Mit Michelin-Stern, Hauben und drei Restaurants in München zählt der gebürtige Gmundner Jürgen Wolfsgruber (38) längst zu den spannendsten Köpfen der deutschsprachigen Gastro-Szene. Und das, obwohl seine Karriere ursprünglich ganz anders geplant war.
"Ich wollte eigentlich immer etwas mit Computern machen und habe mich bei der HTL beworben", erzählt Wolfsgruber im "Heute"-Talk. Doch das Leben hatte andere Pläne – und ein gemeinsames Mittagessen mit Mama und Tante wurde zur entscheidenden Gabelung seines Lebenswegs: "Wir waren essen und ich war begeistert. Meine Mama fragte dann, ob es Möglichkeiten für ein Praktikum gebe und wenn man so ein Angebot bekommt, sagt man als 15-Jähriger natürlich nicht Nein."
Aus dem Praktikum wurde eine Ausbildung im renommierten Schloss Mondsee, die er erfolgreich abschloss. Danach ging es hinaus in die Welt: Jürgen arbeitete in Top-Küchen im Ausland, wo er vor allem eines lernte: "Disziplin, Durchhaltevermögen und was es wirklich heißt, zu arbeiten."
Trotz internationaler Perspektiven zog es ihn wieder zurück nach Österreich. "Ich hatte Heimweh und wollte wieder an den See und zu meinen Freunden." Doch nach der Rückkehr kam die Gastro-Krise im eigenen Herzen: "Ich wollte mit dem Kochen aufhören, hatte keine Lust mehr und wechselte in den Einkauf."
Ein Geschäftsessen bei einem besonders unfreundlichen Wirt brachte dann die Wende. Der Koch sagte dem Wirt noch im Spaß, er solle sich melden, wenn es vorbei ist und gab ihm seine Visitenkarte – und genau das geschah. "Nach ein, zwei Jahren rief er an. Insolvenz. Ich habe vorbeigeschaut und los ging es."
Aber leicht war es nicht: "Nach zwei Monaten war das Geld aus. Die ersten zwei Jahre war die Gerichtsvollzieherin Stammgast." Erst mit Unterstützung seines Freundes Herbert, der sogar auf Gehalt verzichtete, schafften sie es, den Laden am Laufen zu halten.
Dann kam der Knall: Fünf Jahre später erhielt Wolfsgruber einen Michelin-Stern für sein "Sparkling Bistro" in München – allerdings bekam er die Auszeichnung nicht bei einer großen Gala, sondern via Zoom: "Die große Veranstaltung wurde wegen Corona abgesagt, also saßen wir vor dem Laptop. Plötzlich sagen sie 'Sparkling Bistro'." Dass dieser Stern so einen Impact haben würde, damit hatte niemand gerechnet. "Ab dem Tag waren wir für das ganze Jahr ausgebucht."
Heute betreibt Wolfsgruber drei Restaurants in München: Das "Sparkling Bistro", "Das Tschecherl" und sein neuestes, "Das Obers". Und auch die Promis haben den Weg zu im gefunden, doch Namen nennt er keine: "Darüber redet man nicht." Ob es bei drei Lokalen bleibt? "Ich hab nach dem ersten gesagt: kein zweites. Nach dem zweiten: kein drittes. Jetzt hab ich drei. Also wird's wohl auch ein viertes geben", lacht Wolfsgruber.