Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eindringlich vor einer Bedrohung durch russische Drohnen in ganz Europa gewarnt.
"Wenn es die Russen wagen, Drohnen gegen Polen einzusetzen oder den Luftraum nordeuropäischer Länder zu verletzen, dann kann das überall passieren – in Westeuropa, im Süden", sagte Selenskyj am Donnerstag bei einem Treffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) in Kopenhagen.
Er betonte, dass "schnelle und effektive Einsatz- und Verteidigungskräfte" gebraucht werden, "die mit Drohnen umgehen können". Die Ukraine habe wegen des russischen Angriffskriegs "weltweit vielleicht die größte Erfahrung" mit Drohnenangriffen und werde Dänemark unterstützen, so Selenskyj.
Vor dem Treffen gab es zahlreiche Drohnenüberflüge über dänische Flughäfen und Militäreinrichtungen, die für Aufregung sorgten. Die Drohnen konnten zwar nicht eindeutig zugeordnet werden, aber mehrere europäische Regierungen vermuten Russland hinter den Vorfällen. Moskau bestreitet jede Beteiligung.
In den vergangenen Wochen hatten auch die NATO-Länder Polen, Estland und Rumänien das Eindringen russischer Drohnen oder Militärflugzeuge in ihren Luftraum gemeldet.
Der französische Präsident Emmanuel Macron schloss in Kopenhagen nicht aus, dass Drohnen in Zukunft abgeschossen werden könnten. "Sie können zerstört werden, Punkt", sagte Macron. "Es ist sehr wichtig, eine klare Botschaft zu vermitteln. Drohnen, die in unser Hoheitsgebiet eindringen, stellen ein erhebliches Risiko dar."
Beim Gipfel in Kopenhagen treffen die Staats- und Regierungschefs der EU sowie weiterer europäischer Länder von Albanien bis zur Ukraine und Aserbaidschan im Rahmen der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) zusammen.
Die EPG wurde nach der russischen Invasion in der Ukraine 2022 ins Leben gerufen und soll Russlands Isolation in Europa unterstreichen.
Die Justiz in Frankreich gab derweil bekannt, dass sie Ermittlungen gegen einen Tanker der russischen Schattenflotte – Tanker, die unter der Fahne eines anderen Landes fahren – eingeleitet hat, der als Startplattform für die über Dänemark gesichteten Drohnen gedient haben könnte.
Macron sagte in Kopenhagen, die Besatzung des Schiffes habe "sehr schwere Verstöße" begangen, ohne nähere Angaben zu machen. Wie aus französischen Militärkreisen verlautete, gingen am Mittwoch auch Soldaten der französischen Marine an Bord.
Die Staatsanwaltschaft in der westfranzösischen Stadt Brest teilte mit, dass eine gerichtliche Untersuchung wegen "Verweigerung der Zusammenarbeit" und "Nichtnachweis der Staatszugehörigkeit des Schiffes" durch die Besatzung eingeleitet worden sei.
Der Tanker "Pushpa" verließ am 20. September den russischen Ölterminal in Primorsk bei Sankt Petersburg, hielt sich zwischen dem 21. und 25. September vor der Küste Dänemarks auf und liegt seit Sonntag vor der Küste des französischen Westhafens Saint-Nazaire, wie die Überwachungswebsite "Marine Traffic" mitteilte.
Laut "MarineTraffic"-Experte Dimitris Ampatzidis entspricht das Aktivitätsprofil des Schiffs "Mustern, die häufig mit Taktiken zur Umgehung von Seeverkehrsvorschriften in Verbindung gebracht werden." Das Schiff steht schon länger wegen Sanktionsbruch auf der schwarzen Liste der EU.