SPÖ-Kandidat Dietmar Prammer konnte es zunächst gar nicht glauben: Beim ersten Wahlgang am Sonntag fuhr er unerwartet starke 40 Prozent ein. FPÖ-Bewerber Michael Raml landete bei der Hälfte – 20 Prozent – und damit auf dem zweiten Platz. Die Kontrahenten müssen in die Stichwahl.
Und dafür rühren sie jetzt kräftig die Werbetrommel. Von der Großfläche bis zum Dreieckständer: In der Stadt kommt man an den Plakaten kaum vorbei. "Didi", wie sich der Amtsanwärter selbst nennt, ist laut Eigendefinition "die bessere Wahl für Linz". Sein freiheitliches Gegenüber wiederum will "ein Zeichen setzen".
Auch auf anderer Ebene wird fleißig wahlgekämpft: Am Dienstag wurde im Süden der Landeshauptstadt ein 38-Jähriger im Streit angeschossen. Nur eine Stunde nach der Bluttat rückte schon Prammer aus: "Gewalt hat in unserer Stadt keinen Platz", ließ er um 13.06 Uhr in einer Presseaussendung wissen. Er stehe "in engem Kontakt mit den zuständigen Behörden".
Nur elf Minuten später folgte Raml: Er ortete "eine Auseinandersetzung im Migrantenmilieu". Die "komplett falsche SP-Wohnungspolitik" habe unkontrollierte Zuwanderung zur Folge, so der Sicherheitsstadtrat in Richtung des amtsführenden Vizebürgermeisters Prammer.
Die Abstimmung über einen neuen Bürgermeister wurde nach einem gewaltigen Polit-Skandal notwendig: Wie sich herausstellte, war die Ernennung von Brucknerhaus-Chef Dietmar Kerschbaum geschoben worden. Der jahrelang amtierende SPÖ-Stadtchef Klaus Luger hatte dem gefeuerten Manager vorab die Fragen der Hearing-Kommission zugespielt.