Besonders gegen Jahresende – wenn Gansl und Glühwein serviert werden – packt viele das schlechte Gewissen. Wie sollen sie nur am besten diese Sünden ausgleichen?
Manche schwören auf Intervallfasten, andere auf Heilfasten – und dann gibt's noch die Saftkuren. Letzteres habe ich ausprobiert. Zuerst habe ich gedacht, ich tue mir damit etwas Gutes. Schließlich liest man ja überall, dass unser Lifestyle und unsere Ernährung voller "Toxine" stecken. Nachdem ich also von einer bekannten Marke eine große Kiste voller Säfte bekommen hatte, kamen bald Zweifel auf. Kleiner Spoiler: Ich habe die Kur nach zwei Tagen abgebrochen. Und das mit sehr gutem Gewissen.
Fangen wir einmal mit dem Wort "Detox" an: In der Werbung vieler Saftkuren klingt es, als könnten wir unseren Körper innerhalb weniger Tage mithilfe von gepressten Gemüse- und Obstsorten von allen Giftstoffen befreien. Die Realität sieht anders aus, denn unser Körper ist ein Wunderwerk und entgiftet sich ständig selbst. Leber, Nieren, Haut und Darm filtern zuverlässig alles, was schädlich ist.
Trotzdem wollte ich die Saftkur ausprobieren, alleine schon deshalb, um zu testen, wie sich eine Saftkur anfühlt. Doch auch hier ein kleiner Vorgeschmack: ich kann es nicht empfehlen. Meine Saftkur bestand aus fünf Flaschen pro Tag – jede ein flüssiger Smoothie, vollgepackt mit Obst, Gemüse und leider auch sehr viel Zucker. Dass man auf Proteine und gesunde Fette achtet, war nicht vorgesehen. Für Sportler:innen wie mich also schon einmal nicht optimal.
Schon bald bemerkte ich: Mein Magen begann nach ein paar Smoothies (teils voll mit Zitronen- und Orangensaft) zu protestieren: ein leichtes Brennen, ständiges Hungergefühl, aber gleichzeitig das komische Gefühl, schon satt zu sein. Ich fühlte mich nicht angenehm satt, sondern eher so, als hätte ich zwei Glühweine auf "Ex" getrunken, aber noch nichts "Gescheites" gegessen – diese süße Schwere, die einen gleichzeitig hungrig und voll fühlen lässt.
Was auch kaum jemand bedenkt: Wenn man die Smoothies im Abstand von zwei, drei Stunden trinkt, werden die Zähne regelrecht bombardiert. Jedes Mal eine volle Ladung Fruchtzucker, der im Körper praktisch genauso wirkt wie Gummibärchen oder andere Süßigkeiten. Das Problem: Der Zucker greift nicht nur den Zahnschmelz an, sondern kann auch Karies fördern - besonders wenn man nicht ständig seine Zähne putzen kann. Eine Saftkur kann also durchaus ein Nachspiel haben: in Form eines Zahnarztbesuchs und der ernüchternden Erkenntnis, dass sich Karies breit gemacht hat.
Nach meiner Erfahrung ist eine Saftkur alles andere als harmlos – besonders für Frauen. Unser Hormonhaushalt reagiert empfindlich auf Mangelernährung – sei es der Verzicht auf gesunde Fette oder Proteine. Energielevel, Stimmung und auch der Zyklus können durcheinander kommen. Und ehrlich: Wer hat schon Lust auf eine unregelmäßige Periode und schlechte Laune? Ich jedenfalls nicht.
Gleichzeitig darf man eine Saftkur nicht komplett verteufeln: Stark übergewichtige Menschen oder solche, die sonst extrem ungesund essen, können kurzfristig ihren Darm entlasten und sich zusätzlich challengen. Wichtig dabei ist aber, dass man im Anschluss nicht direkt zu Burger und Co. greift, sondern auch wirklich eine Ernährungsumstellung vornimmt. Sprich: viele Ballaststoffe, genug Protein und gesunde Fette für unser Gehirn.
Also, was bleibt nach meinem abgebrochenen Selbstversuch? Erstens: Detox im Sinne von "entgiften" brauchen wir nicht wirklich. Zweitens: Saftkuren sind nichts für Menschen mit empfindlicherem Magen und Sportler:innen. Proteine sind einfach essenziell sowie auch eben gesunde Fettquellen, die uns konzentriert und energiegeladen fühlen lassen.
Und eines möchte ich an der Stelle noch betonen: Alles, was extrem ist, sollte man sowieso lieber lassen. Crash-Diäten, Saftkuren oder extremes Intervallfasten – ich bin der Meinung, dass Balance der Schlüssel für einen gesunden und fitten Körper ist. Also lieber ausgewogen essen und sich auch bewusst etwas gönnen. Schließlich tut das auch der Seele gut – und das ist mindestens genauso wichtig wie ein durchtrainierter Körper.