Politik

Eklat im ORF – Frage an Doskozil entsetzt Zuseher

Showdown um die SPÖ – Rendi-Wagner tritt zurück, Babler unterliegt und Doskozil gewinnt die Mitgliederbefragung. Der Gewinner ließ im ORF aufhorchen.

Rene Findenig
SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil zu Gast in der ORF-"ZIB2" am Dienstagabend.
SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil zu Gast in der ORF-"ZIB2" am Dienstagabend.
Screenshot ORF

Die Würfel sind gefallen: Wie "Heute" berichtete, wird es keine Stichwahl im SPÖ-Showdown geben. Erst am Parteitag der Roten wird die Entscheidung über den Parteivorsitz fallen. Das beschloss der Parteivorstand am Dienstag mit 25 zu 22 Stimmen. Die Szenen hinter den Kulissen waren wild.

Mehr als drei Stunden wurde im Parteipräsidium diskutiert und gestritten. Wegen des Zwists bot Burgenland-Chef Hans Peter Doskozil trotz der mit 33,68 Prozent gewonnenen Mitgliederwahl sogar an, seinen Anspruch auf den SPÖ-Chefsessel zurückzulegen, quasi das Handtuch zu werfen.

Hintergrund: Michael Ludwigs Wiener Landesgruppe soll eine Stichbefragung zwischen Doskozil und Herausforderer Andreas Babler (SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner kündigte indes ihren Rücktritt an) vor einem etwaigen Parteitag gefordert und sich offen für den Traiskirchner Bürgermeister als neuen Vorsitzenden der Sozialdemokraten ausgesprochen haben.

Aber: Sieben der neun Bundesländer sollen fest hinter Doskozil stehen. Nach dem Ringen stand schließlich fest: Es kommt am 3. Juni zum Parteitag in Linz, wo der Showdown zwischen Doskozil und Babler vor den Delegierten entschieden wird.

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    Andreas Babler (links) und Hans Peter Doskozil (rechts)
    Andreas Babler (links) und Hans Peter Doskozil (rechts)
    Sabine Hertel
    "Dafür bin ich in weiterer Folge nicht zu haben"

    Nach dem turbulenten SPÖ-Entscheid war Doskozil am späten Dienstagabend in der ORF-"ZIB2" bei Moderator Armin Wolf.

    Warum sei er nun gegen eine Stichwahl? In der SPÖ habe man sich einstimmig ein Prozedere auferlegt, das eben die Mitgliederbefragung und einen darauf folgenden Parteitag "mit bindendem Ergebnis" vorgesehen habe. Diese Entscheidung, auch wenn sie knapp sei, sei zu akzeptieren – mit dieser Einstellung sei er zum Parteipräsidium nach Wien gefahren.

    Dass er dort sogar mit Rückzug gedroht habe, bestätigte Doskozil. "Ich hab da sicherlich kein Kalkül dahinter." Dass er feige wäre, könne man ihm zudem "beim besten Willen nicht vorwerfen". 

    Er nehme mit seinen Schritten sehr viel Risiko, würde den Weg aber nicht gehen, wenn es trotz der unguten Situation nicht möglich wäre, "Wahlen zu gewinnen", so Doskozil. Er habe im Parteipräsidium den Eindruck bekommen, dass es nur darum gegangen sei, einen Kandidaten zu forcieren beziehungsweise einen Kandidaten trotz Mitgliederentscheid zu verhindern.

    "Dafür bin ich in weiterer Folge nicht zu haben", so Doskozil. Gehe es nur darum, dann solle es so sein, dann werde er auch zur Seite treten und Babler unterstützen. Unterstützung käme aber aus "sechs, sieben Bundesländern", deswegen werde es am "Ende des Tages" auch einen Entscheid zwischen Babler und ihm geben.

