Nach den jüngsten Verletzungen des Nato-Luftraums durch Russland hat die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas Moskau schwere Provokationen vorgeworfen. "Russland spielt mit dem Krieg", sagte Kallas am Montag bei einem Besuch in Kiew. "Jedes Mal, wenn eine russische Drohne oder ein russisches Flugzeug unseren Luftraum verletzt, besteht die Gefahr einer Eskalation, ob unbeabsichtigt oder nicht", warnte sie.
"Um einen Krieg abzuwenden, müssen wir die wirtschaftliche Macht Europas in militärische Abschreckung umsetzen", erklärte die EU-Außenbeauftragte vor Journalisten. Beim Besuch von Kallas in der ukrainischen Hauptstadt standen Gespräche über weitere militärische und finanzielle Hilfe für die Ukraine auf dem Programm. Der Krieg gegen die russischen Angriffstruppen dauert mittlerweile schon mehr als dreieinhalb Jahre.
Polen, Estland und Rumänien – alle Nato-Mitglieder – haben in den letzten Wochen mehrmals gemeldet, dass russische Drohnen oder Militärflugzeuge ihren Luftraum verletzt haben. Die Nato sieht darin gezielte Provokationen von Moskau, der Kreml weist die Vorwürfe jedoch zurück. In Dänemark kam es wegen mehreren Drohnen-Vorfällen sogar zu kurzfristigen Flughafensperren.
Ein Schwerpunkt bei Kallas' Kiew-Besuch war die ukrainische Energieversorgung, weil Russland seine Angriffe auf Energieziele zuletzt verstärkt hat. Durch russische Luftangriffe auf Energieanlagen musste das ukrainische Energieministerium am Montag in mindestens sieben Regionen Stromabschaltungen veranlassen. Besonders betroffen waren Gebiete im Zentrum und Osten des Landes.
"Der Feind will Gemüt und Stimmung unserer Bevölkerung beeinträchtigen", sagte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Kallas. "Das ist besonders zynisch am Vorabend des Winters", fügte er hinzu.