Gesundheit

Erster Experte kritisiert das Verhalten der Geimpften

Der österreichische Epidemiologe Hans-Peter Hutter sieht derzeit vor allem Geimpfte als Problem an. Er plädiert für flächendeckendes Testen.

Christine Scharfetter
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Epidemiologe Hans-Peter Hutter sieht die Lösung des Problems in den Impfungen, aber auch in flächendeckenden Tests.
Epidemiologe Hans-Peter Hutter sieht die Lösung des Problems in den Impfungen, aber auch in flächendeckenden Tests.
apa/picturedesk ("Heute"-Montage)

Österreich befindet sich mitten in den vierten Welle. Über 1.200 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden lassen zwar die Alarmglocken noch nicht schrillen, sollten einen ersten Denkanstoß geben. Auch Hans-Peter Hutter, Epidemiologe an der MedUni Wien, sieht einen dringenden Handlungsbedarf - in Bezug auf die Impfkampagnen, aber auch in Hinblick auf die Geimpften und ihr rücksichtsloses Verhalten.

Aus Sicht des Experten gibt es derzeit mehrere Möglichkeiten, um die neue Welle noch abzuwenden: "Erstens sollte bei den Impfkampagnen noch einmal alles gegeben werden. Es geht jetzt darum, die Jüngeren aufzuklären." Dazu brauche es mehr als ein paar Politiker und Fernsehwerbungen. "Wir brauchen für die Zielgruppe maßgeschneiderte Kampagnen, mit Rappern oder anderen Idolen", so Hutter zu "Heute".

Heimkehrer bringen Corona mit

Im zweiten Punkt würden die Heimkehrer ein großes Problem darstellen. "Sie bringen das Virus aus dem Urlaub mit. Die Tests gehören hier deutlich besser kontrolliert."

Drittens gebe es immer noch das Portfolio an Maßnahmen, die wir bereits kennen. "Die kann und sollte man wieder einführen. Vor allem die Maskenpflicht in Innenräumen, aber auch die 1G-, 2G-, und 3G-Regeln sind gute Vorschläge." Hier gebe es eine ganze Bandbreite an Variationsmöglichkeiten. Auch die 1G-Regel sei in den Augen Hutters gut durchführbar, allerdings sehe er nicht viel Sinn darin, nur Geimpfte in ein Lokal zu lassen.

Kein Freibrief für Geimpfte, sondern Tests

"Als Geimpfter habe ich vielleicht ein geringeres Risiko ins Spital zu kommen, dies gilt aber nicht für andere, die ich möglicherweise anstecke. Die Verbreitung ist mit der Impfung zwar geringer, aber nicht gleich Null und es gibt immer noch genug Personen da draußen, die nicht geimpft werden können."

"Es gibt keinen Freibrief für Geimpfte."

Genau diese würden Geimpfte auch mit ihrem teils rücksichtslosen Verhalten gefährden. "Es gibt keinen Freibrief für Geimpfte sich den Hygieneregeln nicht mehr zu unterwerfen", appelliert Hutter. Dies werde leider viel zu oft vergessen, wie er selbst unter Patienten und auch im Bekanntenkreis bereits feststellen musste. So könne ein Geimpfter sich beispielsweise bei einem Lokalbesuch anstecken und das Virus anschließend unbemerkt in der Familie an Ungeimpfte weitergeben.

Aus diesem Grund plädiert der Epidemiologe weiterhin für flächendeckende und kostenlose Testmöglichkeiten. Denn eine 1G-Regel mache nur Sinn, wenn dies bedeutet, dass alle Personen getestet sind.