Österreich-News

Eltern wissen nicht, ob sie kochen oder heizen sollen

Eine neue Studie schlägt Alarm: Nicht nur rutschen immer mehr Menschen in Österreich in die Armut, auch leben sie in prekären Verhältnissen.

Rene Findenig
Viele Familien stehen vor der Entscheidung, ob sie es ihren Kindern warm machen oder genug zu essen kochen.
Viele Familien stehen vor der Entscheidung, ob sie es ihren Kindern warm machen oder genug zu essen kochen.
Getty Images/iStockphoto (Symbolbild)

Mit dem Anorak und Haube in der kalten Wohnung, weil die Heizkosten nicht mehr zu stemmen sind. Beim Einkauf nicht genug im Wagerl, um die Familie satt machen zu können. Ein Leben in feuchten, kalten und schimmligen Wohnungen, weil man selbst wenig dagegen tun kann. Eine neue Studie zeigt, dass in Österreich die Armut drastisch um sich greift. So berichtet etwa ein Viertel der von Sozialarbeitern Befragten, mit Schimmel in der Wohnung leben zu müssen.

Armutsbetroffene seien in den meisten Fällen Mieter und hätten damit "eingeschränkten Handlungsspielraum", was Sanierungen von Räumlichkeiten betreffe, berichtete Hanna Lichtenberger von der Volkshilfe am Montagmorgen im Ö1-"Morgenjournal". Schimmel in den Wohnungen, feuchte Wände, kalte Zimmer, das komme regelmäßig in armutsbetroffenen Familien vor. Wichtig wäre es deshalb, vor allem die Wohnsituationen der Betroffenen zu verbessern, so Lichtenberger.

"Toastbrotzeit" oder "Butternudelwoche"

Was die Historikerin, Politikwissenschafterin und Forschung zu Kinderarmut bei der neuen Studie besonders betroffen gemacht hat? Die Sozialarbeiter, die die Befragung der Betroffenen durchgeführt hätten, hätten ihr immer wieder erzählt, dass Eltern nicht wissen, ob sie heizen oder Essen machen sollen. Sogar bei den Kindern der Familien sei das Thema, dann sei am Ende des Monats, wenn das Geld ausgehe, von einer "Toastbrotzeit" oder einer "Butternudelwoche" die Rede.

Und: Auch die Kinder fühlten sich mitverantwortlich für die Existenzsicherung der Familie, so Lichtenberger. So sage etwa ein Kind in der Schule, dass es das Latella nicht mehr trinken mag, weil es nicht mehr schmeckt – damit der Vater nicht zugeben müsse, dass er es sich nicht leisten kann", so die Forscherin. Armutsgefährdet ist man laut Volkshilfe bei unter 1.371 Euro im Monat. Für Mehrpersonen-Haushalte erhöht sich der Betrag um rund 685 Euro pro Erwachsenen und um 411,3 Euro pro Kind.

Familien wärmen sich in Einkaufszentren auf

Weitere schockierende Details aus der Studie der Gesundheit Österreich, für die über 100 Familien in Österreich (alle unter der Armutsschwelle) befragt wurden: In Österreich sind 368.000 Kinder und Jugendliche von Armut und Ausgrenzung bedroht, mehr als die Hälfte der Befragten kann nur eingeschränkt oder gar nicht heizen, einigen bleibt sogar nichts anderes übrig, als sich in Einkaufszentren oder anderen Orten im öffentlichen Raum aufzuwärmen. 

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