Wetter

Darum zeigt dir dein Handy das Wetter oft falsch an

Roman Palman
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    Die aktuelle Höhenwetterkarte für Dienstag, 16. Juni 2020
    Die aktuelle Höhenwetterkarte für Dienstag, 16. Juni 2020
    UBIMET

    Viele Österreicher wundern sich derzeit: Auf den Handys wird 7 Tage Regen angezeigt. Doch z.B. in Wien scheint die Sonne. 

    Zur Zeit ist die Genauigkeit der verschiedenen Wettermodelle weniger in luftigen Höhen, sondern eher im Keller angesiedelt. "Besonders räumlich detaillierte Prognosen, wie etwa jene von Wetter-Apps, sind [...] mit Vorsicht zu genießen", warnt UBIMET-Meteorologe Nikolas Zimmermann am Montag. Doch woran liegt das? "Heute" hat nachgefragt:

    Warum sind Wetter-Apps mit ihren Prognosen derzeit nicht so treffsicher?

    Aktuell kommen laut Zimmermann gleich verschiedene Faktoren zusammen. Zum Einen sei die Großwetterlage über Europa aktuell sehr kompliziert und von zahlreichen Höhentiefs geprägt (siehe Wetterkarte in der Diashow oben). "Wettermodelle haben allgemein Schwierigkeiten mit solchen Höhentiefs, da sie abgekoppelt vom Jetstream sind und ihre Zugbahn daher oft erst kurzfristig korrekt berechnet werden kann", so der Experte.

    "Weiters reichen beim derzeitigen Sonnenstand bereits wenige Sonnenstunden, um den Boden und damit auch die angrenzende, feuchte Luft zu erwärmen. Dies kann zu einer labilen Schichtung der Luft führen, weshalb die Schauer- und Gewitterneigung erhöht ist." Dadurch komme es derzeit auf engem Raum zu großen Unterschieden, mit teilweise nur punktuellen Schauern.

    Apps stoßen an ihre Grenzen

    Zum Anderen hänge die derzeitige Prognoseunsicherheit der Apps aber auch mit ihrer Funktionsweise zusammen: "Die meisten Wetterapps verwenden nämlich für ihre Prognosen ein globales Wettermodell, wie beispielsweise das frei verfügbare, amerikanische GFS-Modell. Wenn man in einer Wetterapp also die Prognose für einen Ort bzw. eine Koordinate abfragt, wird der Wetterablauf am nächst gelegenen Gitterpunkt des Modells dargestellt bzw von der App zu einer Wetterprognose mit Wettersymbolen 'übersetzt' und vereinfacht."

    Diese Wettermodelle sind jedoch zu begrenzt, um kleinräumige Wetterereignisse wie Schauer oder Gewitter darstellen zu können. "Solche Wetterphänomene sind kleinräumiger als die Modellmaschenweite", erklärt Zimmermann: "Daher müssen sie parametrisiert werden, sprich ihre Effekte werden mit speziellen Ansätzen erfasst. Bei dynamischem Wetter wie etwa bei markanten Kaltfronten im Sommer funktioniert dies vergleichsweise gut, bei der derzeitigen 'Sumpflage', wie Meteorologen sie gerne nennen, funktioniert dies aber nur begrenzt."

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      Regenwetter im Wien: Blick Richtung Südwesten aufgenommen von der UBIMET-Zentrale
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