Die Diskussion um Handy-Verbote an Schulen hat in den vergangenen Wochen Fahrt aufgenommen. Ein solches Verbot zumindest während des Unterrichts ist aktuell im rot-schwarz regierten Kärnten geplant. Auch in der blau-schwarzen Steiermark soll es bis zur 7. Schulstufe gelten. Und selbst der pinke Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr hat sich dafür ausgesprochen.
Grund genug für den Österreichischen Bundesverlag Schulbuch (öbv) und die Linzer Kepler-Uni, die Meinung der heimischen Lehrkräfte abzufragen. An der Umfrage nahmen immerhin 949 Lehrer teil. Die wichtigste Frage lautete: "Würden Sie sich ein generelles Handy-Verbot an Schulen wünschen?"
Das Ergebnis fällt eindeutig aus. Gleich 44 Prozent antworteten mit "Ja", weitere 30 Prozent mit "eher ja". Dezidiert gegen ein generelles Handy-Verbot ist nur jeder zehnte befragte Lehrer. 16 Prozent sind "eher" nicht für die Verbannung von iPhone & Co. aus den Schulen.
Die Zustimmung hängt auch vom Schultyp ab. Am ehesten befürworten Lehrer an Volksschulen das generelle Verbot mit 81 Prozent ("Ja" und "eher ja"). Zum Vergleich: An AHS sind es 79 Prozent, an Mittelschulen. 76 Prozent, an BMHS wiederum nur 64 Prozent. Eine Mehrheit zieht sich aber durch alle Schultypen.
Gefragt wurde aber auch, ob es an den Schulen der Befragten schon Regeln zur Smartphone-Nutzung gibt. Hier überraschen die Antworten: 23 Prozent berichteten, dass es vor und nach dem Unterricht ein Verbot gebe, in Freistunden beträgt die Quote 47 Prozent und während des Unterrichts 53 Prozent. Am öftesten verboten ist das Handy übrigens in den Pausen, nämlich an 63 Prozent der Standorte. In vielen Schulen gibt es keine Verbote, aber zumindest Regeln.
Interessant auch: Sieben Prozent der Befragten berichteten, dass es an ihren Schulen nicht einmal während des Unterrichts ein Verbot gebe.
Und wie stehen die Lehrer selbst zur Verbannung der Handys? 73 Prozent sagen, dass Verbot sollte zumindest während des Unterrichts gelten, für 65 Prozent Mehrfachnennungen möglich, Anm.) soll die Pause zur handyfreien Zone werden, 57 Prozent wünschen sich Freistunden ohne Störung durch Smartphones. 43 Prozent befürworten das Verbot auch vor und nach dem Unterricht. Auch bei dieser Frage liegt die Zustimmung zum Verbot an Volks- und Mittelschulen und an AHS.
14 Prozent der Lehrkräfte geben an, dass ihre Schüler oft Smartphones zum Lernen verwenden. Weitere 27 Prozent antworteten "manchmal" und 30 Prozent "selten". 29 Prozent der Befragten konnten dies nicht beurteilen.
"Die Ergebnisse decken sich im Wesentlichen mit einer anderen Befragung zur Smartphone-Nutzung. Für ,Blick ins Klassenzimmer' wurden rund 19.000 Schülerinnen und Schüler an 120 repräsentativen ausgewählten Schulen befragt", sagt Christoph Helm, Leiter der Abteilung für Bildungsforschung an der Kepler-Uni. "Dabei zeigte sich, dass ältere und digital-affinere Schülerinnen und Schüler das Smartphone häufiger zum Lernen nutzen."
„Smartphones sind nicht unbedingt eine Gefahr.“Philipp NussböckGeschäftsführer Österreichischer Bundesverlag
Philipp Nussböck, öbv-Geschäftsführer, beurteilt die Umfrageergebnisse so: "Smartphones sind nicht unbedingt eine Gefahr oder Ablenkung, sondern können durchaus sinnvoll für schulische Zwecke eingesetzt werden. Insbesondere dort, wo Schülerinnen und Schüler noch nicht mit Laptops oder Tablets ausgestattet sind, kann das Smartphone helfen, pädagogische Potenziale zu nutzen, die durch die Digitalisierung möglich werden."