Fünf Tote, bis zu 500 Liter/m² binnen weniger Tage so viel Regen wie sonst in manchen Landesteilen im ganzen Jahr: Von 13. bis 20. September 2024 war NÖ von einer gewaltigen Flut-Katastrophe getroffen worden, LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (VP) war Einsatzleiter des Landesführungsstabes, erinnert sich auf "Heute"-Anfrage zurück.
"Es war schnell klar, dass wir es mit einer dramatischen Situation zu tun bekommen. Das waren 20-Stunden-Tage – im Maschinenraum und auf der Kommandobrücke, dabei ging es immer um die bestmögliche Koordinierung aller Einsatzorganisationen und Behörden", so Pernkopf. "Ich erinnere mich an dramatische Szenen, an Überschwemmungen im ganzen Land und riesige Schäden, aber auch an den riesigen Zusammenhalt im ganzen Land!"
Wie begann die Hochwasserkatastrophe im Vorjahr?
"Gott sei Dank mit frühzeitigen Prognosen! Dank denen ist es zum Beispiel gelungen, den Stausee Ottenstein abzusenken, sonst wäre das ganze Kamptal überflutet worden. Ab dem 13. September 2024 fielen extreme Regenfälle im ganzen Land: Bis zu 500 Liter/m², innerhalb von fünf Tagen so viel wie sonst in manchen Landesteilen im ganzen Jahr", erklärt Pernkopf.
"An vielen Flüssen, vor allem im Raum Tulln, St. Pölten, Melk und Krems wurde die HQ100-Marke überschritten, teilweise handelte es sich um ein 300-jährliches Hochwasser oder mehr. Schnell war daher klar, dass wir es mit einer dramatischen Situation zu tun bekommen. Ich war ab der ersten Minute ständig mit Einsatzorganisation, Behörden und Bürgermeister in Kontakt. Schlussendlich waren es 131.000 Einsatzkräfte, davon 98.000 Feuerwehrkameradinnen und Kameraden, die im ganzen Land angepackt haben!"
Was war Ihre Rolle?
Stephan Pernkopf: "Ich war als Einsatzleiter des Landesführungsstabs selbst tagelang unterwegs, im Tullnerfeld, im Pielachtal, am Kamp etc., und habe, wie der gesamte Landesführungsstab, im Feuerwehr- und Sicherheitszentrum in Tulln übernachtet. Das waren 20-Stunden-Tage, im Maschinenraum und auf der Kommandobrücke. Neben der Koordinierung ging es auch um die zielgerichtete Information der Bevölkerung – sachlich, nichts überdramatisieren und vor allem nichts beschönigen. Sicherheit geben und zur Sicherheit betragen."
Pernkopf weiter: "Ich erinnere mich an dramatische Szenen, an Überschwemmungen im ganzen Land und riesige Schäden. Aber denke auch an emotionale Augenblicke zurück, an riesigen Zusammenhalt vor Ort und im ganzen Land. Zum Beispiel bei notwendigen Evakuierungen, bei gelungenen Rettungsaktionen, bei der Ankunft der Feuerwehrkameraden aus Tirol und Vorarlberg, Mitten in der Nacht. Die Katastrophe hat, so tragisch sie auch war, gezeigt: Der Zusammenhalt in Niederösterreich ist größer als jede Naturkatastrophe."
Wie gut war Niederösterreich vorbereitet?
"Wesentlich besser als etwa im Jahr 2002, denn seither sind fast 800 Projekte umgesetzt und 300 Gemeinden sicherer gemacht worden. Mit den Investitionen der letzten Jahre wurden viele Schäden und Leid verhindert. So hat das Rückhaltebecken Fahrafeld im Triestingtal – errichtet um 43 Millionen Euro – Schäden von bis zu 70 Millionen Euro verhindert. Auch in Hofstetten-Grünau konnten mit einem 4,2-Millionen-Euro-Projekt Schäden in zweistelliger Millionenhöhe abgewendet werden. Beide Projekte wurden erst wenige Monate vor der Katastrophe fertig und haben sich sofort bewährt und ausgezahlt. Das alles war das Ergebnis von massiven Investitionen in den Hochwasserschutz, in Flussrenaturierungen und Wasserrückhalt", so der Landesvize.
Aber auch der ÖVP-Politiker sagt: "Die Katastrophe hat aber auch gezeigt: Hundertprozentigen Schutz kann und wird es nie geben. Solche Regenmassen in so kurzer Zeit, noch dazu flächendeckend, können nicht schadlos vorübergehen. Deshalb brauchen wir Einsatzkräfte, die helfen und schützen."
Wie liefen die Hilfszahlungen ab?
Stephan Pernkopf: "21.000 Familien und 2.000 Betrieben wurde geholfen, 360 Millionen Euro wurden ausbezahlt. Möglichst rasch, möglichst pragmatisch und möglichst unbürokratisch. Deswegen waren die Schadenskommissionen sofort unterwegs. Wir haben sie auch aufgestockt und sogar Eilüberweisungen eingerichtet. Damit Hilfe schnell dort ankommt, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Das ist gelungen."
Wie stellt man sich jetzt auf?
"Wir waren schon im vorigen Jahr gut aufgestellt und stellen uns jetzt für zukünftige Einsätze auf. Dreißig Hochwasserschutzprojekte stehen aktuell im Bau, viele weitere werden gerade geplant und vorbereitet. Alleine in den letzten beiden Monaten sind mehrere wichtige Projekte begonnen oder fertiggestellt worden. Auch die Prognosepegel werden erweitert. Wir investieren in Hochwasserschutz, Wasserrückhalt und in die Ausrüstung für unsere Feuerwehren. Wir rüsten unsere Heimat vor zukünftigen Katastrophen", betont der Landesvize.