Österreich

Enkelin: "Oma darf nicht zu sterbendem Opa"

Heute Redaktion
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Strenge Maßnahmen im Neustädter Spital
Strenge Maßnahmen im Neustädter Spital
Bild: Thomas Lenger

Eine junge Frau aus NÖ ist verzagt: Nach einem Infarkt liegt ihr Opa auf der Intensivstation in Wr. Neustadt, ihre Großmutter darf nicht zu deren Mann.

Mit einem dramatischen Hilferuf wandte sich eine Frau am Samstag an "Heute": "Mein Großvater erlitt in der Nacht auf Mittwoch einen schweren Herzinfarkt. Direkt nach der Einlieferung ins Krankenhaus Wiener Neustadt wurde er operiert und seither befindet er sich im Tiefschlaf auf der Intensivstation. Meine Großmutter versuchte am Donnerstag in der Früh einen Besuch zu erwirken - sie fragte beim Eingang nach, dies wurde sofort abgelehnt. Nun sitzt sie zu Hause und wartet jeden Morgen und jeden Abend auf Neuigkeiten aus dem Krankenhaus. Heute haben wir erfahren, dass auch seine Lunge etwas abbekommen hat. Dies bedeutet sicherlich nichts Gutes. Heute versuchen die Ärzte ihn wieder aus dem Tiefschlaf zu holen."

Keine Besuche in ganz NÖ

Doris Zöger, Sprecherin des Wiener Neustädter Spitals stellt klar: "Derzeit darf niemand ins Spital zu Besuchszwecken hinein und zwar landesweit. Die Ausnahme stellen nur gesunde Väter bei einer Geburt dar. Sonst sind Besuche aufgrund der Corona-Krise einfach untersagt." Das Besuchsverbot gilt übrigens schon seit über einer Woche ("Heute" berichtete).

Die Enkelin appelliert weiter: "Mir ist es ein großes Anliegen, dass meine Großmutter ihren Mann sehen darf. Denn aus meiner Sicht ist es unmenschlich, dass sich Menschen nicht von ihren Liebsten verabschieden dürfen. Man müsste die Besuchsregelung in NÖ neu politisch diskutieren. Wie man nur zu gut sieht, ist in Zeiten der Krise vieles möglich. Es ist möglich, Gesetze auszuhebeln und maßgeblich in soziale Strukturen einzugreifen. Was jedoch nicht möglich ist, ist uns unserer Menschlichkeit zu berauben. Immerhin sind Oma und Opa seit rund 60 Jahren zusammen."

Drei-Phasen

Dass sich die Besuchsregelung in NÖ oder in Wiener Neustadt ändern wird, ist jedoch unwahrscheinlich. Denn Wiener Neustadt übernimmt - wenn das Spital Neunkirchen (Anm.: es gibt fünf nö. Corona-Schwerpunktspitäler: Lilienfeld, Neunkirchen, Hollabrunn, Waidhofen/Thaysa und Melk - mehr dazu hier) mit Infizierten voll ist - Corona-Fälle und befindet sich dafür aktuell in Phase 1. "Es gibt drei Phasen. Eins ist die Vorbereitungsphase, Phase 2 der "Corona-Patientenbetrieb", Phase 3 ist der Notfallplan, quasi Ausnahmezustand. Da würden Zustände wie teilweise in Italien herrschen", erklärt ein Arzt aus Wiener Neustadt. "Aktuell schaut es so aus, dass wir bis Mitte April Phase 2 erreichen. Phase 3 wird aus heutiger Sicht nicht eintreten."