Multimedia

Diese 99€-Kopfhörer greifen sogar die AirPods Pro an

Mindestens 159 Euro kosten die Apple AirPods, 299 Euro gar die Pro-Modelle. Die Huawei FreeBuds 5i wollen beide schlagen – um nur 99 Euro.

Rene Findenig
Die Huawei FreeBuds 5i schlagen sich beeindruckend gut gegen weit teurere Konkurrenten.
Die Huawei FreeBuds 5i schlagen sich beeindruckend gut gegen weit teurere Konkurrenten.
Heute

Hier prallen wahrlich Welten aufeinander. Während Apples AirPods Pro als Flaggschiffe der Bluetooth-Kopfhörer gelten, war Huaweis i-Serie der FreeBuds lange Zeit als günstige Einsteiger-Reihe in die Welt der Ohrhörer bekannt. Spätestens ab der vierten Modellreihe allerdings stachen die Huawei FreeBuds 4i viele, weit teurere, Konkurrenten aus und positionierten sich als gehobene Mittelklassen denn im Einsteigersegment. Nun hat Huawei die neuen FreeBuds 5i vorgestellt, die sich mit 99 Euro sogar mit bis zu dreimal so teuren Flaggschiff-Modellen anlegen – und das recht erfolgreich, wie der Test zeigt.

Beim Design gibt es kaum Experimente, aber eine neue Farbe. Neben Weiß und Schwarz darf man die FreeBuds nun auch in einem trendigen Hellblau tragen. Im Vergleich zu den Vorgängern sind die Stiele der FreeBuds 5i etwas geschrumpft und die Hörer-Köpfe wirken etwas abgerundeter. Wie auch die teureren Modelle aus dem eigenen Haus können die nur 4,9 Gramm leichten FreeBuds 5i per Berührung des Gehäuses gesteuert und personalisiert werden. So lässt sich in der zugehörigen "AI Life"-App für Smartphones und Tablets festlegen, bei welcher Berührung die Titel- und Lautstärkeauswahl erfolgen soll.

Kopfhörer sitzen fest, aber angenehm im Ohr

Wer zweimal auf einen Kopfhörer tippt, startet Musik und nimmt Anrufe entgegen – oder beendet beides. Legt man den Finger etwas druckvoller auf einen Hörer und hält ihn dort kurzzeitig, wird die aktive Geräuschunterdrückung (ANC) oder der Aufmerksamkeitsmodus gestartet und man kann durch die ANC-Modi wechseln. Ein kleiner Abstrich zum Spitzenmodell Huawei FreeBuds Pro 2: Es gibt nur die Touch-/Gesten-Steuerung und keine extra drückbaren Bedien-Elemente am Gehäuse. Das mindert die Möglichkeiten bei der Steuerung, ist aber verkraftbar, denn die wichtigsten Funktionen gibt es auch so.

1/10
Gehe zur Galerie
    Nun hat Huawei <a data-li-document-ref="100250831" href="https://www.heute.at/s/huawei-stellt-hi-res-hoerer-fuer-unter-100-euro-vor-100250831">die neuen FreeBuds 5i vorgestellt</a>, die sich mit 99 Euro sogar mit bis zu dreimal so teuren Flaggschiff-Modellen anlegen – und das recht erfolgreich.
    Nun hat Huawei die neuen FreeBuds 5i vorgestellt, die sich mit 99 Euro sogar mit bis zu dreimal so teuren Flaggschiff-Modellen anlegen – und das recht erfolgreich.
    Heute

    Das Lade-Case für die FreeBuds 5i ist weiterhin – wie vom Vorgänger neu eingeführt – oval, fast eiförmig und in blauer, schwarzer oder weißer Hochglanz-Optik gestaltet. Auch die Kopfhörer selbst zeigen einen Hochglanz-Lack und sind mit Silikon-Ohrstöpseln ausgestattet. Die austauschbaren Stöpsel werden in drei Größen – S, M und L – mitgeliefert. Deutlich verbessert wurde der Tragekomfort und der Schutz. Die Kopfhörer fühlen sich angenehm locker im Ohr an, obwohl sie den Gehörgang gut verschließen und auch so fest sitzen, dass sie beim Rennen oder Springen nicht aus den Ohren fallen. 

