Politik

E-Fuels-Experte rechnet im ORF mit Kanzler-Plan ab

Bundeskanzler Karl Nehammer stemmt sich gegen das Aus für neue Verbrenner-Autos. E-Fuels sollen die Lösung sein – ein Experte nimmt Stellung.

Rene Findenig
E-Fuels-Experte Jürgen Rechberger (AVL List) in der ORF-"ZIB2".
E-Fuels-Experte Jürgen Rechberger (AVL List) in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

Die EU plant, ab 2035 keine Neuwagen mit Benzin- und Diesel-Verbrennermotor mehr zuzulassen – das Aus wurde bereits von den EU-Ländern beschlossen und auch die Autohersteller wollen voll auf Elektromobilität setzen. In Österreich stemmt sich allerdings Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) gegen das Verbrenner-Aus – wie auch am Mittwoch mit einem "Auto-Gipfel". Dort bekräftige Nehammer den Kompromiss, dass Verbrenner weiter mit E-Fuels zugelassen werden sollen. Bei E-Fuels handelt sich um synthetische Kraftstoffe aus Wasserstoff und Kohlendioxid (CO2).

Deren Herstellung ist aufwendig und energieintensiv. E-Fuels sind daher – wie E-Autos auch – maximal genauso grün, wie die Kraftwerke, die den nötigen Strom dafür produziert haben. Doch was hilft es, wenn Österreich auf E-Fuels setzen möchte, die Hersteller aber gar keine entsprechenden Autos herstellen wollen? Entsprechend rechnete am späten Mittwochabend auch der E-Fuels-Experte Jürgen Rechberger vom Unternehmen AVL List mit diesem Plan ab. "Prinzipiell unterstützen wir generell Technologieoffenheit", so Rechberger, Batterien stelle niemand infrage und in manchen Bereichen brauche es E-Fuels.

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    Die Vertreter von Fridays For Future Austria und Global 2000 bezeichnen den Auto-Gipfel als "kindisch" und sagen, dass dieser an Absurdität nicht zu überbieten sei.
    Die Vertreter von Fridays For Future Austria und Global 2000 bezeichnen den Auto-Gipfel als "kindisch" und sagen, dass dieser an Absurdität nicht zu überbieten sei.
    Fridays for Future

    E-Fuels nur, "wo es keine Alternativen gibt"

    Dann folgte das Aber: Über die nächsten 20, 30 Jahre werde erneuerbarer Strom ein "rares Gut", so Rechberger, deswegen müsse man E-Fuels dort einsetzen, "wo es keine Alternativen gibt". Und das wäre die Luft- und Schifffahrt und nicht das Auto, so der Experte.

    Hinter Flugzeugen und Schiffen würden dann Arbeits- und Produktionsmaschinen folgen, erst danach mache es Sinn, über Autos zu sprechen. "Da wird es aber nicht flächendeckend möglich sein", so Rechberger. Außerdem hätten fast alle Autohersteller trotz E-Fuel-Möglichkeit schon erklärt, vollständig auf Elektromobilität setzen zu wollen, hieß es.

    "Skeptisch" sei Rechberger zudem, ob es Sinn mache, überhaupt noch einen relevanten Anteil an E-Fuel-Fahrzeugen auf den Markt zu bringen. Die effizienteste Technik sei "Batterie-elektrisch", da mache es Sinn, auf diese Technologie zu setzen, so der Experte.

    Aus seiner Sicht werde sich "langfristig der Elektromotor durchsetzen", auch Wasserstoffantriebe werde es geben, doch mit E-Fuels werde man eher die Lücken füllen, wo es an Elektro- und Wasserstoffantrieben noch fehle. Generell werde am E-Auto-Markt bis 2030 viel tun, so der Experte, die Modellpreise würden ab 20.000 Euro massentauglich werden.

    Was hinter "E-Fuels" steckt
    E-Fuels werden von ihren Befürwortern als klimaneutrale Alternative zum Elektroauto mit Akku hochgelobt, doch das stimmt nur bedingt. 
    Es handelt sich dabei um synthetische Kraftstoffe aus Wasserstoff und Kohlendioxid (CO2). Deren Herstellung ist aber aufwendig und energieintensiv. E-Fuels sind daher – wie E-Autos auch – maximal genauso grün, wie die Kraftwerke, die den nötigen Strom dafür produziert haben.
    E-Fuels haben zwar gewisse Vorteile (normal tankbar, geringeres Gewicht als ein Akku, etc.), doch der Knackpunkt ist ihre, der Herstellung geschuldete, horrende Energiebilanz gegenüber anderen Antriebsarten.
    Der ADAC (ein E-Fuel-Befürworter) rechnet vor: mit einer 3-Megawatt-Windkraftanlage könnte man 1.600 E-Autos versorgen. Nutzt man den Strom für Wasserstoff-Umwandlung könnten nur 600 Fahrzeuge damit ausrücken. E-Fuel-Verbrenner sind es am Ende nur 250 Fahrzeuge.
    Die künftigen Einsatzbereiche von E-Fuels werden deshalb vielfach eher in der Luft- und Schifffahrt gesehen als im Individualverkehr.