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In diesem Spital hat die gesamte Belegschaft gekündigt

Vor kurzem geriet das Schweizer Spital Einsiedeln in die Schlagzeilen, weil die gesamte Belegschaft der Assistenzärzte auf einen Schlag kündigte.

Die Belegschaft kündigte nicht ohne Grund, die Umstände waren nicht mehr länger zu ertragen.
Die Belegschaft kündigte nicht ohne Grund, die Umstände waren nicht mehr länger zu ertragen.
Utrecht, Robin / Action Press / picturedesk.com

Im Spital in Einsiedeln in der Schweiz haben alle Assistenzärzte auf einen Schlag gekündigt. Viele Angestellte und ehemalige Mitarbeitende beklagten sich daraufhin über katastrophale Arbeitsbedingungen.

Nachdem das Spital Einsiedeln 2019 noch einen Verlust von 6,7 Millionen Franken eingefahren hatte, wurde es im Jahre 2020 von der Ameos Gruppe aufgekauft. Die Ameos Gruppe betreibt über 90 Spitäler, Reha- und Pflegeeinrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und fährt dabei eine offensive Wachstumsstrategie. Sie übernimmt defizitäre, öffentliche Spitäler und trimmt diese auf Erfolg, wie der "Blick" berichtet.

"Wir sagten alle, wir werden uns and die Medien wenden."

Ehemalige Angestellte erzählt vom Arbeitsalltag

Die Kündigung von sieben Assistenzärzten Ende August ist ein schwerer Schlag für das Spital. Offenbar ist dies aber nur die Spitze des Eisberges.

Samira C. ist diplomierte Pflegefachfrau HF und arbeitete im vergangenen Frühjahr im Spital Einsiedeln. Sie meldet sich bei 20 Minuten als Vertreterin von insgesamt 21 Personen – vier Fachangestellte Gesundheit und 17 Pflegefachpersonen, alles ehemalige Mitarbeitende. Sie möchten anonym bleiben – zu groß ist die Angst vor Repressalien. "Wir sagten alle, dass wir uns an die Medien wenden müssen, aber bisher hat uns der Mut gefehlt."

Doppelschichten

C. hat sehr viel zu erzählen; sie beschreibt, dass das Pflegepersonal mehrmals Doppelschichten habe hinlegen müssen, weil die Schichten nicht hätten besetzt werden können. "Und beim Verabreichen von Betäubungsmitteln müssten immer zwei Pflegefachpersonen die Dosierung kontrollieren. Sehr oft wurde die zweite Unterschrift gefälscht, also nicht gegenkontrolliert, da zu wenig Personal im Dienst war. Die Leitung hat das so hingenommen."

Hilfspersonal entlassen

Der schlechte Lohn sei für C. nicht das Schlimmste gewesen. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen haben am meisten belastet, dass sie dem Patientenwohl nicht mehr hätten gerecht werden können. Weil die Leitung der Ameos Gruppe das komplette Hilfspersonal aus Kostengründen entlassen habe, hätten die Pflegenden ihre Arbeit nicht mehr richtig machen können: "Es muss zu jeder Zeit immer mindestens eine diplomierte Pflegefachperson auf einer Station sein. Wenn eine andere Station Unterstützung benötigte, musste die zuständige Pflegefachperson die Station verlassen. Wegen Personalmangel wurden dann die Stationen oft von FaGes oder Auszubildenden betreut – das ist illegal! Auch hatten wir einen Patienten, der bei uns tagelang Blut erbrochen hat. Weil er schon alt war, war er keine Priorität."

Andreas C. Nitsch, Bereichsleiter Kommunikation und Marketing Ameos, bittet um Verständnis, dass er keine internen Begebenheiten öffentlich diskutieren könne. "Wir kennen die Vorwürfe. Zudem ist Personalmangel ja ein Problem des gesamten Arbeitsmarktes, das wir alleine nicht lösen können. Die Patientenversorgung war aber jederzeit uneingeschränkt gewährleistet."

Zum Schweigen verpflichtet

Samira C. und ihre Kolleginnen hätten sich immer wieder bei der Leitung gemeldet, Mails verschickt und das Gespräch gesucht – alles vergeblich. Stattdessen sei ihnen gedroht worden. "Sie haben uns allen gesagt, dass wir nichts nach außen tragen dürfen. Das hätte schwere Konsequenzen."

Die Gruppe des ehemaligen Pflegepersonals hat den Schritt gewagt, sich an die Medien zu wenden. "Unser Job ist so wichtig und die Leute müssen uns vertrauen können. Wir haben einen Grund, weshalb wir Pflegefachpersonen geworden sind. Unser Problem war nicht der Lohn, sondern die Zustände, unter denen wir arbeiten mussten. Mir mussten dort so viele Sachen machen, die ethisch nicht okay sind und hinter denen wir nicht stehen können."

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    Sven Hoppe / dpa / picturedesk.com