    Flaggschiff-Eindruck bei Codecs und Konnektivität

    Im Büroeinsatz trugen sich die FreeBuds 5i außerdem so komfortabel, dass wir mit ihnen im Ohr ohne Probleme einen ganzen Arbeitstag verbringen konnten. Ein Mini-Manko jedoch: Beim Wechseln der Modi wird der gewählte Modus jeweils von einer englischen Stimme angekündigt, die nicht abgeschaltet werden kann. Beim Training oder im leichten Regen ist die Nutzung kein Problem, die Kopfhörer sind mit der Schutzklasse IP54 gegen Staub und Spritzwasser geschützt. Der Hochglanz-Hörer ist zwar Schmutz- und Schlieren-anfällig, lässt sich aber samt Silikonaufsätzen sehr leicht reinigen.

    Überraschend gut schlagen sich die FreeBuds 5i, wenn es um die Konnektivität und die unterstützten Codecs geht. Bluetooth 5.2 ermöglicht eine  Koppelung von zwei Endgeräten gleichzeitig, man kann also nahtlos von der Wiedergabe eines Films am Laptop zu einem Anruf am Smartphone wechseln, ohne die Kopfhörer erst verbinden zu müssen. Diese Funktion ist eigentlich reinen Flaggschiff-Kopfhörern vorbehalten. Und im Vergleich zu den AirPods Pro 2 gibt es nicht nur die Codecs SBC und AAC, sondern auch hochauflösendes LDAC – nur einige günstige Hörer wie die Redmi Buds 4 Pro unterstützen dies.

    Premium-Eindruck setzt sich über weite Strecken fort

    Vollkommen auf Konfrontationskurs mit den Apple-Kopfhörern gehen die FreeBuds 5i aber nicht, denn nutzt man Letztere auf einem iOS-Betriebssystem, streicht die "AI Life"-App die Möglichkeit, die Bluetooth-Multipoint-Funktion zu konfigurieren. Generell zeigt sich die Nutzung der Kopfhörer auf iOS-Geräten etwas eingeschränkter als auf Android-Modellen – und den vollen Funktionsumfang mit Gadgets wie einer Smartphone-Kamera-Auslösung per Tippen an die Kopfhörer gibt es nur mit Huawei-Smartphones oder -Tablets mit neuer EMUI-Benutzeroberfläche. Eine etwas seltsame Funktions-Politik von Huawei.

    Wie die Flaggschiff-Modelle verfügen nun auch die 5i-Hörer in der "AI Life"-App über eine Trageerkennung und einen Passformtest. Bei der Trageerkennung kann festgelegt werden, ob der Kopfhörer weiter Musik oder Inhalte abspielen oder die Wiedergabe pausiert werden soll, wenn etwa ein Kopfhörer aus dem Ohr genommen wird. Beim Passtest spielt die App eine Prüfmusik ab, anhand derer sie erkennt, ob die Kopfhörer gut im Ohr sitzen oder eine andere Größe bei den Silikonaufsätzen verwendet werden sollte. Auch Updates, Audio-Anpassungen und Akkustand liefert die übersichtliche App.

    Beim Telefonieren schlagen sie die Konkurrenz

    Rutschen die FreeBuds 5i in die Couch-Ritze oder verstecken sie sich in einer Hosentasche, kann man sie nun auch über die App suchen lassen – dann geben die Kopfhörer einen lauten Piepton von sich. Apropos Ton, wie klingen die neuen Kopfhörer eigentlich? In dieser Kategorie werden sie wenig überraschend von den FreeBuds Pro 2 und den AirPods Pro 2 geschlagen. Allerdings fällt der Unterschied vor allem in Hinsicht auf den Preisunterschied beeindruckend gering aus. Die Huawei FreeBuds 5i klingen ausgewogen, mit sauberen Mitten, sehr umfangreichen Höhen und nicht ganz so dominanten Bässen.

