Coronavirus

"Brauchen mehr Zivildiener in den Altenheimen"

Heute Redaktion
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Die Bundesregierung will alle 130.000 Menschen in Altersheimen, Bewohner und Personal, auf das Coronavirus testen. Diakonie-Direktorin Moser sprach in der "ZiB 2" über die Lage in den Heimen.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat am Donnerstag bei einer Pressekonferenz flächendeckende Corona-Tests in allen Pflege- und Altersheimen in Österreich angekündigt.

Laut Anschober geht es dabei um insgesamt 130.000 Personen, die auf das Virus untersucht werden sollen. Getestet würden alle Bewohner sowie sämtliche Mitarbeiter. Die internationale Erfahrung zeige, "dass dieser Bereich der Bereich mit dem größten Risiko ist", sagte der Gesundheitsminister und verwies dabei auf wissenschaftliche Studien.

Allerdings stellen sich nun viele Menschen die Frage, ob sich diese Tests überhaupt mit den begrenzten Laborkapazitäten ausgehen können. Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser sprach in der "ZiB 2" über die Lage in den Pflegeheimen.

Probleme bei Schutzkleidung in Heimen

"Die Heime haben sehr rasch, sehr wichtige Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus getroffen", so Moser auf die Frage, wie sehr die Seniorenheime im Land derzeit geschützt sind. So hätte man unter anderem gleich Besuchssperren verhängt und dafür gesorgt, dass sich das Personal auch im privaten Bereich streng isoliert.

Dennoch stellte die Diakonie-Direktorin fest, dass der Schutz in den Heimen noch weiter verbessert werden müsse. Vor allem an Schutzkleidung fehle es. "Momentan gibt es eine schwierige Einkaufssituation am Markt. Normalerweise kostet ein Schutzanzug 10 Euro, jetzt kostet er 60 Euro", so Moser.

Mehr Zivildiener gefordert

Zwar würden die Alten- und Pflegeheime Schutzausrüstungen bekommen, diese seien allerdings zu wenig. "Vor allem bei den FFP-Masken gibt es nach wie vor Probleme", erklärt die Diakonie-Direktorin. Doch nicht nur an Ausrüstungen würde es fehlen, auch bei den Zivildienern.

"Es ist gut und wichtig Zivildiener zur Unterstützung des Personals zu haben, aber die Heime bräuchten mehr", so Moser. Derzeit würde nur ein Drittel der angeforderten Zivildiener in Pflegeheimen arbeiten.

Gottesdienste am Balkon

Im Gespräch mit Moderator Martin Thür lobte Maria Katharina Moser auch das Engagement und die Kreativität des Personals in den Heimen. So hätte es etwa zu Ostern Gottesdienste am Balkon für die Bewohner gegeben.

Um vor allem auch das psychische Wohlbefinden der Senioren zu stärken, würde es derzeit auch vermehrt Video-Telefonate mit der Familie geben. Es sei nun auch einmal an der Zeit über die "seelischen Folgen der Krise" zu sprechen, so Moser.

Kein Pflegenotstand in 24-Stunden-Betreuung

Aufgrund der aktuellen Corona-Lage in Europa dürfen viele Pflegekräfte wie etwa aus Tschechien derzeit nicht nach Österreich einreisen. Einen Pflegenotstand, etwa in der 24-Stunden-Betreuung, sieht Moser aber vorerst nicht.

"Die Krise ist insofern als solche bewältigbar, als Schritte bereits im März gesetzt wurden. Es gibt Hotlines in allen Bundesländern, wo Angehörige von Personen, die eine 24-Stunden-Betreuung haben und die sich Sorgen machen, ob die Betreuerinnen kommen können", so Moser.

Diese Hotlines würden dann überlegen, wie man die Familien der pflegenden Person unterstützen könne. Wichtige Schritte wären laut Moser dabei dann etwa mobile Angebote zu schaffen oder auch Not-Pflege-Plätze einzurichten.