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Der sportliche letzte Mohikaner

Heute Redaktion
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1969 gab Ford den Autofahrern in Europa einen Grund zum Träumen. Am 21. Januar jenes Jahres wurde der Ford Capri präsentiert. Das sportlich gezeichnete Coupé mit langer Haube und kurzem Heck raubte fortan vielen Autokäufern den Schlaf.

12 Jahre später war der Glanz des Capri zwar etwas verblasst, doch die Ford-Ingenieure verschafften dem Familiensportwagen 1981 durch Einbau eines 2,8-Liter-Motors mit Einspritzung neuen Schub.

Mit Einspritzung und 160 PS

Bereits 1978 war der Capri behutsam modellgepflegt worden. Die Karosserie wurde modifiziert und windschlüpfiger (cw-Wert konnte von 0.405 auf 0.386 gesenkt werden) gestaltet. Neue Motoren und Anpassungen der Ausstattungspakete sollten den Capri, der damals zwischen umgerechnet rund 13.000 und 18.000 Euro kostete, im Kampf gegen die wachsende Konkurrenz aus dem GTI-Lager wappnen.

Auf dem Genfer Automobilsalon von 1981 debütierte dann ein Modell, das sogar Sportwagenfans zum Grübeln brachte. Mit 160 PS aus 2.8 Litern Hubraum katapultierte sich der Capri 2.8 Injection leistungsmäßig direkt zwischen Alfa Romeo GTV6, Mazda RX-7, Opel Monza 3.0 E, Porsche 924 und Mitsubishi Starion EX.

Preislich aber lag er trotz guter Ausstattung mit fast 25.000 Euro günstiger als die Alternativen aus Italien, Japan oder Deutschland. Mit seinen Recaro-Sitzen und der sportlichen Optik machte der Ford in den Verkaufsräumen sicherlich eine gute Figur, wie langweilig wirkte da manche Kompaktlimousine im Vergleich.

Ausgereiftes Fahrverhalten

Eine hintere Starrachse gehörte in den Achtzigerjahren sicherlich nicht mehr zum guten Ton. Trotzdem schlug sich der Ford Capri 2.8 Injection in den Tests überraschend gut. Der Motor überzeugte sowieso. Der grösste Kritikpunkt war im Prinzip das fehlende Fünfganggetriebe, denn tatsächlich wurde der 2.8 Liter mit Viergangschaltung präsentiert. Den fünften Gang erhielt er dann doch noch, trotzdem nahte das Ende des in die Jahre gekommenen Capri.

Der Erfolg des Einspritzmodells verlängerte die Auslaufphase, im Herbst 1984 aber wurden die letzten Linkslenker-Capris gebaut. Im Dezember 1986 stoppte auch die Fertigung der Rechtslenker. Nach 17 Jahren Bauzeit und fast 1,9 Millionen produzierten Exemplaren war der Capri Geschichte.

Immer noch gut

Wer sich in den Ford Capri setzt, wird sofort von nostalgischen Erinnerungen gepackt. Es genügt ein Blick auf das Kassettenradio, die Analoguhr oder das hübsche Sportlenkrad. Die Hauptinstrumente lassen sich bestens ablesen und die Bedienung des inzwischen schon lange zum Oldtimer gereiften Coupés gelingt ohne Studium der Betriebsanleitung auf Anhieb.

Es braucht auch nicht viel dazu, denn es ist alles übersichtlich angeordnet, wenn die einzelnen Schalter auch nicht immer genau da montiert sind, wo sie der neuzeitliche Autofahrer zuerst sucht. Man sitzt gut in den Sportsitzen, aber wie ein Sportwagen fühlt sich der Capri trotzdem nicht an, eher wie eine etwas flacher geratene Limousine.

Dieser Eindruck ändert sich auch nicht, wenn man losfährt. In Zeiten drehmomentstarker Turbodiesel wirkt der Capri zwar kräftig genug, aber nicht superschnell. Auch in Kurvenkombinationen fühlt sich das Auto nicht sportwagentypisch an. Das Coupé zeigt dort überraschend starke Schräglagen. Mit 1,2 Tonnen darf man auch nicht die Agilität eines Lotus Elan erwarten. Dem Fahrspaß ist dies alles nicht abträglich, man stellt sich schnell auf die Eigenheiten des Capri ein und freut sich am sonoren Motorklang. Eigentlich ist der Capri ein Traumwagen geblieben.

Weitere Informationen, Bilder und ein Tonmuster finden sich auf . 

Von B. v. Rotz