Elch Emil bleibt das wohl ungewöhnlichste Tierdrama des Sommers in Österreich. Seit einigen Wochen streift der junge Elchbulle durch Niederösterreich, taucht mal südlich, mal nördlich der Donau auf und legt dabei beachtliche Strecken zurück. Zuletzt wurde er laut "Der Standard" im Bezirk Scheibbs gesichtet.
Die Behörden haben mittlerweile alle Hände voll zu tun, den 600-Kilo-Koloss im Blick zu behalten. Mehrfach musste die Polizei Straßen oder Bahnstrecken sichern, weil Emil sich gefährlich nah an Verkehrswege wagte. So wurde etwa die Bahnlinie Wien–Korneuburg vorübergehend gesperrt, nachdem der Elch in den Gleisbereich gelaufen war. Auch auf der Donauuferautobahn A22 kam es beinahe zu einem Zwischenfall, als Emil dort gesichtet wurde.
Die Wildtier-Experten betonen, dass es bislang keinen Grund für ein Eingreifen gibt. Emil sei zwar neugierig, verhalte sich aber nicht aggressiv. Dennoch appellieren sie eindringlich an die Bevölkerung, Abstand zu halten, keine Selfies mit dem Tier zu machen und es keinesfalls anzufüttern. Ein gestresster Elch könne unberechenbar reagieren – und in Panik auch für Menschen gefährlich werden.
Während Emil durch Wälder, Felder und Ortschaften zieht, reagieren die Menschen mit einer Mischung aus Begeisterung und Sorge. In den sozialen Medien kursieren Videos und Fotos, die seine Route dokumentieren. Für viele ist es eine Sensation, einen Elch so nah vor der Haustür zu sehen – in Österreich sind die Tiere eigentlich seltene Gäste, die nur sporadisch aus Tschechien oder Polen einwandern.
Fachleute gehen davon aus, dass Emil weiterziehen wird, sobald er ein geeignetes Revier gefunden hat. Möglich sei auch, dass er den Rückweg in den Norden antritt. Vorerst aber bleibt er ein Wanderer – zielstrebig, ohne seine Wege doppelt zu gehen, wie Biologen berichten.
Politisch ist Emil inzwischen fast eine kleine Staatsaffäre. Weil er regelmäßig stark befahrene Verkehrsachsen kreuzt, beobachten die Behörden seine Schritte fast rund um die Uhr. Ein Abschuss oder eine Betäubung sind aktuell kein Thema, da das Tier unter Schutz steht und keine unmittelbare Gefahr darstellt. Vielmehr hoffen alle Beteiligten, dass Emil seinen Weg von selbst fortsetzt – ohne Unfälle, ohne Zwischenfälle.