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Ein Vierzylinder-Boxer von zeitloser Schönheit

Das Lancia Gamma Coupé sah blendend aus und war technisch auf der Höhe der Zeit. Trotzdem blieb der Verkaufserfolg aus.

Heute Redaktion
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Der Auftrag an Aldo Bavarone, Autodesigner bei Pininfarina, war eine Herausforderung. Er sollte einen Sportwagen entwerfen, der einerseits das ausgesprochen elegante Fiat 130 Coupé würdig ersetzen und andererseits die technische Basis der zeitgleich von Pininfarina entworfenen Gamma-Limousine nutzen sollte.

Bavarone meisterte die Herausforderung mit Bravour und lieferte einen Entwurf ab, den Experten als sein bestes Design bezeichnen. Und er war neben dem Gamma Coupé immerhin auch verantwortlich für den Peugeot 504 und den Ferrari 365 GTC/4, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Das Heck als Sahnestück

Das Ergebnis ist eindeutig ein Abkömmling der 1970er-Jahre, aber anders als mancher Vertreter der Epoche glänzt das Gamma Coupé durch fast magische Zeitlosigkeit. Es weist eine traditionelle Stufenheckgestaltung auf, die strikt der Trapezlinie folgt. Die Wagenflanke weist eine breite Sicke auf, die im hinteren Teil mit einem schwarzen Plastikstreifen noch zusätzlich akzentuiert wird.

Das Sahnestück des Coupés aber ist das Heck, das durch die breiten flachen Schlusslichter und den durch zwei Blinker durchbrochenen Heckdeckel geprägt wird. Die C-Säule ist abgehoben und wirkt wie ein Überrollbügel. Die Proportionen sind ausgewogen, der vordere und hintere Überhang aus heutiger Sicht groß, ohne aber unpassend zu wirken.

Klassische Proportionen

Das 4,48 Meter lange Coupé wirkt aus jeder Perspektive elegant und edel. Dabei helfen die für damalige Begriffe überdurchschnittliche Breite von 1,73 Metern genauso wie die gegenüber der Limousine auf 1,33 Meter gesenkte Höhe. Die ausladende Breite hatte aber für hinten sitzende Passagiere einen erheblichen Nachteil. Weil sich die vorderen Sitzlehnen nur nach vorne klappen ließen, wenn die Türe genügend weit offen war, konnte manch ein Passagier das Fahrzeug in engen Parklücken nicht wie gewünscht verlassen.

Vorgestellt wurde das Gamma Coupé am Genfer Automobilsalon im Jahr 1976 und die Aufmerksamkeit der Fachpresse und des breiten Publikums war dem Neuankömmling sicher, denn man hatte lange auf einen "großen" Lancia gewartet. Die Fiat-Gruppe, seit einigen Jahren auch Besitzerin von Lancia, wollte mit dem Lancia Gamma auch den in aller Stille ausgelaufenen Fiat 130 ersetzen.

6689 Stück gebaut

Die Vorderräder wurden von einem Vierzylinder-Boxermotor mit 140 DIN-PS in Trab gehalten. Einzelradaufhängungen rundum sorgten für die Bodenhaftung, Scheibenbremsen für die Verzögerung. Ab Sommer 1976 wurde die Limousine hergestellt, das Coupé folgte 1977.

Nach rund vier Jahren erfolgte eine größere Modellpflege, die nicht nur den Einzug der Bosch-Einspritzung anstelle der Weber-Vergaser in den Gamma-Motorraum bedeutete, sondern auch das Kühlergesicht leicht dem Zeitgeschmack anpasste. 1984 verließen die letzten der insgesamt gebauten 6.689 Coupés die Fabrikationshallen, auch die Limousine hatte mit 15.272 gebauten Exemplaren die angestrebten Verkaufsziele klar verfehlt.

Für den Gentleman-Fahrer

Heute setzt man sich mit zufriedener Miene auf den veloursbezogenen Vordersitz, greift ins gut positionierte Lenkrad und lässt den Boxermotor, dessen Geräuschentwicklung konstruktionsbedingt ein wenig nach Subaru tönt, arbeiten. Die Gänge lassen sich problemlos wechseln, schnell stellt sich eine angenehme Reisegeschwindigkeit ein, die weit weg von den erreichbaren fast 200 km/h liegt. Ein wahrer Genuss.

Weitere Informationen, Bilder und ein Tonmuster sind auf Zwischengas.com zu finden.

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