Österreich

Die Riesenorgel im Steffl sucht nun "Schutzpatrone"

Heute Redaktion
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Die Riesenorgel im Stephansdom ist Österreichs größtes Instrument – und dringend Renovierungsbedürftig. Rund 1 Mio. € sollen über Spenden gesammelt werden.

Im April 1945 zerstörte ein von Plünderern gelegter Brand die alte, 1886 erbaute Walcker-Riesenorgel im Wiener Stephansdom. "Die Orgelpfeifen begannen unter dem Feuer zu klagen", zitierte Kardinal Christoph Schönborn im Rahmen einer Pressekonferenz Augen- und Ohrenzeugen des Dombrands. 1960 wurde schließlich die von Johann M. Kauffmann erbaute Riesenorgel mit rund 10.000 Pfeifen und 125 Registern eingeweiht. Ein Kurzschluss während einer Messe ließ die Orgel 1991 aber endgültig verstummen. Die Steitenschiff-Orgel sprang ein, ab 2009 erklang die Haydn-Orgel bei Messen.

Am Ostersonntag 2020 soll die Orgel wieder erklingen

Am Ostersonntag 2020, 75 Jahre nach dem Dombrand, soll "auf das Klagen das Lob der neuen Orgel erklingen", wünscht sich Schönborn. Dazu sind aber nicht nur Restaurierungs- sondern auch Umbauarbeiten nötig. Denn die Orgel wurde wegen des Platzbedarfs von Chor und Orchester so konzipiert, dass ein drei Meter hoher Steinbogen die wichtigsten Pfeifen vom Kirchenraum abtrennt. Und das sorgt für einen diffusen Klang, weiß Domkapellmeister Markus Landerer.

Nun wurde gemeinsam mit der Vorarlberger Orgelbaufirma Rieger ein neues Klangkonzept für den Dom erarbeitet. Es sieht vor, dass die neue Orgel von einem Generalspieltisch aus alle Dom-Orgeln bespielen kann. Optisch bleibt alles beim alten. Rund 180 Register sollen künftig zur Verfügung stehen. Das Rieseninstrument ist damit das größte seiner Art in Österreich, gefolgt von der Orgel im Wiener Konzerthaus mit 116 Registern sowie jener im Stift St. Florian mit 103 Registern, berichtet die APA.

Der Stephansdom (eigentlich Domkirche St. Stephan zu Wien) am Wiener Stephansplatz (Bezirk Innere Stadt) ist seit 1365 Domkirche (Sitz eines Domkapitels), seit 1469/1479 Kathedrale (Bischofssitz) und seit 1723 Metropolitankirche des Erzbischofs von Wien. Der von den Wienern auch kurz Steffl genannte römisch-katholische Dom gilt als Wahrzeichen Wiens und wird häufig auch als österreichisches Nationalheiligtum bezeichnet. Namensgeber ist der heilige Stephanus, der als erster christlicher Märtyrer gilt.

Das Bauwerk ist 107 Meter lang und 34 Meter breit. Der Dom ist eines der wichtigsten gotischen Bauwerke in Österreich. Teile des spätromanischen Vorgängerbaues von 1230/40 bis 1263 sind noch erhalten und bilden die Westfassade, flankiert von den beiden Heidentürmen, die etwa 65 Meter hoch sind. Insgesamt besitzt der Stephansdom vier Türme: Der höchste ist der Südturm mit 136,4 Meter, der Nordturm wurde nicht fertiggestellt und ist nur 68 Meter hoch. Im ehemaligen Österreich-Ungarn durfte keine Kirche höher als der Südturm des Stephansdoms erbaut werden. So wurde beispielsweise der Mariä-Empfängnis-Dom in Linz um zwei Meter niedriger gebaut.

„Werde zum Schutzpatron der Riesenorgel"

Während jetzt alle Pfeifen – sie sind bis zu 12 Meter lang – ausgebaut und nach Vorarlberg gebracht werden, wird eifrig nach Spendern für die neue Orgel gesucht. Rund drei Millionen Euro soll die Restaurierung kosten, für zwei Drittel kommen Bund und die Länder auf. Den Rest soll ein Spendenaufruf von Domkapitel und dem Verein Unser Stephansdom mit dem Titel „Werde zum Schutzpatron der Riesenorgel" einbringen. Gegen eine Spende kann man auf www.riesenorgel.at sein Portraitfoto hochladen und dann Bilder von Schutzheiligen mit seinem Konterfei versehen. Dieses Bild kann dann ausgedruckt und via Social Media geteilt werden. Außerdem werden alle Spender in einem "Goldenen Buch" verewigt, dass in die Orgel eingebaut wird. (ck)