Coronavirus

Ethiker: "Auch Corona-Leugnern steht Intensivbett zu"

Der Vorschlag des Gesundheitsökonomen Willy Oggier, Corona-Kritikern bei Engpässen keine Behandlung zukommen zu lassen, führt zu einem Aufschrei.

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Ein Corona-Patient wird behandelt.
Ein Corona-Patient wird behandelt.
laPresse / EXPA / picturedesk.com

Wer absichtlich gegen die Hygiene- und Abstandsregeln verstößt, soll bei Engpässen im Spital sein Recht auf einen Platz auf der Intensivstation verlieren. Diesen Vorschlag äußerte der in Wien dozierende Gesundheitsökonom Willy Oggier erst kürzlich.

Eine klare Haltung hat die Medizinethik zu dieser Thematik, wie eine Umfrage unter Experten zeigt: "Als ich das Interview von Herrn Oggier heute Morgen gelesen habe, hat mich das sehr überrascht", sagt etwa Nikola Biller-Andorno, Direktorin des Institut für Biomedizinische Ethik und Medizingeschichte der Universität Zürich: "Dass jemand aufgrund seines Verhaltens oder seiner moralischen Einstellung eine schlechtere gesundheitliche Behandlung bekommt, ist ein komplettes No-go." So gebiete schon das ärztliche Standesrecht, dass alle Patienten mit gleicher Sorgfalt zu behandeln seien, und zwar ungeachtet von sozialer Stellung und Fragen der Gesinnung.

Oggiers Aussage ist für Biller-Andorno noch in einer weiteren Hinsicht problematisch: "Alleine die Tatsache, dass eine solche Forderung ausgesprochen wird, kann einen Kollateralschaden für den Diskurs mit sich bringen." Die Gesellschaft brauche einen zivilisierten, kritischen Diskurs im Umgang mit der Corona-Krise. "Durch solche Aufrufe werden aber alle Kritiker in eine Ecke gedrängt. Das ist genau der falsche Ansatz", ist Biller-Andorno überzeugt.

"Triage nur nach gesundheitlichen Kriterien"

Auch die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) unterstützt Oggiers Ansatz nicht: "Triage soll ausschließlich nach gesundheitlichen Kriterien erfolgen und nicht nach solchen weltanschaulicher, religiöser oder politischer Natur", sagt Thomas Gruberski, Leiter des Ressorts Ethik.

Ruth Baumann-Hölzle, Leiterin der Stiftung Dialog Ethik, drückt es so aus: "Es muss Nothilfe unabhängig vom Verhalten oder dem Versicherungsschutz jedem Menschen gewährt werden. Gesundheit ist nicht nur ein privates, sondern auch ein öffentliches Gut, und das ist eine Frage der Menschenwürde." Andernfalls dürfte man auch keine Bergsteiger oder Autofahrer nach einem Selbstunfall mehr retten und den Lungenkrebs eines Rauchers nicht mehr behandeln. "In einem humanen Staat kann niemand durch sein Handeln sein Recht auf Nothilfe verwirken."

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