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"Es wird auftreten" – Experte ortet Wetter-Katastrophe

Die katastrophalen Unwetter in Österreich könnten auch Bauverbote nach sich ziehen. Ein Geomorphologe warnt vor weiteren Hangrutschen und Starkregen.

Rene Findenig
Der Geomorphologe Thomas Glade am späten Freitagabend in der ORF-"ZIB2".
Der Geomorphologe Thomas Glade am späten Freitagabend in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

Speziell im Süden Österreichs müssen nach den verheerenden Unwettern des vergangenen Wochenendes noch immer die katastrophalen Schäden erst beziffert, geschweige denn aufgeräumt werden. Vieles sei nicht mehr zu retten, gestand selbst der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Nach wie vor dürfen viele Menschen (noch) nicht zurück in ihre Häuser, andere sind komplett zerstört, überschwemmt oder vermurt. Aktuell gebe es noch Dutzende Evakuierungen. Diese gestalten sich mitunter schwierig, verständlicherweise wollen die Menschen nämlich zurück in ihre Häuser.

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    Auch die Wasserrettung Ossiach beteiligte sich am 6. August 2023 an der Suchaktion an der Glan.
    Auch die Wasserrettung Ossiach beteiligte sich am 6. August 2023 an der Suchaktion an der Glan.
    ÖWR Ossiach

    "Da kann man nicht mehr viel machen"

    Große Gefahr: Hangrutschungen, die tonnenschwere Erdmassen auf Siedlungen schleudern. "Ich war selber nicht sehr überrascht", sagte am späten Freitagabend der Geomorphologe Thomas Glade zu den massiven Unwetterschäden in der "ZIB2" bei Moderator Martin Thür. Es habe schon eine deutliche Durchfeuchtung des Bodens gegeben, da sei es zu erwarten gewesen, dass viele Hänge "versagen werden", so der Experte. Im Moment des Regens "kann man nicht mehr viel machen", so Glade, gefährdete Gebiete könne man nur im Vorhinein abdecken – im Moment der Unwetter könne man aber nichts tun.

    Glade wolle betonen, dass es "ein ganz normaler Prozess" sei, dass es viele Hangrutschungen bei Starkregenereignissen gebe – so sei Österreich eben geologisch geschaffen. Aber: Es "wird ein Thema werden" für die Regierung, so Glade, da das auch künftig vermehrt vorkommen werde. Hangrutschungen seien deshalb so schwer vorherzusagen, weil die Hänge individuell sehr unterschiedlich seien – bei Hängen habe man einzelne Forschungsprojekte, bei Hochwasser langjährige Messungen, so der Experte. "Da haben wir sehr wenig Kenntnis darüber", man wisse nicht, wann welcher Hang niedergehe.

    "Wir sind dem nicht machtlos ausgeliefert"

    Sein Zugang wäre, Gebiete in Österreich zu klassifizieren und Monitoring-Programme zu installieren, um auf Jahrzehnte Modelle entwickeln zu können, wie man es auch beim Hochwasser tue. Bauverbote an gefährdeten Hänge könne der Experte durchaus etwas abgewinnen – die Umwelt befinde sich in Veränderung, daran müsse man sich anpassen. Der große Unterschied zwischen Überschwemmungen und Hangrutschungen sei, dass man bei Überschwemmungen Dämme bauen könne, die große Gebiete schützen würden, das habe man aber bei Hängen nicht, so Glade.

    Einen Schutz vor Hangrutschen umzusetzen, sei eine Kostenfrage, so der Experte, der mit einer Schreckensansage endete. "Auf jeden Fall" müsse man in Zukunft mit weiteren Hangrutuschungen und Starkregenereignissen rechnen, "es wird auftreten". Man sei dem aber "nicht machtlos ausgeliefert", sondern könne Monitoring-Programme umsetzen und sich dementsprechend anpassen, so der Experte. Verhindern aber, so Glade, werde man weder die Hangrutschungen, noch weitere Starkregen-Unwetterkatastrophen.