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Die Familienkutsche mit Druck

Heute Redaktion
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Renaults Turbomodell-Reihe wurde 1980 mit dem R18 Turbo erweitert. Im Jahr zuvor hatte Jean-Pierre Jabouille den ersten Turbo-Sieg für die Franzosen in der Formel 1 eingefahren.

Der R18 löste 1978 den R12 ab, der damals schon fast zehn Jahre angeboten worden war. Anfangs standen zwei Benzinmotoren mit 1,4 und 1,6 Liter Hubraum und einer Leistung von 64 und 79 PS zur Auswahl. Geschaltet wurde mit einem Vier- oder Fünfganggetriebe, gegen Aufpreis übernahm eine Automatik die Wahl der Gänge.

Von der Formel 1 profitiert

Renault experimentierte seit den 1970er-Jahren im Automobilrennsport mit Turbomotoren und war nach anfänglichen Haltbarkeitsproblemen bald erfolgreich in der Formel 1 unterwegs. Am 1. Juli 1979 erzielten die Franzosen beim Großen Preis von Frankreich den ersten Turbosieg im RS10, den Jean-Pierre Jabouille pilotierte. Was lag also näher, als die erlangte Erfahrung aus dem Rennsport in die Straßenautos zu übertragen?

Nach dem R5 Turbo und dem R5 Alpine Turbo war der R18 der nächste Kandidat, der einen Abgasturbolader bekommen sollte. Schon ab 1980 bot Renault den R18 mit einem 1,6-Liter-Turbomotor an.

Der Turbomotor kam gut an

Natürlich machten die 110, und später 125 PS, aus dem R18 Turbo keinen Rennwagen, aber schnelles Vorankommen war mit dem R18 Turbo durchaus möglich, und das Einsetzen des sanften Turboschubes hat sicherlich manchem Fahrer ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Der Turbolader lief mit einem Druck von nur 0,6 bar, und das gefürchtete "Turboloch", wie man es von früheren aufgeladenen Fahrzeugen kannte, war fast verschwunden.

Drehmomentstark und elastisch

Die 110 PS im Renault 18 Turbo von 1981 wurden bei einer Drehzahl von 5000 U/min abgeliefert, und das maximale Drehmoment von 181 Nm lag schon bei 2250 U/min an, was der Turbolimousine einen guten Durchzug und eine hohe Elastizität verlieh.

Die Fahrleistungen konnten sich durchaus sehen lassen: Den Spurt von 0 auf 100 km/h erledigte der Franzose in 10 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit betrug über 180 km/h. Wer ständig die volle Leistung abrief, musste jedoch mit einem Verbrauch von 13,7 Litern pro 100 Kilometer rechnen, und selbst bei massvollem Umgang mit dem Gaspedal genehmigte sich der Renault 11,3 Liter.

Sachliches Interieur

Von den avantgardistisch anmutenden Cockpits der französischen Konkurrenz war man bei Renault weit entfernt, das Cockpit gab sich funktional und aufgeräumt, die Pedalerie und die Schaltung waren leicht zu bedienen, und auch die gute Rundumsicht gab zu keinen Klagen Anlass.

Dank dem Fahrwerk mit Einzelradaufhängung vorn und der Starrachse hinten hielt der R18 keine bösen Überraschungen im Grenzbereich bereit. Die Turboversion war leicht härter abgestimmt als die anderen R18-Modelle, für eine Limousine war aber dennoch genügend Komfort vorhanden. Für die Verzögerung sorgten servounterstützte Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten, später spendierte Renault dem R18 Turbo Scheibenbremsen an allen vier Rädern.

Große Fußstapfen

Der R18 trat ein schweres Erbe an, wurde der Vorgänger R12 doch (inklusive Lizenzbauten) bis 2004 über 4 Millionen Mal gebaut. Abgelöst wurde der Renault 18 im Jahr 1986 vom R21, der ebenfalls als Vier- und Fünftürer angeboten wurde.

Allein in Frankreich liefen über zwei Millionen R18 vom Band, weitere Produktionsstätten befanden sich unter anderem in Argentinien, Venezuela, Südafrika und Kolumbien, wo er bis 1994 gebaut wurde. Die US-Version des Renault 18 wurde bis 1987 bei der American Motor Company (AMC) produziert und erhielt die damals vorgeschriebenen, für europäische Augen überdimensionierten Stoßstangen.

Weitere Informationen, viele Bilder, Testberichte und technische Daten gibt es auf www.zwischengas.com.