Ob der Coffee-to-go-Becher oder der Einwegteller zum Picknicken: Viele setzen auf Einweggeschirr aus Bambusfasern statt Plastik. Umwelttechnisch ist das sicherlich die bessere Entscheidung, doch der Gesundheit macht man damit keinen Gefallen. Eine Studie aus Prag verdeutlicht die Gefahr.
Ein Forscherteam der Prager Universität für Chemie und Technologie hat 33 Bambusprodukte getestet, die es auf Märkten in Tschechien, Großbritannien und in China gekauft hat – darunter Schüsseln, Tassen und weiteres Essgeschirr.
Das Ergebnis: Knapp ein Drittel der Produkte enthielt die Industriechemikalie Melamin-Formaldehyd-Harz, die in gesundheitsgefährdenden Mengen in die darin servierten Speisen und Getränke überging. Folgen des Verzehrs der Chemikalie können Magenentzündungen und Nierensteine sein, möglicherweise auch Krebs.
Insgesamt entsprachen sechs der Bambusprodukte nicht den EU-Vorschriften und setzten Melamin über dem spezifischen Migrationsgrenzwert von 2,5 Milligramm pro Kilo frei. Die Studie belegte zudem, dass Melamin in Getränke wie heißen Zitronentee und Orangensaft überging. Doch nicht nur Melamin-Formaldehyd-Harze haben die Forschenden in den untersuchten Geschirrteilen entdeckt, sondern auch andere Schadstoffe – darunter Rückstände von Pestiziden und Desinfektionsmitteln.
Seit 2021 in der EU verboten
Obwohl die Verwendung von Bambus als Zusatzstoff in Kunststoffmaterialien, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, aufgrund der Risiken seit 2021 in der EU verboten ist, lassen sich diese Produkte weiterhin erwerben. Laut Hajslova handelt es sich dabei um "irreführende Werbung", da diese Produkte oft als "100 Prozent Bambus" oder "biologisch abbaubar" bezeichnet werden, obwohl sie aus einem Kunststoffharz bestehen.
"Unsere Ergebnisse sind eine wichtige Warnung für Verbraucher, die sich für biobasiertes Geschirr entscheiden, weil sie glauben, dass es eine sicherere und nachhaltigere Option ist", wird Jana Hajslova, eine der Forscherinnen von der Prager Universität, zitiert. Die Bezeichnung "natürlich" könne gefährlich irreführend sein: "Viele dieser Produkte bestehen im Wesentlichen aus Melamin-Formaldehyd-Harz mit einem Füllstoff aus Bambusfasern. Insbesondere heiße und saure Lebensmittel und Getränke bauen das Polymer ab, sodass es in den menschlichen Körper gelangt."
Doch bevor du jetzt panisch alle deine Bambusprodukte entsorgst: Vollbambusprodukte, wie Schneidebrettchen oder Essstäbchen aus reinem Bambus, sind nicht davon betroffen. Nur bei Kunststoff-Bambus-Mischungen mit Melamin sollte man hellhörig werden.