Elchhirsch "Emil" will offenbar unbedingt unsere Bundeshauptstadt besuchen und nahm dazu die schöne blaue Donau in Kauf.
Seit gut einer Woche ist der Bulle nun schon in Niederösterreich unterwegs und wird immer wieder von erstaunten Lesern geknipst und gefilmt. Zuerst im Weinviertel streifte "Emil" danach durch Mistelbach, Klosterneuburg und Langenzersdorf, bis er in der Nacht von Sonntag auf Montag vom zweitgrößten Strom Europas entschleunigt wurde. Die Pause dauerte aber nur kurz, denn der Einzelgänger durchquerte dann die Donau. Jetzt nimmt er scheinbar Kurs auf Wien.
Elch "Emil" dürfte laut Expertenmeinungen ziemlich entspannt sein, auch wenn man natürlich nie vergessen darf, dass es sich um ein etwa 500 Kilogramm schweres Wildtier handelt. Da Elche in freier Wildbahn bis zu 80 Kilometer pro Tag zurücklegen können, wundert es auch nicht, dass selten, aber doch, so ein Riesenhirsch über unsere Landesgrenze wandert.
"Emil" lässt sich bisher weder von Menschen, noch von Autos aus der Ruhe bringen und da Elche bei uns ganzjährig geschont sind, "darf er bleiben, wenn er sich gut benimmt", meint DI Hans Grundner, von der Abteilung für Forst- und Jagdwesen in St. Pölten.
Für uns lebensgefährlich, für Emil ist die Donauüberquerung quasi Alltag: Der Elch ist nicht nur der größte Hirsch der Welt, sondern auch der einzige mit Schwimmhäuten. Für leckeres Seegras wird sogar über sechs Meter tief getaucht!
Wildtier-Expertin Univ.Prof. Dr. Claudia Bieber vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie in Wien:
„Wenn man von den befestigten Ufern und Schiffen absieht, ist die Durchquerung der Donau ein 'Klacks' für Elche. Sie können sehr gut Schwimmen, das ziemlich schnell und auch ausdauernd. Speziell wenn es heiß ist und viele Mücken unterwegs sind, halten sie sich gerne und lang im Wasser auf“Univ.Prof. Dr. Claudia BieberFIWI Wien
Auch wenn "Emil" noch so friedfertig auf den Bildern und Videos aussieht, so soll man gebührenden und respektvollen Abstand halten. Elche sind keine Fluchttiere, sondern stellen sich jeder Gefahr, wenn es sein muss. Selbst die Tierpfleger im Alpenzoo Innsbruck (der einzige Tierpark in Österreich, der auch Elche beheimatet) dürfen nur ins Gehege, wenn die Tiere im Stall separiert wurden, da sie sowohl mit Vorder- und Hinterbeinen heftig zutreten, wenn sie grantig sind.
Besonders aufpassen, sollten Personen mit Hund, da der Wolf abseits vom Bär der einzige, natürliche Feind des Elches ist und vielleicht von "Emil" missinterpretiert wird.
„Es ist ein Wildtier und soll es bleiben. Natürlich ist es ein schönes Erlebnis, dass wir hier einen Wanderer beobachten können. Es lenkt unser Bewusstsein auf unsere Mitgeschöpfe und das ist wichtig. Aber bitte nicht vermenschlichen und den ‚Besucher‘ absolut in Frieden lassen und Abstand halten! Vielleicht findet er dann seinen Weg.“
Zu unserer Frage, ob der Elch, der für so viele Schlagzeilen in den letzten Tagen gesorgt hatte, vielleicht sogar bleiben möchte, hat die Professorin ebenfalls eine plausible Antwort: "Das möchte man dem Elch nicht wünschen. Bei uns ist alles zu sehr zersiedelt und auch zu warm. Generell leben Elche in kühlen Regionen der Nordhalbkugel. Eine kleine Unterpopulation hält sich an den Moldau-Stauseen in Tschechien auf, aber weiter südlich wird es schwierig, also hoffen wir, dass er seinen Weg in den Norden findet". Auch der Name ist für die Expertin ein Problem, weil er das Wildtier zu sehr verniedlichen würde: