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Enthüllt: So heftig misshandeln EU-Beamte Flüchtlinge

Seit Monaten betreibt Bulgarien an der türkischen Grenze ein illegales Gefängnis für Flüchtlinge. Videoaufnahmen zeigen nun Schüsse an der Grenze.

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Medienberichtemn zufolge finden an der bulgarisch-türkischen Grenze heftige Verfehlungen der Beamten statt.
Medienberichtemn zufolge finden an der bulgarisch-türkischen Grenze heftige Verfehlungen der Beamten statt.
NIKOLAY DOYCHINOV / AFP / picturedesk.com

Befremdliche Aufnahmen von der EU-Außengrenze zur Türkei zeigen ein inoffizielles Gefängnis für Flüchtlinge. Zu sehen ist eine Baracke mit Eisenstäben in der grenznahen bulgarischen Stadt Sredez, in der seit Monaten Flüchtlinge festgehalten werden. 

Eine Reihe internationaler Medien war an der Recherche beteiligt. Zahlreiche Flüchtlinge bestätigten gegenüber dem Rechercheteam, dass sie in der Baracke festgehalten wurden, auch bei eisigen Temperaturen und Regen. Das bulgarische Vorgehen sei mehrfach illegal. Eigentlich müssten die Flüchtlinge in offiziellen Einrichtungen und auf menschenwürdige Art und Weise untergebracht werden. 

"Baracken erfüllen Kriterien natürlich nicht"

"Diese inoffiziellen Baracken erfüllen diese Kriterien natürlich nicht", sagt die Professorin für Migrationsrecht Sarah Progin-Theuerkauf gegenüber dem SRF. Auch das Recht, Asyl zu beantragen, werde an der bulgarischen Grenze missachtet. Stattdessen würden Pushbacks durchgeführt. Unter Pushbacks versteht man das illegale und gewaltsame Zurückdrängen von Flüchtlingen über die Grenze. 

Laut "Lighthouse Reports" gibt es auch in Kroatien und Ungarn solche geheimen Einrichtungen. In Kroatien seien Flüchtlinge in einem überfüllten und gefährlich heißen Transporter festgehalten worden, in Ungarn wurden sie in einem Container an einer abgelegenen Tankstelle festgehalten. Die Einrichtungen seien "Teil eines Systems, das von der EU finanziert wird und vor den Augen von Beamten der EU-Grenzschutzagentur Frontex betrieben wird".

"Es ist Erniedrigung pur"

Einer der Geflüchteten, mit denen das Recherchekollektiv sprach, berichtete über die Zustände in Bulgarien: "Sie halten uns fest, schlagen uns, nehmen uns unsere Kleidung und Schuhe. Es ist Erniedrigung pur. Ich hatte außer Unterhosen nichts mehr an."

Außerdem sollen die Beamten Hunde auf die Geflüchteten losgelassen haben, ihnen Geld und Handys geklaut und Frauen sexuell belästigt haben. Inzwischen sollen die Beamten sogar Schusswaffen einsetzen, wie mehrere Geflüchtete berichten. Videoaufnahmen der Investigativ-Journalisten von "Lighthouse Reports" sollen zeigen, wie ein geflüchteter Syrer mit scharfer Munition angeschossen wurde.

Bulgarien weist die Vorwürfe zurück und behauptet, die Flüchtenden würden gewaltsam gegen Beamte vorgehen. So sei in den letzten Wochen ein Grenzschutzpolizist ums Leben gekommen. Auf die Vorwürfe zu dem illegalen Gefängnis in Sredez gab es keine Reaktion.

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    In Spielfeld warten derzeit rund 400 Asylwerber in Zelten und Containern.
    In Spielfeld warten derzeit rund 400 Asylwerber in Zelten und Containern.
    ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com