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Der ökonomische Youngtimer

Wer Anfang der 1970er-Jahre ein sportliches Coupé kaufen wollte und nicht im Geld schwamm, für den war das Fiat 128 Coupé 1300 SL die erste Wahl.

Heute Redaktion
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Zum Thema Fiat 500 L: Wie viel Auto braucht der Mensch? BMW 325i Cabriolet: Lange Freude am offenen Fahren Fehler gesehen? Fiat konnte vor gut 40 Jahren im Bereich der kompakten Sportcoupés gute Erfolge ausweisen, insbesondere um das Fiat 850 Coupé scharte sich eine treue Fangemeinde. Trotzdem sannen die Produktstrategen in Turin nach dem richtigen Nachfolger. Und sie wandten sich in geradezu radikaler Weise vom bisherigen Konzept ab.

Denn der 850 hatte den längs eingebauten Vierzylinder im Heck gehabt, die angetriebenen Räder waren hinten und preislich befand sich der kompakte Sportwagen am unteren Ende der Fahrzeuggattung.

Bewährte Technik der 128 Limousine

Der Neuling, der 1971 präsentiert wurde, wies dagegen einen quer eingebauten Frontmotor auf, übertrug die Kraft über die Vorderräder auf die Straße und war eine ganze Klasse höher angeordnet – weil er rund 20 Zentimeter länger und sechs Zentimeter breiter war, vor allem aber war der Hubraum um 200 bis 400 cm3 gewachsen. Dafür war er mit rund 10.100 Euro aber auch beträchtlich teurer.

Ganz bei null mussten die Fiat-Ingenieure beim Coupé nicht beginnen, denn schliesslich war die von Dante Giacosa entwickelte Fiat-128-Limousine bereits im März 1969 vorgestellt worden und im Jahr 1970 mit dem Titel "Auto des Jahres" geehrt worden. Die Technik des kleinen Käfergegners konnte dann auch weitgehend im Coupé weiterverwendet werden. Sie war noch brandaktuell, denn Einzelradaufhängungen rundum und ein Motor mit obenliegender Nockenwelle waren Anfang der 1970er-Jahre noch kein Standard.

Praktische Karosserie, zwei Motoren

Das Karosseriekleid des 128 Sportcoupés entstand bei Fiat selbst. Es war ein Fastback-Coupé mit Hüftschwung. Das führte zu einem großen Kofferraum, aber auch zu eingeschränkter Übersichtlichkeit nach hinten.

Die Raumausnutzung war trotz 3,8 Meter Kürze für ein Coupé gut gelungen, der deutlich längere Ford Capri bot nicht mehr Platz für die Fondpassagiere. Beide hatten einen konventionellen Kofferraum – und damit keine Heckklappe.

Angeboten wurde das neue Coupé in der Standard- (S) und der Luxusausführung (SL) sowie mit zwei Motoren von 1,1 oder 1,3 Litern Hubraumvolumen. 75 PS leistete die stärkere Variante, im Luxus-Trimm hatte sie Doppelscheinwerfer und ein hochwertigeres Interieur.

Preiswert

Für umgerechnet 11.000 Euro erhielt man das Modell 1300 SL damals. Ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis gab es bei der Konkurrenz nicht, denn das kleine Fiat Coupé war überraschend schnell (170 km/h Spitze) und spritzig (0 bis 100 km/h in 12,3 Sekunden). Natürlich gab es auch Kritik, etwa wegen Sicherheitsmängeln oder Ergonomiefragen, aber die Tester zeigten sich größtenteils begeistert vom Neuankömmling.

Die Konkurrenz rüstete ebenfalls nach. So kam 1974 der neue Platzhirsch VW Scirocco auf den Markt, Fiat gönnte dem 128 eine Hecktür und ein gradlinigeres Design – geboren war der 128 Berlinetta 3P, der bis 1979 gebaut wurde. Rund 330.000 128 Coupés waren produziert worden.

Überlebt – und wie!

Fiat 128 Coupés der ersten Generation im Originalzustand sind heute selten. Umso glücklicher kann sich der Lenker eines solchen Bijous fühlen, zumal das Fahren locker von der Hand geht und der Wagen auch heute noch locker im Verkehr mitschwimmen kann.

Viel Kraft benötigen weder die Lenkung noch die Pedale und auch in den Gassen des Vierganggetriebes findet man sich gut zurecht. Ja, der Fiat 128 als Coupé macht auch heute noch Spass, und man kann verstehen, dass er damals begeisterte. Weitere Informationen, viele Bilder, technische Daten und ein Tonmuster finden sich auf