Am vergangenen Freitag war es soweit: Nach dreijähriger Pause aufgrund der Turmhelmsanierung ist die erste Eremitin wieder in die Türmerstube der größten Kirche Österreichs eingezogen. Damit findet das Projekt – initiiert 2009 anlässlich Linz Kulturhauptstadt Europas – seine Fortsetzung.
Ende 2008 wurde im Turm des Mariendoms, auf rund 68 Meter Höhe, die Türmerstube eingerichtet. Sie war im Zweiten Weltkrieg eingebaut und als Beobachtungsposten genutzt worden, um etwaige Bombentreffer schneller lokalisieren und Hilfe koordinieren zu können.
Seit 2009 steht die Eremitage Menschen offen, die sich in die Stille zurückziehen möchten. Die Erfahrung des Eremitendaseins ist in der Fastenzeit und zu Ostern, über die Sommermonate Juli und August sowie in der Adventszeit und zu Weihnachten möglich.
Jeweils sieben Tage – von Freitag bis Freitag – verbringen die Eremiten in der rund neun Quadratmeter großen Türmerstube. Einmal am Tag gehen die Teilnehmer hinunter in die Kirche, um sich beim Zugang zum Turm ein warmes Mittagessen, sowie das Abendessen und das Frühstück für den kommenden Tag abzuholen.
Eine Teilnahme als Turmeremit ist ab 18 Jahren und unabhängig von Herkunft und religiöser Zugehörigkeit möglich. Eine gewisse Grundkondition wird vorausgesetzt, müssen doch stolze 395 Stufen bis zur Eremitage erklommen werden.
Als erste Eremitin nach drei Jahren ist Birgit Kubik am vergangenen Freitag in die Türmerstube eingezogen. Die 51-jährige Ennserin und Mutter zweier Söhne ist seit Beginn des Projektes fasziniert davon und hat sich die Eremitenwoche zu ihrem 50. Geburtstag von Familie und Freunden gewünscht.
„"Ich freue mich auf das einfach Dasitzen, auf das an nichts Denken müssen, nichts tun müssen. Auf die Ruhe, die Stille. Darauf, dass endlich einmal meine Gedanken zu Wort kommen können", so Kubik.“
Das Angebot des Eremitendaseins haben seit 2009 mehr als 260 Frauen und Männer genutzt und das Interesse, sieben Tage in Stille zu verbringen, ist nach wie vor ungebrochen hoch.