Niederösterreich

Engpass! Patienten fordern mehr Ärzte mit Hausapotheke

Immer mehr Leute wollen eine direkte Medikamentenabgabe in häuslichen Ordinationen. Die Ärztekammer NÖ dazu: "Therapien würden rascher beginnen."

Tanja Horaczek
Ärzte sollen direkt Medikamente abgeben dürfen. (Symbolbild)
Ärzte sollen direkt Medikamente abgeben dürfen. (Symbolbild)
Getty Images

Die heftige Virus-Welle sorgte für einen Medikamenten-Engpass. Während die Lieferschwierigkeiten von Medikamenten täglich zur immer größer werdenden Belastung für kranke Menschen, aber auch für die Ärzteschaft und Apotheken werden, wird gleichzeitig der Ruf nach einer Medikamentenabgabe direkt in den ärztlichen Ordinationen lauter.

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    Schon vor der Corona-Krise bestanden in Österreich Engpässe bei Medikamenten, die zu hohen Kosten im Spitalsbereich überbrückt wurden,...
    Schon vor der Corona-Krise bestanden in Österreich Engpässe bei Medikamenten, die zu hohen Kosten im Spitalsbereich überbrückt wurden,...
    Monika Skolimowska / dpa / picturedesk.com

    Schwere Verläufe könnten verhindert werden

    Der Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich, Harald Schlögel, kann die Forderung sehr gut nachvollziehen: „Hätten die Ordinationen Medikamente vor Ort und dürften sie diese direkt den kranken Menschen geben, könnten Therapien wesentlich rascher begonnen und in der Folge schwerere Verläufe verhindert werden. Denn die hausapothekenführende Ärzteschaft weiß, welche Medikamente benötigt werden und welche verfügbar sind. Damit können die Erkrankten sofort dementsprechend mit Medikamenten versorgt werden.“

    Ärzte kennen ihre Patienten

    Das Recht aller niedergelassenen Ärzte, Medikamente abgeben zu dürfen, würde die Patientenfreundlichkeit und die Qualität der medizinischen Versorgung heben. Andrea Man, Leiterin des Referates für Hausapotheken und Medikamentenwesen in der Ärztekammer für Niederösterreich, meint dazu: „Wir kennen unsere Patienten und ihre Krankengeschichten und wissen, welche Medikamente sie brauchen. Könnten wir die Arzneimittel direkt abgeben, könnten wir den Patienten viele unnötige Wege und damit Geld ersparen. Und: Wenn kranke Menschen in öffentliche Apotheken fahren müssen, ist die Gefahr groß, dass sie andere anstecken.“

    "Kranke wollen rasche und unkomplizierte Hilfe"

    Kranke Menschen wollen dringend benötigte Medikamente unkompliziert und rasch bekommen, also unmittelbar nach der Verschreibung in der Ordination und ohne Umwege über die Apotheke, die am Land oft viele Kilometer entfernt ist. Die Direktabgabe ist darüber hinaus das beste Mittel, damit die Menschen trotz Lieferengpässen die bestmögliche Therapie erhalten.

    Dies ist nicht durch die oft diskutierte „Aut idem“-Regelung möglich, bei der die Apotheken die Erlaubnis haben, ähnliche oder wirkstoffgleiche Arzneien ohne ärztliche Rücksprache abzugeben zu dürfen. Gerade bei einer Antibiotika-Therapie liefern Medikamente mit unterschiedlichen Wirkstoffen unterschiedliche Ergebnisse in der Behandlung. Die Entscheidung über eine alternative Medikation muss in jedem Fall die behandelnde Ärztin bzw. der behandelnde Arzt treffen.

    Zusammenfassend hält Schlögel fest: „Wir wollen ganz klar ein Neben- und Miteinander von öffentlichen Apotheken und ärztlichen Hausapotheken. So können Patienten darauf vertrauen, die bestmögliche Versorgung zu erhalten.“

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