Er ist längst mehr als nur ein Irrläufer: Elch "Emil" bewegt sich seit zwei Wochen (!) quer durch Niederösterreich – die Menschen hielten seinetwegen zwischen Tullnerfeld, Donauufer und Maria Gugging (Klosterneuburg) den Atem an. Aus der ersten Berührungsangst wurde selbstbewusstes Fotografieren des Tiers. Drängende Gaffer verfolgen das Tier mittlerweile sogar per Fuß und im fahrenden Auto!
Polizei und Tierschutz warnen weiterhin eindringlich, das Tier in Ruhe zu lassen. Christoph Metzker, Landesjägermeister im Niederösterreichischen Jagdverband, will beruhigen: "Der Elch ist ein Wildtier und sollte daher nicht unter Druck gesetzt werden – vor allem jetzt in der Brunftzeit ist der Testosteronspiegel hoch und sucht er eine Elchdame. Jetzt ist er gerade auf Durchzug. Der Lebensraum in NÖ ist nicht geeignet für Elch Emil, solange er keinen optimalen Lebensraum mit Futter, Ruhe und weiblichen Elchen vorfindet. Je näher es an den Winter geht, desto ruhiger könnte er werden." Jetzt stellt sich aber die Frage: Was passiert, wenn Emil nicht mehr weiterzieht?
Elch Emil hat am Sonntagabend sogar den Mittelpunkt Niederösterreichs erreicht: In der Marktgemeinde Kapelln bei St. Pölten legte er zuletzt eine kurze Pause ein, knabberte gemütlich an Äpfeln und zog weiter durchs Gemeindegebiet. Seine Wanderschaft sorgt dabei immer wieder für Aufsehen – von Autofahrern, die erschrocken bremsen mussten, bis zu Bikern, die ihren Augen kaum trauten.
Die Stadt Wien hat schon lange Vorkehrungen getroffen: Das Wildtierservice steht bereit, sollte Emil die Millionenstadt wirklich erreichen. Die Stadtgrenze hat er schließlich schon letzten Montag fast erreicht, war im Strandbad Klosterneuburg schwimmen. Fachleute hoffen indes, dass es nicht so weit kommt. "Man muss jetzt abwarten, ob er weiterzieht", heißt es vom Jagdverband Niederösterreich. Eine Fangaktion wäre riskant und mit enormem Stress für das Tier verbunden.
Rechtlich ist die Lage klar: Elche stehen in Niederösterreich im Jagdgesetz, haben aber keine Schusszeit und sind damit ganzjährig geschont. Hans Grundner von der Abteilung für Forst- und Jagdwesen in St. Pölten bringt es auf den Punkt: "Emil darf bleiben, wenn er sich gut benimmt." Auch der FPÖ-NÖ-Jagdsprecher schließt einen Abschuss kategorisch aus und fordert die Menschen auf, Abstand zu halten.
Christoph Metzker: "Wir vom Jagdverband sind in regelmäßigem Austausch mit dem Land, Blaulicht-Organisationen und der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde. Emils Route ist recht verfolgbar und planbar. Wenn er sich gefährlichen Situationen nähert und etwa Richtung Autobahn wandert, besprechen wir die weitere Vorgehensweise zusammen."
Eine Umsiedlung oder ein Einfangen des Tieres wird als ein Szenario vorbereitet, ist aber derzeit nicht geplant. Und eine Tötung? "Die Erlegung und Betäubung erfolgt nur auf behördliche Anordnung oder falls ein verletztes Wildtier von Schmerzen erlöst werden muss, was hoffentlich nicht der Fall sein wird", so Metzker.