Reisen ist Lieblingsbeschäftigung vieler Menschen. Dies spiegelt sich auch in unglaublichen Zahlen rund um den weltweiten Tourismus wider: Vor Corona wurden in diesem Sektor jährlich 5,7 Billionen Euro erwirtschaftet. Im heurigen Jahr wurden weltweit 20 Milliarden touristische Reisen durchgeführt.
Allein in der Weihnachtszeit verreisen pro Jahr 250 Millionen Europäer. Sie legen dabei durchschnittlich 500 Kilometer zurück, um Freunde und Familie zu besuchen oder in den Urlaub zu fahren.
Diese "Nicht-Sesshaftigkeit" hinterlässt Spuren - besonders, was das Klima betrifft. 2019 war die Tourismus-Branche für knapp 9 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Diese Emissionen nahmen dabei im Vergleich zu anderen Branchen überdurchschnittlich stark zu, wie eine neue "Nature"-Studie zeigt.
Die Corona-Pandemie hatte das Wachstum der Tourismus-Branche abrupt gestoppt, deshalb berücksichtigt die Studie nur Daten aus dem Zeitraum 2009 bis 2020. Forscher sind aber überrascht, wie schnell die Branche nach Ende der Pandemie-Einschränkungen zurück zu Wachstum gefunden hat.
Besonders spannend: Drei Viertel der Treibhausgas-Emissionen im Bereich Tourismus werden von nur gerade 20 Ländern verursacht. Die Top-3 (USA, China und Indien) sind gar für 40 Prozent der Emissionen verantwortlich.
In die unrühmliche Top-10-Liste schafften es auch Deutschland, Großbritannien, Japan, Mexiko, Kanada, Frankreich und Russland. Österreich ist erfreulicherweise nicht einmal unter den 20 größten Verschmutzern.
Die Zahlen belegen einmal mehr, dass der Unterschied zwischen armen und reichen Ländern in diesem Bereich besonders groß ist. Menschen aus reichen Staaten verursachen pro Kopf hundertmal mehr Emissionen als solche aus ärmeren Regionen.
Der Tourismus hat also ein Klimaproblem. Das zeigt sich auch besonders deutlich darin, dass jeder Euro, der im Tourismus verdient wird, 30 Prozent mehr Treibhausgas-Emissionen verursacht als der Durchschnitt. Die Gründe: Einerseits reisen immer mehr Menschen und einzelne Menschen reisen auch immer öfter.
„Es erweist sich als unmöglich, das Luftverkehrssystem durch neue Technologien zu dekarbonisieren.“Tourismus-Studie in "Nature"über CO2-Emissionen beim Fliegen
Andererseits ist es die Reise selbst, die viel Treibhausgase verursacht. Mehr als die Hälfte der Emissionen (52 Prozent) wird durch das Fliegen verursacht. Dabei spielt der mangelnde technologische Fortschritt eine Rolle: "Trotz jahrzehntelanger Versprechungen hat es sich als unmöglich erwiesen, das globale Luftverkehrssystem durch neue Technologien zu dekarbonisieren", so die Studie.
Was erschwerend hinzukommt: Im Vergleich zum Fliegen ist das Bahnfahren viel zu teuer, wie eine große Greenpeace-Studie belegt.
Der Tourismus verursacht also nicht nur einen beträchtlichen Teil aller Treibhausgase, diese nehmen auch immer mehr zu. Das Ziel des Pariser Klimaabkommens rückt damit immer weiter in die Ferne. Die Studienautoren zeigen aufgrund ihrer Befunde vier Maßnahmen, mit denen man dem Klimaproblem der Reisebranche entgegenwirken könnte:
Wer in der Europäischen Union einen Flug bucht, soll neben Preisen künftig auch den CO2-Ausstoß verschiedener Angebote vergleichen können. Die EU-Kommission kündigte dafür heute eine Kennzeichnung an, die Fluggesellschaften ab Mitte des kommenden Jahres freiwillig nutzen können.