    Während der Eindruck im Blindtest in vielen Bereichen sehr nah beieinander liegt, dominieren die teuren Flaggschiffe vor allem bei der Wiedergabe von Bässen und Stimmen. Spielt man sich allerdings ein wenig mit den Einstellungen in der App, kommt die Sound-Qualität so nah an die Spitzenreiter heran, dass es für 99-Euro-Kopfhörer beinahe unheimlich ist. Und so nah die Kopfhörer klanglich an ihren Test-Herausforderungen liegen, so können sie diese sogar in Teilbereichen übertreffen. So kam uns bisher kein Kopfhörer mit einer solch überragenden, kristallklaren Sprachqualität beim Telefonieren unter.

    Einschnitte bei Windschutz und ANC-Umsetzung

    Selbst beim Telefonieren an viel befahrenen Straßen oder in den vollbesetzten Öffis nehmen Gesprächspartner kaum Störgeräusche wahr und die Nutzerin oder der Nutzer der FreeBuds 5i ist immer deutlich zu verstehen. Schade, dass Huawei dabei nicht ganz konsequent blieb, denn kommt Wind ins Spiel, pfeift es in den Kopfhörern wiederum deutlicher als bei den AirPods Pro 2 oder den FreeBuds Pro 2. Was den günstigen Modellen da zu einem unschlagbaren Erlebnis verholfen hätte, wäre die HD-Funktion der Flaggschiffe gewesen, die Umgebungsgeräusche noch besser ausblendet und Sprache verstärkt.

    Bei der aktiven Geräuschunterdrückung sitzen die FreeBuds 5i den beiden genannten Konkurrenten sehr dicht im Nacken. Laute Geräusche werden gut, wenn auch nicht ganz ausgeblendet, Gespräche verkommen zu einem Gemurmel und Monotones wie das Surren eines Ventlators ist gar nicht mehr hörbar. Bestleistungen beim ANC liefern für uns sowieso die Sony LinkBuds S und die Sony WF-1000XM4 ab – dahinter folgen die Apple- und Huawei-Kopfhörer fast auf Augenhöhe. Bei den FreeBuds 5i fällt ohne Musikwiedergabe ein leichtes Rauschen im mittlerweile traditionell dreistufigen ANC-Modus auf.

    Diese 99€-Kopfhörer greifen sogar die AirPods Pro an

    Abstriche zu den FreeBuds Pro 2 muss man dabei machen, dass ANC nur in drei Stufen, aber nicht in einer automatischen Anpassung an die Umgebungsgeräusche geboten wird. Auch beim Transparenzmodus, der Außengeräusche sehr natürlich durchlässt (allerdings auch das Pfeifen des Windes nicht kaschieren kann), verzichtet man auf die Stimmenverstärkung des Pro-Modells. Einschnitte, die für viele Nutzer nicht wirklich ins Gewicht fallen werden. Bei der Akku-Leistung jedoch toppen die Huawei 5i mit sechs Stunden Wiedergabe die FreeBuds Pro 2 und die AirPods Pro 2 mit jeweils 4,5 Stunden deutlich. 

    Geladen werden die Kopfhörer im matten Case, das eine Wiedergabezeit von 28 Stunden bietet. Der Behälter wiederum wird per USB-C-Anschluss geladen – kabellose Ladung ist anders als bei den Konkurrenten nicht möglich. Der Test zeigt: Bei Premium-Funktionen wie kabelloser Ladung, Windschutz, Stimmenverstärkung oder ANC sind die teuren Modelle den neuen Billig-Hörern deutlich überlegen. Klanglich dagegen liegen die Huawei FreeBuds 5i beeindruckend nahe an den Luxus-Hörern und stechen etwa die AirPods Pro 2 sogar mit Features wie längerer Laufzeit, klarerer Telefonie und Bluetooth-Multipoint aus.