Gesundheit

Dr. Havel, übertreiben wir es mit dem Testen?

Von einer "PCR-Testwut" will  "Alles gurgelt"-Chef Michael Havel nichts hören. Gerade in Omikron-Zeiten könne nicht genug getestet werden. 
Christine Scharfetter
09.02.2022, 19:35

Immer öfter werden neuerdings PCR-Tests, das breite Angebot, die Kosten und auch die Sinnhaftigkeit dieser in Frage gestellt. Vor allem in Wien werden die kostenlosen Test dankend angenommen – allerdings auf Kosten der Steuerzahler. Das stößt wohl vor allem Molekulargenetikerin Susanne Haas sauer auf. "Ich finde die PCR-Testwut in Österreich übertrieben. Damit schießt man sich ein Eigentor", erklärte die Leiterin der "Confidence DNA-Analysen GmbH" erst unlängst im "Heute"-Gespräch.

"Leute testen sich aus Jux und Tollerei. Täglich ohne Symptome zu testen ist nicht gut." Damit überlaste man das System. "Und wir schmeißen Steuergeld in hohem Bogen beim Fenster raus", so Haas. Ihr Kollege, Univ.-Prof. Dr. Michael Havel, bezieht hier allerdings eine ganz andere Position: "Bringt das Testregime in Wien etwas? Absolut. Dadurch werden Infizierte frühzeitig erkannt und weitere Ansteckungen verhindert – immerhin pflegt der Mensch täglich im Schnitt zehn Kontakte. Das wären in Summe sehr viele Infizierte", erklärt der CEO und Mitbegründer von Lifebrain und "Alles gurgelt!" gegenüber "Heute".

So oft sollte getestet werden

Wie oft jeder einzelne tatsächlich testen sollte, das hänge für ihn von der vorherrschenden Variante ab. "Omikron ist hochinfektiös und Infizierte sind innerhalb von ein bis zwei Tagen ansteckend." Daher solle gerade jetzt in einer höheren Frequenz getestet werden. "Das einzig Sinnvolle ist derzeit jeden Tag", so Havel. Vor allem im Hinblick auf die neue Omikron-Variante BA.2: "Man weiß noch nicht, wie ansteckend und krankmachend die Variante ist."

„"Das einzig Sinnvolle ist derzeit jeden Tag."“

Laut Angaben des Lifebrain-Labors wurden im Jänner durchschnittlich 188.000 Test pro Tag durchgeführt, 356.000 am bisher stärksten Tag Ende des Monats. Somit kostete alleine das Gurgeln dem Steuerzahler im Jänner 13,5 Millionen Euro. Aber immerhin klagt man bei Lifebrain nicht über Personalmangel oder fehlende Tests. Erst im November wurden 600 neue Mitarbeiter eingestellt, womit jetzt 1.600 Personen in dem Labor beschäftigt sind. Die Corona-Pandemie schafft also auch Arbeitsplätze.

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