    "Hätte nicht gedacht, dass Sie auch einstimmen in diesen Kreis, der dieses Thema auf den Tisch legt"

    Es sei "keine Kindergartenveranstaltung", so Doskozil dazu, warum man nicht vor dem Parteitag eine Stichwahl durchführe. "Irgendwann muss man das auch ernst nehmen", was beschlossen wurde. Die offenen Fragen seien am Parteitag zu klären, die Entscheidung sei getroffen worden, "auch ich unterwerfe mich dieser Entscheidung". Über persönliche Befindlichkeiten und Verletzungen müsse man stehen.

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      Burgenlands Landeshauptmann und SPÖ-Chef-Kandidat Hans Peter Doskozil in der ZIB2 mit Armin Wolf am 23. Mai 2023.
      Burgenlands Landeshauptmann und SPÖ-Chef-Kandidat Hans Peter Doskozil in der ZIB2 mit Armin Wolf am 23. Mai 2023.
      Screenshot ORF

      Dann der Untergriff von Moderator Armin Wolf: Wie solle das gehen mit dieser lädierten Stimme, die Doskozil viele Beobachter vorwerfen würden?

      "Schauen Sie Herr Wolf, ich hätte jetzt nicht gedacht, dass Sie auch einstimmen in diesen Kreis derjenigen, die das Thema auf den Tisch legen", so Doskozil zum ORF-Eklat. "Ich habe eine Wahl gewonnen mit dieser Stimme, die absolute Mehrheit im Burgenland erzielt. Da gab es auch einen Wahlkampf."

      Er habe die letzten Wochen verstreut über ganz Österreich Veranstaltungen wahrgenommen und absolvieren können. Die Einschätzung aufgrund seiner Stimme und ob er geeignet sei als Politiker, "die treffe ich". Und: "Zurufe von außen (...) brauche ich in dieser Frage sicher nicht."

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        Nach dem für sie desaströsen Ausgang der <a data-li-document-ref="100272211" href="https://www.heute.at/g/spoe-mitgliederbefragung-jetzt-steht-das-ergebnis-fest-100272211"><strong>SPÖ-Mitgliederbefragung</strong></a> schmeißt Parteichefin <strong><a target="_blank" data-li-document-ref="100272594" href="https://www.heute.at/g/rendi-wagner-gibt-erklaerung-ab-ruecktritt-noch-heute-100272594">Pamela Rendi-Wagner</a></strong> alles hin.
        Nach dem für sie desaströsen Ausgang der SPÖ-Mitgliederbefragung schmeißt Parteichefin Pamela Rendi-Wagner alles hin.
        ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

        Direkt nach dem Interview war das Entsetzen bei einigen Zusehern groß. "Thematisierung der Stimmprobleme von Doskozil von Wolf deutlich unter Gürtellinie", schrieb etwa Alfred Hoch.

        "Schwerer Untergriff, wie grobschlächtig Armin Wolf die Behinderung von LH Doskozil thematisiert. Ihm praktisch abspricht, wegen seiner heiseren Stimme einen Wahlkampf führen zu können. Finde ich übel, tut mir leid. So geht‘s nicht", tönte Thomas Mayer. 

        Doskozil würde "selbstverständlich" Babler unterstützen

        Doskozil blieb sachlich, auch bei folgenden Fragen etwa was ihn besser als Konkurrenten Babler mache. Es gehe nicht darum, sich zu vergleichen, so der SPÖ-Mann, er habe sich mit dessen inhaltlichen Programm auch nicht bis ins letzte Detail auseinandergesetzt. Es gebe durchaus Unterschiede bei Mindestlohn, Arbeitszeitverkürzung und Asylpolitik, so Doskozil, er wolle sich aber über Themen definieren und profilieren, nicht über den Vergleich mit anderen Politikern oder Parteien.

        Und: Egal wie der Parteitag ausgehe, müsse man aufeinander zugehen und zusammenarbeiten. Eine Mehrheit werde jedenfalls am Parteitag für einen Kandidaten ausreichen – und sollte Babler gewinnen, werde er ihn "selbstverständlich" unterstützen.