber auch für die Bevölkerung frustrierend, schrieb er.
"Für uns als Parteien heißt es aber auch innezuhalten und selbst über uns zu reflektieren." Bei gescheiterten Gesprächen sei es immer leicht, auf andere zu zeigen. "Genau das ist aber der falsche Weg", feuerte Hergovich u.a. in Richtung seines Parteichefs. "Beim gegenseitigen Schuld zuweisen mache ich daher bewusst nicht mit", erklärte er.
Die FPÖ habe bei den Wahlen ein "erhebliches Vertrauen" seitens der Bevölkerung erhalten. "Gleichzeitig begegnen viele Herbert Kickl mit großer Sorge. Er wird daran zu messen sein, wie er mit beiden Erwartungen umgeht", so der SPNÖ-Chef.
Für seine Partei heiße es nun, erneut in die Opposition zu gehen und "einer blau-schwarzen Koalition genau auf die Finger zu sehen". In erster Linie müsse man auf jene Personen zugehen, die das Vertrauen in die Partei verloren haben. "Wie es der Anspruch unserer stolzen Bewegung ist: Voller Demut und mit dem Willen, Österreich voranzubringen", appellierte Hergovich.