Ukraine

EU schickt Ukraine Millionen Tabletten gegen Strahlung

Zum Schutz gegen den möglichen Austritt atomarer Strahlung in der Ukraine wird die Europäische Union dem Land fünf Millionen Jodtabletten spenden.

Roman Palman
Die Gefechte rund um das Atomkraftwerk Saporischschja geben international Grund zur Besorgnis.
Die Gefechte rund um das Atomkraftwerk Saporischschja geben international Grund zur Besorgnis.
EPN / Action Press/Sipa / picturedesk.com

Die EU liefere die Kaliumiodid-Tabletten "vorsorglich" aus ihren Reserven an die Ukraine, erklärte EU-Katastrophenschutzkommissar Janez Lenarcic am Dienstag. Damit solle sich "die Bevölkerung im Falle einer hohen Strahlenbelastung" schützen können.

Die ukrainische Regierung hatte den Angaben zufolge in der vergangene Woche einen Antrag auf eine Lieferung von Jodtabletten gestellt. Sie habe dies als vorbeugende Sicherheitsmaßnahme bezeichnet, um den Schutz rund um das Atomkraftwerk Saporischschja zu erhöhen. In den vergangenen Wochen war die Gegend des größten Kernkraftwerks Europas wiederholt beschossen worden, wofür sich die Ukraine und Russland gegenseitig verantwortlich machen.

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    Die russische Nationalgarde patrouilliert vor dem von Russland kontrollierten Kernkraftwerk Saporischschja in der Nähe der Stadt Enerhodar in der Ukraine.
    Die russische Nationalgarde patrouilliert vor dem von Russland kontrollierten Kernkraftwerk Saporischschja in der Nähe der Stadt Enerhodar in der Ukraine.
    EPN / Action Press/Sipa / picturedesk.com

    Wie Jodtabletten wirken

    Der Reaktorunfall von Tschernobyl im Jahr 1986 hat zu einem starken Anstieg von strahlenbedingtem Schilddrüsenkrebs bei Kindern und Jugendlichen in den stark belasteten Gebieten der Ukraine, Weißrusslands und Russlands geführt. Wie das Gesundheitsministerium erklärt, ist die Ursache radioaktives Iod, das bei schweren Reaktorunfällen in großen Mengen freigesetzt wird. Nach Aufnahme in den Körper wird es in der Schilddrüse gespeichert und führt dort zu einer hohen lokalen Strahlenbelastung.

    Das stabile Iod der Kaliumiodid-Tabletten sättigt die Schilddrüse vorübergehend mit Iod, wodurch es zu einer Iod-Blockade kommt. Das eingeatmete radioaktive Iod wird daher von der Schilddrüse nicht mehr aufgenommen, sondern vom Körper rasch wieder ausgeschieden. So können hohe Strahlendosen für die Schilddrüse vermieden und damit das Auftreten von strahlenbedingtem Schilddrüsenkrebs praktisch auf null gesenkt werden.

    Voraussetzung für die volle Wirksamkeit der Tabletten ist jedoch, dass sie vor Eintreffen der radioaktiven Luftmassen eingenommen werden. Die rechtzeitige Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten – umgangssprachlich auch als Jodtabletten bezeichnet ­– biete laut Gesundheitsministerium "einen sehr wirksamen Schutz vor strahlenbedingtem Schilddrüsenkrebs". Aus diesem Grund müssen diese im Ernstfall auch rasch verfügbar sein.

    Keinesfalls sollte man diese Tabletten aber schon vorsorglich nehmen. Personen über 40 Jahren wird selbst im Ernstfall davon abgeraten, welche zu schlucken, "da ihr Risiko an strahlenbedingtem Schilddrüsenkrebs zu erkranken sehr gering, das Risiko von schweren Nebenwirkungen durch die Iodzufuhr aber hoch ist".

    Einsatzplan in Österreich

    Im Fall eines Reaktorunfalles werden von den Strahlenschutzbehörden sofort die möglichen Auswirkungen auf Österreich abgeschätzt. Insbesondere erfolgt auch eine Abschätzung der für Kinder und Erwachsene erwarteten Schilddrüsendosis. Erst wenn diese Dosen über bestimmten, von der WHO empfohlenen Werten liegen, wird von den Gesundheitsbehörden die Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten empfohlen.

    Das Gesundheitsministerium weist ausdrücklich darauf hin: "Kaliumiodid-Tabletten dürfen nur nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Gesundheitsbehörden eingenommen werden".

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