Im November 2013 erschütterte der Wettskandal den österreichischen Fußball – mittendrin: Sanel Kuljić. Der einst gefeierte Bundesliga-Stürmer sprach am Montag bei "Sport und Talk aus dem Hangar 7" auf ServusTV offen über seine Vergangenheit, die Zeit im Gefängnis und seine Pläne nach der Karriere.
Der damalige Grödig-Profi Dominique Taboga flog auf, beschuldigte den vereinslosen Profi – er sei vom früheren Teamstürmer erpresst worden. Bei einer Geldübergabe klickten dann die Handschellen. Kuljić wurde 2017 nach drei Jahren Haft vorzeitig entlassen.
Kuljić schilderte nun, wie alles begann, er früh er aus der Bahn geraten war: "Mein Vater starb früh. Da war das erste Mal, dass ich keinen Ausweg wusste, ich habe Drogen konsumiert. Dann habe ich mich zurückgekämpft und wurde Profi. (…) Ich konnte mit Geld nicht umgehen. Ich habe 3000 Euro verdient und wollte 4000 Euro ausgeben. (…) Auch in der Schule gehört da mehr gemacht." Der falsche Umgang mit Geld sei der Nährboden für spätere Probleme gewesen.
Steckbrief: Sanel Kuljić
Geboren: 10. Oktober 1977, Salzburg
Position: Stürmer
Wichtigste Vereine:
SV Austria Salzburg (1995–1997, 2000)
BSV Bad Bleiberg (2001–2002)
SV Pasching (2002–2003)
LASK (2003–2004)
SV Ried (2004–2006)
FC Sion/Neuchâtel Xamax (Schweiz, 2006–2010)
Austria Wien (2007–2008)
Wiener Neustadt (2009–2010)
AE Larisa (Griechenland, 2011)
SV Kapfenberg (2012–2013)
Nationalteam Österreich
20 Länderspiele / 3 Tore (2005–2007)
Auch über den Prozess sprach Kuljić ausführlich. Er sei sich seiner Schuld bewusst, habe aber die Dimension mancher Vorwürfe angezweifelt: "Ich war schuldig, habe meine Zeit abgesessen. Ich habe verdient verloren. Aber Art und Weise und Höhe der Niederlage ist schwierig. (…) Das besagte Spiel, wo er mich beschuldigt hat, war im Sportradar gar nicht auffällig. Es hat viel nicht zusammengepasst."
Besonders eindringlich erzählte Kuljić von seiner Haftzeit: "Das waren 31 Monate. Da ist die Zeit gestanden. Ich hatte eine Stunde Ausgang, 14 Monate durfte ich auch nicht arbeiten. Ich hatte keine Telefonerlaubnis. Auch nicht mit meinen Kindern. Manchmal bin ich zwei, drei Tage nicht rausgekommen. Es war schwierig, aber ich habe es überlebt."
Über das Leben im Strafvollzug sagte er weiter: "Es ist schon so, dass der Anstaltsleiter schaut, dass man kein Problem bekommt, sonst wird man abgeschottet." Und: "Jeder reagiert da dann anders und man muss jeden anders behandeln."
Ein besonders klares Statement richtete Kuljić an heimische Fußball-Funktionäre selbst: "Spielmanipulationen werden nicht aufhören, solange es Wettanbieter gibt. Wenn ich Admiral als Hauptsponsor sehe, stößt es mir auf. Viele Menschen gehen in diesem Bereich in den Ruin. Warum nimmt die Bundesliga nicht einen anderen Sponsor, der genauso viel zahlt. Ich finde den Weg falsch."
Nach Verbüßung seiner Strafe kehrte Kuljić auf den Platz zurück – nicht in die Bundesliga, sondern ins Salzburger Unterhaus: "Der Obmann von Saalbach kam auf mich zu. Ich wollte gerne trainieren, spielen nicht wirklich. Ich wollte meine Erfahrungen weitergeben. Gegenüber dem Sport ist es eine Art Wiedergutmachung. Ich kann viel weitergeben, habe viel gelernt, hatte viel Zeit nachzudenken."