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Ein Auto wie aus dem Matchbox-Katalog

Ein Lamborghini? Ein exotisches italienischer Showcar? Nein, unter der extravaganten Hülle sitzt die Technik des VW Käfers.

Heute Redaktion
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Eigentlich war die britische Bausatz-Szene ja nach der Änderung der Steuergesetze in den Sechzigerjahren praktisch verschwunden, doch der Buggy und andere Kunststoffkarosserien für Volkswagen-Fahrgestelle verschafften dem Selbstbauauto ein zweites Leben. Auch Autodesigner Richard Oakes gestaltete einen dieser Buggys, genannt Tramp.

So ganz befriedigte ihn aber der offene und doch sehr rustikale Buggy nicht. Zusammen mit seinem Freund Phil Sayers begann er, über einen Sportwagen nachzudenken, der technisch so unkompliziert wie ein VW-basierter Buggy sein sollte, aber eine deutlich elegantere und exotischere Karosserie haben sollte.

Nach einer rund zweijährigen Vorbereitungszeit konnte 1972 die Oates-Sayer-Firma Automotive Design & Development Ltd den "Nova" präsentieren. Der Wagen sah atemberaubend aus und bot mit seiner hochklappbaren Dachsektion eine echte Showcar-Optik. Nur gerade 750 Pfund kostete der Bausatz, das wären heute etwa 11.500 Euro. Mehr Aufmerksamkeit für weniger Geld gab es damals in der Autowelt kaum.

Erfolgreich auch in Amerika

Es war kein Wunder, wurden Oakes und Sayer buchstäblich von interessierten Kunden überrannt. Schnell entwickelte sich auch in den USA eine Nachfrage nach dem gut aussehenden Sportwagen und natürlich rochen einige findige Unternehmer hier auch eine Chance, tüchtig Geschäft zu machen. Doch Oakes und Sayer hatten schlicht keine Zeit, sich um die Anfragen aus den USA zu kümmern.

Da brauchte es schon zwei richtige Enthusiasten wie Norm Rose und Cecil Robertson, die sich nicht scheuten, nach mehreren unbeantworteten Schreiben einfach ins Flugzeug zu steigen und die Briten vor Ort heimzusuchen. Dies sollte sich auszahlen, denn schließlich unterschrieben die beiden Amerikaner einen Lizenzvertrag mit den Briten, um den Nova in den Staaten zu produzieren. Dort hieß er dann Sterling und kostete 2.495 Dollar als komplettes Kit.

Flach und auffällig

4,42 Meter Länge, 1,78 Meter Breite und 1,07 Meter Höhe – das sind Dimensionen, die eigentlich ein sportliches und elegantes Äusseres fast schon garantieren. Und der Sterling enttäuscht nicht. Er wirkt aus jeder Perspektive interessant, ja extravagant. Und spätestens dann, wenn sich das ganze Dach mit Front- und Seitenscheiben nach oben hebt, sind die meisten Betrachter tief beeindruckt. Und erinnern sich an die Matchbox-Autos aus ihrer Kindheit.

Das Einsteigen gelingt mit ein bisschen Übung besser als erwartet, man lässt sich im Prinzip einfach auf die flachen Sitze gleiten. Wer allerdings ein Sitzriese ist, dem wird das sich senkende Dach schon bald Kopfschmerzen bereiten, denn Kopffreiheit bleibt dann keine mehr. Für Personen bis 1,80 Meter dürfte die Bewegungsfreiheit ausreichen, größere ziehen halt einfach den Kopf ein. Die Rundumsicht leidet natürlich unter der flachen Heckscheibe und den kombinierten B-/C-Säulen.

Lamborghini-Feeling im Innern

Ansonsten stellt der Sterling nur geringe Anforderungen an den Fahrer. Wer mit einem Käfer umgehen kann, findet sich auch im Sterling zurecht, trotz des Hurst-Schalthebels, den die Amerikaner so gern verbauen. Die Käfer-Gene schlagen nicht nur bezüglich Akustik durch, auch die Fahrleistungen des Coupés halten nicht ganz mit dem Äusseren mit. Aber wo er auftaucht, wird der Wagen bewundert.

Weitere Informationen und Bilder zum Sterling und zu seinen Verwandten gibt es auf www.zwischengas.com.

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