"Kein Maskottchen"

Elch-Tourismus – "Hype um Emil gefährdet das Tier"

Immer mehr Menschen reisen gezielt an, um ihn zu beobachten, zu fotografieren oder gar anzulocken, warnen Tierschützer.
Niederösterreich Heute
11.09.2025, 10:35
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Elch Emil sorgt weiter für Schlagzeilen und Begeisterung in ganz Österreich. Der imposante Wanderer ist über die tschechische Grenze zu uns gekommen, hat sogar die Donau überquert (zwei Mal) und bewegt sich aktuell (noch) durch Niederösterreich.

Was für viele ein Naturspektakel ist, ist eigentlich ganz normales Verhalten. Erst durch die Zerschneidung der Lebensräume werden solche Reisen zur ernsten Herausforderung. "Fakt ist: Immer mehr Menschen reisen gezielt an, um ihn zu beobachten, zu fotografieren oder gar anzulocken. Kein Werbeträger, sondern Wildtier", warnt nun Tierschutz Austria in einer Aussendung.

"Wenn Konzerne Emil als Werbefigur verwenden, befeuert das die Gier nach Fotos und Begegnungen. Damit gefährdet man nicht nur Emil, sondern auch die Menschen. Emil ist ein Wildtier, kein Maskottchen", so Stephan Scheidl, Tierheimleiter von Tierschutz Austria, Österreichs größter Tierschutzorganisation.

Kritisch sieht die Organisation in diesem Zusammenhang auch Postings wie etwa jenes von Austrian Airlines, die indirekt für noch mehr Aufmerksamkeit und zusätzlichen Fan-Tourismus sorgen.

Emil ist beeindruckend, aber nicht gefährlich – mit bis zu 2,30 Metern Schulterhöhe und rund 500 Kilogramm Körpergewicht wirkt Emil imposant. Trotzdem sind Elche von Natur aus friedliche Pflanzenfresser, die den Kontakt zum Menschen meiden. Gefährlich werde es nur, wenn sie bedrängt oder gestresst werden – etwa durch Touristen, die ihn verfolgen oder anlocken.

So schützen wir Emil und uns:

Abstand halten – Emil nicht verfolgen oder bedrängen

Nicht anfüttern oder anlocken

Keine lauten Geräusche machen

Keine Fotos oder Videos aus nächster Nähe

"Nicht so ungewöhnlich"

Dass Emil hier auftaucht, ist übrigens nicht so ungewöhnlich, wie es scheint. Elche waren bis ins 17. Jahrhundert auch in Mitteleuropa heimisch, einzelne Tiere durchqueren immer wieder Regionen wie das Waldviertel. Emil ist also ein seltener, aber keineswegs exotischer Gast.

Rechtlich ist Emil sicher: Elche zählen zwar zu den jagdbaren Arten, sind in Österreich jedoch ganzjährig geschont. Ein Abschuss wäre nur in absoluten Ausnahmefällen – etwa bei akuter Gefahr für die öffentliche Sicherheit – erlaubt.

"Wir wünschen uns, dass Emil sicher weiterziehen und ein geeignetes Revier finden kann. Das gelingt nur, wenn wir Menschen den Hype beenden und ihm die nötige Ruhe lassen", appelliert Scheidl. Seine Reise ist natürlich sehr riskant – Bahngleise, Straßen, Autobahnen sind heute eine echte Herausforderung. "Aber Emil macht das gut! Und wenn wir jetzt noch Rücksicht auf ihn nehmen, kann er seine Reise auch weiter unbeschadet weiterführen- seine bisherige Route ist spannend, niemand weiß, wohin er genau will – aber es scheint, als hätte er ein Ziel vor Augen", so Scheidl.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 11.09.2025, 10:39, 11.09.2025, 10:35
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