Oberösterreich

Erste Geburtsurkunde mit "inter" ausgestellt

Das Standesamt Steyr hat erstmals eine Geburtsurkunde mit dem Geschlechts-Eintrag "inter" ausgestellt. 

Jochen Dobnik
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Alex Jürgen wurde am 7. September 1976 in Steyr als intergeschlechtlicher Mensch geboren.
Alex Jürgen wurde am 7. September 1976 in Steyr als intergeschlechtlicher Mensch geboren.
ANDREAS KRENN / APA / picturedesk.com

Die Geburtsurkunde wurde nach Angaben des Rechtskomitee Lambda (RKL), das sich für die Gleichberechtigung von Homosexuellen und Transgender-Personen einsetzt, für Alex Jürgen ausgefertigt. Der Steyrer wurde im September 1976 intergeschlechtlich geboren und bestand auf dem Geschlechts-Eintrag "inter“.

Drittes Geschlecht

Dabei kommt die Eintragung der Geschlechtsbezeichnung eigentlich zwei Jähre zu spät. Bereits 2018 legte der Verfassungsgerichtshof das Recht auf individuelle Geschlechtsidentität fest – also nicht nur männlich oder weiblich, sondern etwa auf "divers", "inter" oder "offen". Bereits drei Jahre zuvor, 2016, beantragte Jürgen einen dritten Geschlechtseintrag in Urkunden und Dokumenten.

Die physischen Geschlechtsmerkmale Jürgens entsprachen bereits bei der Geburt weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht. Die Ärzte stuften Jürgen zunächst männlich ein. Später riet man den Eltern jedoch, das Kind als Mädchen zu erziehen. Seit 11 Jahren lebt Jürgen offen als intergeschlechtlich.

Nur "X" und "divers"

Doch bislang hat das Innenministerium dies Eintragung dieser Geschlechtsbezeichnung mit dem Verweis verweigert, dass "divers" in der Software des Ministeriums nicht vorgesehen sei - "X" oder "divers" hingegen schon. Der Jurist Helmut Graupner, Vorsitzender des Rechtskomitee Lambda, kündigte daher Mitte letzten Monats Anzeigen wegen Amtsmissbrauchs gegen Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und seinen Vorgänger Herbert Kickl (FPÖ) an.

Keine drei Wochen später habe ihm das Standesamt Steyr mitgeteilt, dass die Software geändert wurde und der Eintrag nun erfolgen könne, sagte Graupner am Donnerstag gegenüber der APA. Auch das Innen- und das Sozialministerium arbeiten bereits an einem neuen Erlass zum Umgang der Behörden mit dem Geschlechtseintrag in offiziellen Dokumenten.