Coronavirus

Österreichs Schultests erkennen nur jeden 3 Infizierten

Bei einem Test des deutschen Gesundheitsministeriums belegen die österreichischen Schul-Tests in puncto Sensitivität den letzten Platz. 

Leo Stempfl
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Die Gesamt-Sensitivität der österreichischen Schul-Tests liegt nur bei 34 Prozent. (Symbolbild)
Die Gesamt-Sensitivität der österreichischen Schul-Tests liegt nur bei 34 Prozent. (Symbolbild)
Utrecht, Robin / Action Press / picturedesk.com

Laut der Website des Bildungsministeriums hat der Antigentest für Schüler zwei zentrale Vorteile: Der Abstrich kann per einfachen Tupfer im vorderen Nasenbereich vorgenommen werden und ist somit kinderleicht selbst durchführbar, schon nach 15 bis 30 Minuten wird das Ergebnis sichtbar. "Wie auch andere Schnelltests ist der Selbsttest insbesondere dafür geeignet, eine hohe Virenlast nachzuweisen. Mit dem Einsatz dieses regelmäßigen Testverfahrens ist es möglich, die Sicherheit an der Schule nochmals zu erhöhen."

Nun geht man aber immer mehr zu PCR-Gurgeltests über. Diese sind noch einfacher selbst durchführbar, bisher scheiterte es aber an der dafür notwendigen Infrastruktur. Seit 10. Jänner wird nun in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich zwei Mal per PCR getestet, in den übrigen Bundesländern ab 17. Jänner. Doch schon in dieser Woche gab es grobe Probleme.

In der ersten Runde kamen die Daten zu spät, fehlerhaft oder unvollständig. Überhaupt sei auch die Zahl der positiven Fälle nicht nachvollziehbar gewesen. Das Ministerium prüft deswegen rechtliche Schritte gegen die Betreiber. Um die Sicherheit an den Schulen zu gewährleisten, führen die Schüler nun tägliche Antigentests durch. Maske tragen sie ohnehin durchgehend. Es wird außerdem appelliert, am Wochenende nach Möglichkeit einen PCR-Test durchzuführen.

245 Tests untersucht

Der Ministeriumswebsite zufolge setzt man auf den "Flowflex"-Selbstest der Firma "ACON Biotech" Jene Schnelltests sind es aber, die nun erneut für Diskussionen sorgen. Wie der Blog "Stadtpolitik Wien" berichtet, fallen diese im Test-Vergleich komplett durch. Insgesamt 245 Tests wurden vom Paul-Ehrlich-Institut, das im Geschäftsbereich des deutschen Gesundheitsministeriums liegt, unter die Lupe genommen.

Ziel war es, Tests mit zu geringerer Sensitivität ausfindig zu machen, um diese von der Liste erstattungsfähiger Corona-Tests zu streichen. Unterschieden wurde bei der Sensitivität auch in Hinblick auf den CT-Wert. Je höher dieser ist, desto niedriger ist die Viruslast. Unter 30 geht man davon aus, dass die Person nicht mehr ansteckend ist.

Die Sensitivität ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine infizierte Person ein positives Ergebnis erhält.

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    Mit diesem Info-Folder will die Stadt in Wiener Schulen gegen hartnäckige Impf-Mythen angehen.
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    Stadt Wien

    Selbsttests fallen im Test durch

    Während zahlreiche untersuchte Schnelltests bei einem CT-Wert unter 25 (also hoher Virenlast) eine Infektion mit 100-prozentiger Sicherheit erkennen, schafft der an Österreichs Schulen eingesetzte Test bereits "nur" mehr 94,1 Prozent.

    Bei einem CT-Wert zwischen 25 und 30, womit man immer noch ansteckend ist und abgesondert wird, hat der Selbsttest gar nur mehr eine Sensitivität von 4,3 Prozent, während die meisten vergleichbaren Produkte zwischen 30 und 75, manche sogar noch 100 Prozent erzielen. Bei einem CT-Wert von über 30 ist dann endgültig Schluss: 0,0 Prozent beträgt hier die Sensitivität, die meisten anderen Selbsttests kommen aber auf denselben Wert.

    Die abschließende Gesamt-Sensitivität liegt schließlich bei 34,0 Prozent. Im Ranking bedeutet das den letzten Platz unter den 31 Antigen-Schnelltests.

    Antigen nur als "add-on"

    "Stadtpolitik Wien" hat zu den Ergebnissen auch mit dem Mikrobiologen Michael Wagner von der Uni Wien gesprochen. Insbesondere angesichts der Omikron-Welle warnt er vor dem blinden Vertrauen auf Schnelltests. Insbesondere in den ersten zwei Tagen einer Infektion liege die Virenlast vor allem im Rachen und nicht in der Nase, wo der Abstrich vorgenommen wird.

    In den Schulen seien diese also nur als "add-on" sinnvoll. "Bis entsprechende Kapazitäten vorhanden sind, müssen jedoch qualitativ sehr gute Antigen-Tests verwendet werden", so Wagner zu "Stadtpolitik Wien".

    Dennoch seien die Schnelltests nützlich, wenn keine Zeit für einen PCR-Test ist, etwa vor spontanen privaten Treffen. Voraussetzung für eine bessere Aussagekraft des Tests sei dabei jedoch eine Probennahme zuerst im Rachen und dann in der Nase